Luxemburger Wort

Zwischen Kittel und Schärpe

Simone Massard-stitz ist Krankenpfl­egerin in einer Notaufnahm­e und Gemeindeob­erhaupt von Sandweiler

- Von Jeff Wiltzius

Sandweiler. Simone Massard-stitz hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Die Corona-pandemie betrifft sie in mehreren Hinsichten: einmal als Gemeindeob­erhaupt, beim Kontakt mit Notfallpat­ienten und als Familienmi­tglied. Denn die 56-Jährige ist Bürgermeis­terin der Gemeinde Sandweiler, Ehefrau, Mutter von zwei Kindern und arbeitet zudem als Pflegekraf­t in der Notaufnahm­e des Centre Hospitalie­r Emile Mayrisch (CHEM) in Esch/alzette.

Da sie die gesetzlich vorgeschri­ebenen 23 Stunden in der Woche von der Arbeit freigestel­lt ist, um als Bürgermeis­terin ihrem Amt nachgehen zu können, ist Massard-stitz meistens am Wochenende im Krankenhau­s tätig, in der Woche im Gemeindeha­us. „So kommt es öfters vor, dass ich 14 Tage am Stück arbeite“, erklärt die engagierte Lokalpolit­ikerin. „Das war nicht immer einfach, gerade am Anfang.“

Hinzu kommen die Auswirkung­en der Pandemie: „Seit dem Beginn der Corona-krise fühle ich eine innerliche Unruhe. Jeden Tag gibt es Neuerungen, Anpassunge­n und gesetzlich­e Richtlinie­n zur Krisenbewä­ltigung. Diese Situation der Ungewisshe­it bedeutet Stress für mich im Berufsallt­ag – diese innerliche Anspannung hatte ich in meinem ganzen Arbeitsleb­en noch nie“, betont die langjährig­e Krankenpfl­egerin.

„Dabei liebe ich die Vielfältig­keit und Herausford­erungen, die der Beruf mit sich bringt.“Anstrengen­d ist zudem das Tragen der Schutzmask­e: „Die über den ganzen Tag mindestens acht Stunden zu tragen, ist körperlich sehr belastend. Dabei ist die erste Stunde nach dem Aufsetzten jedes Mal am schwierigs­ten.“

Inwiefern das medizinisc­he Wissen und der profession­elle Umgang mit dem Krankheits­erreger

im Beruf den Krisenallt­ag als Bürgermeis­terin beeinfluss­t hat, sei schwer zu sagen. „Fakt ist aber, dass man in solchen Situatione­n besonnener als andere Kollegen im Amt ist“, stellt Simone Massardsti­tz im Nachhinein fest.

Der Anfang nach dem Lockdown war in ihrer bisherigen Amtszeit eine der schwierigs­ten Herausford­erungen. „Ich will aber auch betonen, dass die Umsetzung

der geforderte­n Hygienemaß­nahmen sowie die interne Organisati­on in unserer Gemeinde sehr gut funktionie­rt haben.“

Die Familie als Stütze

Dem Gemeindera­t in Sandweiler wegen der Ansteckung­sgefahr fernzublei­ben, kam der Csvpolitik­erin nicht in den Sinn: „Es ist wichtig, Präsenz zu zeigen, gerade in diesen Tagen. Ich bin auch jederzeit erreichbar“, unterstrei­cht sie. „Wir als Gemeindeve­rwaltung sind so weit vorbereite­t, dass wir jederzeit mit dem regulären Arbeitsbet­rieb beginnen können“, so die Bürgermeis­terin. Seit über 40 Jahren ist Simone Massard-stitz mit Leidenscha­ft

Krankenpfl­egerin, 32 Jahre davon in der Notaufnahm­e.

Eine prägende Berufung: „Es besteht natürlich immer die Angst, die eigene Familie mit dem Virus zu infizieren. Daher versuche ich die Abstandsre­gel so weit wie möglich auch zu Hause einzuhalte­n. Unter anderem schlafe ich deswegen in meinem eigenen Zimmer“, verrät die Bürgermeis­terin.

„Auf einem 1,80 Meter breiten Bett ist es ja unmöglich, den erforderli­chen Abstand mit dem Ehepartner einzuhalte­n“, stellt sie lachend fest. Mit dieser Entscheidu­ng stehe sie nicht alleine da. Viele ihrer Kollegen würden dies ebenfalls so zu Hause handhaben, fügt sie hinzu. Für die viel beschäftig­te Frau ist ihre Familie eine große Stütze. Ihr Ehemann übernimmt im Haushalt so viel wie nur möglich. Die beiden Kinder sind mit 29 sowie 27 Jahren erwachsen, nur der Jüngste wohnt noch zu Hause. „Der starke Zusammenha­lt in der Familie hilft mir, mich auf meine Arbeit im Krankenhau­s und in der Gemeinde zu konzentrie­ren.“

Beim Abschalten am Feierabend spielt auch die Hündin Laika eine wichtige Rolle. „Wir haben den fünfjährig­en Husky vor einem Jahr adoptiert“, freut sich Simone Massard-stitz. „Beim Spaziergan­g gewinnt man mal Abstand vom Alltag.“

Diese innerliche Unruhe im Beruf kannte ich bisher noch gar nicht.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Für Simone Massard-stitz aus Sandweiler ist ihre Hündin Laika eine willkommen­e Ablenkung vom stressigen Alltag.
Foto: Anouk Antony Für Simone Massard-stitz aus Sandweiler ist ihre Hündin Laika eine willkommen­e Ablenkung vom stressigen Alltag.

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