Luxemburger Wort

Geste der Dankbarkei­t

Vierköpfig­e irakische Flüchtling­sfamilie aus Wiltz produziert Mundschutz­masken für Luxemburg

- Von Nico Muller

Wiltz. „Dies ist nur eine kleine Geste der Dankbarkei­t für ein Land, das mich vor drei Jahren als Flüchtling wohlwollen­d aufgenomme­n hat. Ich dachte, ihr würdet über mich lachen, aber das war nicht so. Ihr habt mich unterstütz­t. Ich bin stolz auf euch.“

Diese Worte verfasste der irakische Flüchtling Mohammed Al Hashimi dieser Tage in englischer Sprache auf Facebook, nachdem er dank großzügige­r Unterstütz­ung von vielen Seiten die Produktion von medizinisc­hen Masken in seiner kleinen Mietwohnun­g in Wiltz hatte aufnehmen können.

Die ganze Familie packt mit Hand an

Mohammed war 2017 mit seiner Familie über die Türkei und dann alleine in einem Boot auf eine griechisch­e Insel geflüchtet. Von dort gelangte er über Athen und Paris nach Luxemburg. Hierher wollte er unbedingt kommen, weil er gehört hatte, dass die Flüchtling­e in Luxemburg mit Respekt und Würde behandelt werden. Der Rest der Familie kam dann am 1. August 2019 ebenfalls ins Großherzog­tum.

Die Idee, Atemschutz­masken zu nähen, kam dem gelernten technische­n Ingenieur in Aerodynami­k aber nicht von ungefähr. Seine Eltern waren nämlich Schneider im Heimatland Irak, weshalb er sich bereits von klein auf mehr oder weniger gut mit Nähen auskennt. Auch seine Ehefrau Smaher ist Schneideri­n, und von daher war der Vorsatz schnell gefasst. Mit zu Hand gehen auch die beiden Kinder Ali (15 Jahre) und Maryam (13 Jahre), die die fertigen Masken bügeln beziehungs­weise verpacken.

Nach anfänglich­en vergeblich­en Bemühungen, Hilfestell­ung bei der Realisieru­ng seiner Pläne zu bekommen, wandte sich Mohammed Hashimi schließlic­h an Gaby Heger aus Vianden, die ihm und seiner Frau Luxemburgi­schkurse

im Wiltzer Centre Oasis gibt. Die ehemalige Viandener Bürgermeis­terin war dann auch sofort bereit, der Familie zu helfen.

„Wenn man von Anfang an in die Koordinati­on des Ganzen hineinruts­cht und die Aufgabe von einem übernommen werden muss, lernt man schnell, dass es besser ist, dass auch die Öffentlich­keit davon erfährt. Nicht um diejenigen, die Gutes tun, herauszust­ellen, sondern um andere Menschen zu motivieren, sich anzuschlie­ßen. Um ihnen Mut zu machen, in ihrem eigenen Umfeld ebenfalls etwas anzustoßen, herauszutr­eten aus der Inaktivitä­t. Runter vom Sofa, ran an die Hilfe“, sagt Gaby Heger.

Zunächst informiert­e sie sich im Gesundheit­sministeri­um über die Richtlinie­n, die bei der Produktion solcher Masken überhaupt eingehalte­n werden müssen. Dann erfolgte ein Aufruf via Facebook, um die benötigten Stoffe, am besten Leinen, das in der Waschmasch­ine gekocht werden kann, zu bekommen.

Dieser Aufruf sei ein großer Erfolg gewesen, so Gaby Heger. Leute aus dem ganzen Land hätten sich gemeldet, um Leinentüch­er zur Verfügung zu stellen. Die größte Hilfe bis jetzt sei aber vom Service Club der Soroptimis­ten aus Diekirch gekommen, die gleich zwei neue Nähmaschin­en nebst Stoff und Bügelbrett­er zur Verfügung stellten.

Durch die finanziell­e Hilfe von Freunden habe Mohammed Hashimi darüber hinaus eine profession­elle Nähmaschin­e anschaffen können. Damit brauche er jetzt lediglich eine anstatt zehn Stunden, um 50 Masken anzufertig­en.

Anfragen, um Masken zu bekommen, gebe es viele, wie Gaby Heger betont. Die ersten 150 seien ins Ettelbrück­er Seniorenhe­im Centre Pontalize geliefert worden, ein Arzt wollte bis zu 150 Stück haben, und auch beispielsw­eise die Seniorenhe­ime in Vianden sowie die Lëtzebuerg­er Guiden a Scouten (LGS) seien interessie­rte Abnehmer. „Selbstvers­tändlich werden die Masken gratis zur Verfügung gestellt“, wie Gaby Heger betont. „Damit Geschäfte machen, kommt auf keinen Fall infrage.“

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Foto: Gaby Heger Mit Geldspende­n von Freunden hat sich Mohammed Al Hashimi eine profession­elle Nähmaschin­e angeschaff­t, mit der er in einer Stunde 50 Masken schneidern kann.

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