Babysegen auf Schloss Fischbach
Ein dreifaches Vive und Kanonengedonner: Seit gestern Morgen ist das Großherzogtum um einen Thronfolger reicher
Es ist ein Junge! Monatelang mussten sich die Luxemburger gedulden, um zu erfahren, ob das Land in absehbarer Zukunft zur Abwechslung wieder einmal von einer Frau angeführt wird oder ob das sprichwörtliche Zepter doch in Männerhand bleibt. Nun ist es endlich offiziell: Gestern um 5.13 Uhr – 45 Minuten vor Sonnenaufgang – erblickte Charles Jean Philippe Joseph Marie Guillaume in der Maternité Grande-duchesse Charlotte das Licht der Welt. Das gab der großherzogliche Hof gestern Morgen in einer offiziellen Stellungnahme bekannt. „Mutter und Baby geht es gut“, heißt es in dem Schreiben. „Das erbgroßherzogliche Paar freut sich jetzt schon darauf, das Kind seinen Landsleuten vorstellen zu können.“
Besondere Willkommensgrüße
Um die Geburt des Prinzen gebührend zu würdigen, feuerte die Armee um 12 Uhr oberhalb des Rham-plateaus 21 Salutschüsse ab. Zuvor hatte auch schon Weihbischof Leo Wagener zu Beginn der Sonntagsmesse im Rahmen der Oktave der großherzoglichen Familie zum Nachwuchs gratuliert: „Altesses Royales, Eure Freude ist auch unsere Freude“, sagte er. „Mit unserem Gebet in der Kathedrale stellen wir den neuen Prinzen unter den Schutz der Maria, deren Namen er ja auch trägt.“
Das Kind wird – wie auch schon sein Vater und sein Großvater, Großherzog Henri – auf Schloss Fischbach aufwachsen, dem neuen Zuhause von Erbgroßherzog Guillaume und seiner Gattin Stéphanie, die vor ihrem Einzug zu Fortbildungszwecken ein Jahr in London verbracht hatten. Es sei „ein magischer Ort für ein Kind“, wie die Nummer zwei am großherzoglichen Hof im Januar in einem überraschend offenen Interview mit der Zeitschrift „Point de Vue“schwärmte. Nicht zuletzt auch aufgrund der umliegenden Wälder. Er würde sich eine Freude daraus machen, das Anwesen und seine geheimen Winkel mit seinem Kind zu erkunden.
„Ein Freudengebrüll“
Lange hatte das Paar, das seit mehr als sieben Jahren verheiratet ist, auf Nachwuchs warten müssen. Daraus machte es im „Point de Vue“-gespräch keinen Hehl. Umso größer sei schließlich die Freude gewesen, als sie Ende 2019 von der Schwangerschaft erfuhren. „Es war ein Freudengebrüll“, verriet der Thronfolger. Drei Monate behielten sie ihr kleines Geheimnis – ihren „blinden Passagier“– für sich, bevor sie ihrer Familie im Rahmen einer fingierten Einweihungsparty die freudige Nachricht verkündeten.
Am 6. Dezember 2019 ließen sie dann auch die ganze Welt an ihrer Freude teilhaben. Besonders freuten sie sich über die positive Anteilnahme der Luxemburger. „Ein
Baby bedeutet universelle Freude; es ist ein Licht, das die Menschen zusammenführt“, reflektierte Stéphanie damals.
Für Großherzog Henri und Erbgroßherzogin Maria Teresa ist Charles Jean Philippe Joseph Marie Guillaume bereits das fünfte Enkelkind. Prinz Félix und Prinz Louis schenkten ihnen in den vergangenen Jahren je zwei Enkel. Trotzdem dürfte die Freude in diesem Fall besonders groß ausfallen, seien die Großeltern doch geradezu euphorisch und die Erleichterung groß gewesen, als sie von der Schwangerschaft erfuhren, so Guillaume. Kein Wunder also, dass sie den Thronfolger in den darauffolgenden Monaten mit
Ratschlägen versorgten, um die werdende Mutter bestmöglich zu umsorgen.
Traditionsreiche Vaterfreuden
Es ist dann auch Großherzog Henri, an dem sich der frischgebackene Vater offenbar künftig ein Beispiel nehmen will. „Er liebte es mit uns in die Wälder zu gehen. Er röstete Kastanien mit uns und erzählte uns Märchen. Es war fantastisch“, schwelgte der 38-Jährige zu Beginn des Jahres in Kindheitserinnerungen.
Die ihnen bevorstehende Zeit nach der Geburt betrachten die frischgebackenen Eltern als Lernphase. Angst hätten sie aber keine: „Wir stammen beide aus großen Familien und verfügen über einen guten Rückhalt“, ist sich die 36-jährige Neumama sicher. Stéphanie
Mit unserem Gebet in der Kathedrale stellen wir den neuen Prinzen unter den Schutz der Maria, deren Namen er trägt. Weihbischof Leo Wagener
Ein Baby bedeutet universelle Freude; es ist ein Licht, das die Menschen zusammenführt. Erbgroßherzogin Stéphanie
ist das jüngste von acht Geschwistern, ihr Ehemann Guillaume der älteste Bruder unter fünf Geschwistern.
Zum Zeitpunkt des Interviews war die Ausnahmesituation, welche die Covid-19-pandemie mit sich brachte, allerdings noch nicht absehbar. So werden auch Guillaume und Stéphanie vermutlich mit neuen Herausforderungen zu kämpfen haben und öfter auf sich alleine gestellt sein, als dies üblicherweise der Fall wäre. Wichtig ist dem Paar aber vor allem, dass das Kind Geborgenheit erfährt und es trotz der künftigen Rolle seine Kindheit und Jugend unbeschwert ausleben darf.
Denn obwohl das Paar das Geschlecht des Kindes im Laufe der Schwangerschaft nicht verriet, stand von vorne herein fest: Es wird ein Thronfolger. Dies war nicht immer der Fall. Erst durch ein im Jahr 2011 in Kraft getretenes Gesetz tritt das Erstgeborene des jeweiligen Regenten dessen Erbfolge an, unabhängig vom Geschlecht. Vormals traten nur Frauen an die Spitze des Großherzogtums, insofern kein direkter männlicher Nachfolger diese Aufgabe übernehmen konnte.