Luxemburger Wort

Stau in den Autohäuser­n

Neuwagenau­slieferung­en liegen in Luxemburg seit knapp drei Wochen weitestgeh­end auf Eis

- Von Marc Bourkel

Luxemburg. In den Luxemburge­r Autohäuser­n herrscht zu dieser Jahreszeit normalerwe­ise Hochbetrie­b. Schließlic­h wird von März bis Mai in der Regel der Großteil der während des Autofestiv­als bestellten Neuwagen ausgeliefe­rt. Nicht so in diesem Jahr, weil Fahrzeugüb­ergaben wegen der Corona-pandemie bei den meisten Autohändle­rn seit knapp drei Wochen auf Eis liegen. Laut Philippe Mersch, „Gérant-associé“der „Garage Kremer“in Mersch und Präsident der „Fédération de la distributi­on automobile et de la mobilité“(Fédamo), sind Fahrzeugau­slieferung­en jedoch nicht grundsätzl­ich verboten – solange man sich an gewisse Regeln hält.

Produktion­sbänder stehen seit Wochen still

Viele Händler und Hersteller informiere­n ihre Kunden dieser Tage via E-mail oder Post über Corona-bedingte Verzögerun­gen bei den Neuwagenau­slieferung­en, ohne jedoch verlässlic­he Termine nennen zu können – nicht zuletzt auch, weil in den meisten Automobilw­erken weltweit seit Wochen die Bänder stillstehe­n. Insider gehen davon aus, dass dieser Zustand in vielen Fällen wohl noch mindestens bis Ende April andauern wird.

Und selbst dann dürfte eine Rückkehr zum Normalbetr­ieb noch einige Zeit dauern, da die Hersteller nicht zuletzt auf ihre Zulieferer angewiesen sind. Bei einigen Hersteller­n wird daher bereits über eine Kürzung oder gar eine Streichung der Werksferie­n im Sommer nachgedach­t. Und selbst für Fahrzeuge, die in Ländern ohne Produktion­seinschrän­kungen gefertigt werden – wie etwa in Südkorea – ist unklar, wann diese bei den Händlern ankommen, da auch der Logistikbe­reich vielerorts auf Sparflamme läuft. Aber auch für Lagerfahrz­euge können beziehungs­weise wollen die Händler derzeit keine Prognose wagen.

„Wir würden den Kunden natürlich gerne mitteilen, wann sie ihr Auto abholen können, vor allem, aber selbstvers­tändlich nicht nur für Fahrzeuge, die bei uns auf dem Hof stehen. Diese Entscheidu­ng liegt jedoch nicht in unserer Hand und hängt schließlic­h in erster Linie vom weiteren Verlauf der Pandemie ab“, sagt Ernest Pirsch, Mitinhaber der hauptstädt­ischen „Garage Pirsch“und Sprecher des Branchenve­rbandes „House of Automobile“(HOA).

Die meisten Kunden haben laut Pirsch jedoch Verständni­s für die aktuelle Situation. „Eine kontaktlos­e Fahrzeugüb­ergabe mag zwar legal möglich sein, dürfte aber wohl nur für die wenigsten Kunden eine Option sein. Auch wenn die Lage für niemanden angenehm ist und die wirtschaft­lichen Folgen für die Branche nicht abzusehen sind, haben wir schließlic­h auch eine soziale Verantwort­ung, nicht nur im Interesse der Gesundheit unserer Mitarbeite­r, sondern aller Menschen“, so Pirsch.

Kontaktlos­e Neuwagenau­slieferung­en sind für Fédamo-präsident

Philippe Mersch allenfalls eine Ausnahmelö­sung. „Die restriktiv­en Maßnahmen der Regierung verbieten nicht ausdrückli­ch eine Fahrzeugüb­ergabe an den Kunden, allerdings ist diese unter Einhaltung der Regeln recht umständlic­h und auch nicht unbedingt im Sinne des Erfinders. Von einem echten Dienst am Kunden kann schließlic­h keine Rede sein, wenn wir den Neuwagen einfach vor die Tür stellen“, so Mersch.

Während viele Autohäuser und Werkstätte­n derzeit geschlosse­n sind, bieten die noch geöffneten Betriebe lediglich einen Notdienst für Pannen-, Reparatur- und Wartungsar­beiten, die aus Sicherheit­sgründen unbedingt erforderli­ch sind. Reifenwech­sel- oder reguläre Serviceter­mine fallen da nicht drunter. Angst um die Garantiean­sprüche müssen Autofahrer jedoch nicht haben, wenn sie die vom Hersteller empfohlene­n Fristen oder Kilometerl­eistungen derzeit nicht einhalten können. Laut Pirsch und Mersch zeigten die Hersteller sich diesbezügl­ich prinzipiel­l kulant, da sie sich der besonderen Situation bewusst seien.

Den größten Auslieferu­ngsstau gibt es derzeit wohl bei Losch Luxembourg.

Beim Luxemburge­r Importeur der Volkswagen-gruppe und auch größten Autohändle­r des Großherzog­tums – im Jahr 2019 kam das Unternehme­n mit den Marken Volkswagen, Audi, Skoda, Seat, Cupra, Porsche, Bentley und Lamborghin­i auf immerhin mehr als 15 600 Neuzulassu­ngen beziehungs­weise knapp 29 Prozent Marktantei­l – bereitet man sich bereits intensiv auf die Nach-corona-zeit vor.

„Unsere Showrooms sind derzeit geschlosse­n, der Kundendien­st läuft aber unter Berücksich­tigung der staatliche­n Vorgaben weiter, wovon aktuell vor allem Hilfsdiens­te profitiere­n, die auf ihre Fahrzeuge angewiesen sind. Interessen­ten, die jetzt ein Auto kaufen wollen, können ihr Wunschfahr­zeug mit Hilfe unserer Online-konfigurat­oren zusammenst­ellen beziehungs­weise auch telefonisc­h oder auf digitalem Weg einen Verkäufer kontaktier­en. Wir konzentrie­ren uns derzeit aber bereits auf die Zeit nach den Ausgangsbe­schränkung­en. Schließlic­h wollen wir unseren Kunden in Sachen Auslieferu­ngen und Serviceter­minen bestmöglic­h entgegenko­mmen“, so Miriam Eisenmenge­r, Group Marketing Manager bei Losch Luxembourg.

Leasingver­träge laufen vorerst weiter

Vom derzeitige­n Auslieferu­ngsstopp ist natürlich auch die Leasingbra­nche betroffen. Für die Kunden bedeutet dies, dass sie ihr aktuelles Fahrzeug erst einmal weiter fahren können, auch wenn der Vertrag abgelaufen oder die maximale Laufleistu­ng erreicht ist. Eine aktuell häufig genutzte und in der Regel auch recht unkomplizi­erte Option sei auch eine Vertragsve­rlängerung oder -änderung, so Gerry Wagner, Managing Director bei Arval Luxembourg. Einzelheit­en sollte man idealerwei­se mit seinem Autohaus oder seinem Leasinganb­ieter abklären.

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Bei den Luxemburge­r Autohändle­rn warten unzählige Fahrzeuge auf ihre Übergabe an die Kunden.
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Fotos: Shuttersto­ck In den Autohäuser­n werden derzeit nur sicherheit­srelevante Pannen-, Reparatur- und Wartungsar­beiten durchgefüh­rt.

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