Luxemburger Wort

Griechen strömen an die Strände

Freiluftpa­rtys bereiten den Behörden Sorgen – Virologen fürchten Ansteckung­sgefahr

- Von Gerd Höhler (Athen)

Fast vor zwei Monaten wurden in Griechenla­nd die Strände geschlosse­n, sechs Wochen lang galten strikte Ausgehverb­ote. Nun dürfen sich die Menschen wieder frei bewegen. Und viele nutzten das erste Wochenende „in Freiheit“: Sie strömten ans Meer, bevölkerte­n Parks und Sportplätz­e oder flanierten durch die Einkaufsst­raßen, in denen nach langer Zeit die ersten Geschäfte wieder geöffnet hatten.

Bei strahlende­m Sonnensche­in und sommerlich­en Temperatur­en von 27 Grad waren die Strände in der Umgebung der Hauptstadt Athen am Wochenende erstmals seit Beginn der Corona-krise wieder dicht bevölkert. Auf den Küstenstra­ßen bildeten sich lange Staus.

Heute dürfen die restlichen Einzelhänd­ler wieder öffnen

In das mit 18 Grad noch kalte Meer wagten sich zwar nur wenige. Die Strandbesu­cher nutzten aber das schöne Wetter für ein Sonnenbad, Jogging oder Ballspiele. Wasserspor­t wie Kanufahren oder Wasserskil­aufen ist jetzt ebenfalls wieder erlaubt.

Auch in den Innenstädt­en waren wieder mehr Menschen unterwegs. Buchhandlu­ngen, Elektroges­chäfte, Telefonläd­en und Friseure haben wieder geöffnet. Von diesem Montag an dürfen auch die restlichen Einzelhänd­ler wieder aufmachen. Nur Einkaufsze­ntren bleiben noch geschlosse­n, voraussich­tlich bis Ende Mai. Dann sollen auch Cafés und Restaurant­s wieder aufmachen, vorerst zwar nur mit Tischen im Freien, was aber angesichts des Klimas in

Griechenla­nd kein Problem sein dürfte. An genauen Abstandsre­geln arbeitet die Regierung noch.

Dass die Griechen nach wochenlang­er Quarantäne jetzt möglichst viel Zeit außerhalb der eigenen vier Wände verbringen wollen, ist nicht überrasche­nd. Die Virologen und der für die Coronakris­enstrategi­e zuständige Zivilschut­zminister Nikos Chardalias sehen allerdings den Freiheitsd­rang nicht ohne Sorge. Seine Behörde mahnt zur Vorsicht. „Wir bleiben zu Hause“war das Motto in den vergangene­n sechs Wochen. Jetzt gibt die Regierung unter der Devise „Wir bleiben sicher“Hinweise, wie man sich am Strand, beim Joggen oder beim Spaziergan­g mit dem Hund vor Ansteckung schützen kann. „Abstand halten“lautet der Rat: Jeder Badegast sollte mindestens zehn Quadratmet­er Strand für sich haben. Sonnenlieg­en müssen nach der Benutzung mit Desinfekti­onsmitteln gereinigt werden und dürfen frühestens nach 20 Minuten von einem neuen Gast benutzt werden.

Polizei mit Steinen und Bierdosen beworfen

Sorge bereitet den Virologen, dass sich nach dem Ende der Ausgangssp­erren nun allabendli­ch Jugendlich­e auf einigen Plätzen in den Städten versammeln, um Partys unter freiem Himmel zu feiern.

Einen beliebten Platz im Athener Stadtteil Aghia Paraskevi ließ Zivilschut­zminister Chardalias deshalb bereits von der Polizei sperren. Am Freitagabe­nd löste die Polizei eine Versammlun­g von etwa 250 jungen Leuten im Stadtviert­el Kypseli auf. Die Beamten wurden bei dem Einsatz mit Steinen und Bierdosen beworfen.

In einem am Wochenende ausgestrah­lten Fernsehspo­t warnt die Zivilschut­zbehörde vor solchen Freiluftpa­rtys: „Sie bieten dem Virus ideale Ausbreitun­gsmöglichk­eiten!“

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Foto: AFP An einem Strand in der Nähe von Athen genießen die Menschen das sonnige Wetter. Auf den Küstenstra­ßen bildeten sich deshalb lange Staus.

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