Toilette als Abfalleimer
Abwassersyndikate klagen über Massen von Feuchttüchern, die Pumpen und Kanalrohre verstopfen
Grevenmacher/schifflingen. Eigentlich gehören keine anderen Produkte in die Toilette als eben Toilettenpapier. Gleichwohl haben offenbar einige Menschen zu Beginn der Corona-krise, als ganze Supermarktregale leer geräumt waren, auf andere Produkte wie Küchenpapier und Feuchttücher zurückgegriffen.
Besonders die Feuchttücher aus synthetischem Material führen in den Kläranlagen zu Problemen, weil sie sich nicht zersetzen und sich über lange Zeit in der Kanalisation ansammeln. „Dadurch setzen sich die Pumpen zu und können kaputt gehen“, sagt Gerry Bissen, Betriebsleiter beim Syndicat intercommunal à vocation écologique (Sivec) in Schifflingen.
In den Kanalrohren können die Rückstände von Feuchttüchern und anderen Produkten, die nicht für die Toilette gedacht sind, verklumpen und zu Rückstau führen. Die Folgen für die Häuser der Umgebung können verheerend sein, denn das Abwasser sprudelt dann unvorhergesehen in den Badezimmern aus den Leitungen.
„Besonders in Mischsystemen, wo Abwasser und Regenwasser gemeinsam abtransportiert werden, kommen die Feuchttücher nach kräftigem Regen als Klumpen in der Kläranlage an“, sagt Gerry Bissen. Weil es in den letzten Wochen nicht viel geregnet hat, könne er nicht sagen, ob das
Problem während der Coronakrise noch zugenommen hat.
Auch beim Abwassersyndikat STEP der Gemeinden Bettemburg, Düdelingen, Roeser, Kayl und Rümelingen hat man mit den Massen von Feuchttüchern zu kämpfen. Eine Informationskampagne vor drei Jahren habe keinen durchschlagenden Erfolg gehabt. Trotzdem müssten die Verbraucher wissen, dass Feuchttücher nicht in den Abfluss gehören, heißt es von dem Abwassersyndikat Peppingen.
Das ganze Land ist betroffen
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Eine ähnliche Aktion hatte Sidest, das Abwassersyndikat für den Luxemburger Osten, Anfang des Jahres lanciert. „Die Leute hatten daraufhin gemeint, die Feuchttücher seien nur ein Problem im Osten, aber es betrifft das ganze Land. Auch die Kläranlagen in Belgien leiden darunter“, sagt Jean-marie
Ries, Direktor des Sidest. Für eine Bilanz der Informationskampagne gegen Feuchttücher in der Kanalisation sei es noch zu früh. „Wir haben keine Evaluation, ob sich etwas geändert hat“, erklärt Jeanmarie Ries. Im Moment kämen immer noch Überbleibsel des synthetischen Materials an, sodass er nicht von einem Rückgang ausgehen könne.
In der Kläranlage werden grobe Feststoffe mit einem Siebrechen aus dem Abwasser entfernt. Trotzdem gelange noch viel in die Becken. Wenn sie geleert werden, sind die Rückstände von Feuchttüchern unübersehbar (siehe Foto). Beim Sidest hofft man, dass die Verbraucher auf Toilettenpapier zurückgreifen oder Feuchttücher wie vorgeschrieben per Mülleimer entsorgen.