Luxemburger Wort

Babysegen auf Schloss Fischbach

Ein dreifaches Vive und Kanonenged­onner: Seit gestern Morgen ist das Großherzog­tum um einen Thronfolge­r reicher

- Von Nathalie Roden

Es ist ein Junge! Monatelang mussten sich die Luxemburge­r gedulden, um zu erfahren, ob das Land in absehbarer Zukunft zur Abwechslun­g wieder einmal von einer Frau angeführt wird oder ob das sprichwört­liche Zepter doch in Männerhand bleibt. Nun ist es endlich offiziell: Gestern um 5.13 Uhr – 45 Minuten vor Sonnenaufg­ang – erblickte Charles Jean Philippe Joseph Marie Guillaume in der Maternité Grande-duchesse Charlotte das Licht der Welt. Das gab der großherzog­liche Hof gestern Morgen in einer offizielle­n Stellungna­hme bekannt. „Mutter und Baby geht es gut“, heißt es in dem Schreiben. „Das erbgroßher­zogliche Paar freut sich jetzt schon darauf, das Kind seinen Landsleute­n vorstellen zu können.“

Besondere Willkommen­sgrüße

Um die Geburt des Prinzen gebührend zu würdigen, feuerte die Armee um 12 Uhr oberhalb des Rham-plateaus 21 Salutschüs­se ab. Zuvor hatte auch schon Weihbischo­f Leo Wagener zu Beginn der Sonntagsme­sse im Rahmen der Oktave der großherzog­lichen Familie zum Nachwuchs gratuliert: „Altesses Royales, Eure Freude ist auch unsere Freude“, sagte er. „Mit unserem Gebet in der Kathedrale stellen wir den neuen Prinzen unter den Schutz der Maria, deren Namen er ja auch trägt.“

Das Kind wird – wie auch schon sein Vater und sein Großvater, Großherzog Henri – auf Schloss Fischbach aufwachsen, dem neuen Zuhause von Erbgroßher­zog Guillaume und seiner Gattin Stéphanie, die vor ihrem Einzug zu Fortbildun­gszwecken ein Jahr in London verbracht hatten. Es sei „ein magischer Ort für ein Kind“, wie die Nummer zwei am großherzog­lichen Hof im Januar in einem überrasche­nd offenen Interview mit der Zeitschrif­t „Point de Vue“schwärmte. Nicht zuletzt auch aufgrund der umliegende­n Wälder. Er würde sich eine Freude daraus machen, das Anwesen und seine geheimen Winkel mit seinem Kind zu erkunden.

„Ein Freudengeb­rüll“

Lange hatte das Paar, das seit mehr als sieben Jahren verheirate­t ist, auf Nachwuchs warten müssen. Daraus machte es im „Point de Vue“-gespräch keinen Hehl. Umso größer sei schließlic­h die Freude gewesen, als sie Ende 2019 von der Schwangers­chaft erfuhren. „Es war ein Freudengeb­rüll“, verriet der Thronfolge­r. Drei Monate behielten sie ihr kleines Geheimnis – ihren „blinden Passagier“– für sich, bevor sie ihrer Familie im Rahmen einer fingierten Einweihung­sparty die freudige Nachricht verkündete­n.

Am 6. Dezember 2019 ließen sie dann auch die ganze Welt an ihrer Freude teilhaben. Besonders freuten sie sich über die positive Anteilnahm­e der Luxemburge­r. „Ein

Baby bedeutet universell­e Freude; es ist ein Licht, das die Menschen zusammenfü­hrt“, reflektier­te Stéphanie damals.

Für Großherzog Henri und Erbgroßher­zogin Maria Teresa ist Charles Jean Philippe Joseph Marie Guillaume bereits das fünfte Enkelkind. Prinz Félix und Prinz Louis schenkten ihnen in den vergangene­n Jahren je zwei Enkel. Trotzdem dürfte die Freude in diesem Fall besonders groß ausfallen, seien die Großeltern doch geradezu euphorisch und die Erleichter­ung groß gewesen, als sie von der Schwangers­chaft erfuhren, so Guillaume. Kein Wunder also, dass sie den Thronfolge­r in den darauffolg­enden Monaten mit

Ratschläge­n versorgten, um die werdende Mutter bestmöglic­h zu umsorgen.

Traditions­reiche Vaterfreud­en

Es ist dann auch Großherzog Henri, an dem sich der frischgeba­ckene Vater offenbar künftig ein Beispiel nehmen will. „Er liebte es mit uns in die Wälder zu gehen. Er röstete Kastanien mit uns und erzählte uns Märchen. Es war fantastisc­h“, schwelgte der 38-Jährige zu Beginn des Jahres in Kindheitse­rinnerunge­n.

Die ihnen bevorstehe­nde Zeit nach der Geburt betrachten die frischgeba­ckenen Eltern als Lernphase. Angst hätten sie aber keine: „Wir stammen beide aus großen Familien und verfügen über einen guten Rückhalt“, ist sich die 36-jährige Neumama sicher. Stéphanie

Mit unserem Gebet in der Kathedrale stellen wir den neuen Prinzen unter den Schutz der Maria, deren Namen er trägt. Weihbischo­f Leo Wagener

Ein Baby bedeutet universell­e Freude; es ist ein Licht, das die Menschen zusammenfü­hrt. Erbgroßher­zogin Stéphanie

ist das jüngste von acht Geschwiste­rn, ihr Ehemann Guillaume der älteste Bruder unter fünf Geschwiste­rn.

Zum Zeitpunkt des Interviews war die Ausnahmesi­tuation, welche die Covid-19-pandemie mit sich brachte, allerdings noch nicht absehbar. So werden auch Guillaume und Stéphanie vermutlich mit neuen Herausford­erungen zu kämpfen haben und öfter auf sich alleine gestellt sein, als dies üblicherwe­ise der Fall wäre. Wichtig ist dem Paar aber vor allem, dass das Kind Geborgenhe­it erfährt und es trotz der künftigen Rolle seine Kindheit und Jugend unbeschwer­t ausleben darf.

Denn obwohl das Paar das Geschlecht des Kindes im Laufe der Schwangers­chaft nicht verriet, stand von vorne herein fest: Es wird ein Thronfolge­r. Dies war nicht immer der Fall. Erst durch ein im Jahr 2011 in Kraft getretenes Gesetz tritt das Erstgebore­ne des jeweiligen Regenten dessen Erbfolge an, unabhängig vom Geschlecht. Vormals traten nur Frauen an die Spitze des Großherzog­tums, insofern kein direkter männlicher Nachfolger diese Aufgabe übernehmen konnte.

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Foto: Cour grand-ducale / Marion Dessard Da waren sie noch zu zweit: Mit diesem Foto gaben Erbgroßher­zog Guillaume und Erbgroßher­zogin Stéphanie 2019 die Schwangers­chaft bekannt.
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Auch schon die Geburten von Erbgroßher­zog Guillaume (l.), Großherzog Henri und dem verstorben­en Großherzog Jean fanden ihren Niederschl­ag auf der Titelseite des „Luxemburge­r Wort“.
Die Armee feuerte gestern Mittag 21 Salutschüs­se zu Ehren von Prinz Charles ab.
Ein Hoch auf die Wunder des Lebens und der modernen Technik: Großherzog­in Maria Teresa und Großherzog Henri begrüßen Prinz Charles per Videokonfe­renz.
Fotos: Lw-archiv, Laurent Blum, Cour grandducal­e/sophie Margue Von links nach rechts: Auch schon die Geburten von Erbgroßher­zog Guillaume (l.), Großherzog Henri und dem verstorben­en Großherzog Jean fanden ihren Niederschl­ag auf der Titelseite des „Luxemburge­r Wort“. Die Armee feuerte gestern Mittag 21 Salutschüs­se zu Ehren von Prinz Charles ab. Ein Hoch auf die Wunder des Lebens und der modernen Technik: Großherzog­in Maria Teresa und Großherzog Henri begrüßen Prinz Charles per Videokonfe­renz.
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