Auf neuen Wegen zu den Menschen
Das Oktavbrot ist eine alte, aber noch heute lebendige Tradition zur Wallfahrt
Mit etwas Nostalgie erinnere ich mich in diesen Krisentagen des Öfteren an meine Kinderzeit, als der Vater es nie versäumte, ein Kreuz auf den Rücken des frischgebackenen Brotlaibes zu ritzten, bevor es angeschnitten wurde. In jener Zeit hatte das Brot einen hohen Stellenwert. Man ging nicht leichtfertig damit um. Das Brot war auch ein Zeichen der Gastfreundschaft, das auch unvorhergesehenen Gästen gerne angeboten wurde.
Auf der Suche nach einem Symbol für die diesjährige Muttergottesoktave, das die Herzen der Menschen berühren sollte, wurde die Idee eines „Oktavbrotes“geboren. Brotbacken kann verschiedene Zugänge eröffnen. Es führt zu den Menschen und auch ins Herz der Evangelien. Dort wird das Reich Gottes mit einer Frau verglichen, die einen Sauerteig anrührt, um ihn dann unter den Teig
Eine alte Luxemburger Tradition: das Oktavbrot zu heben, damit das Ganze aufgeht (Mt 13,33).
Wer bereits einmal Brot gebacken hat, weiß, dass es eine gewisse Kenntnis und auch Zeit braucht. Beim diesjährigen patentierten Oktavbrot besteht das Rezept aus Dinkelmehl, mit einer besonderen Zutat, nämlich mit Bohnenkraut (oder einem anderen herzhaften Gewürz).
Es geht nicht nur um die Backkunst
Hierbei geht es nicht nur um Backkunst. Vielmehr geht es darum, Maria nach Hause einzuladen, da die Wallfahrt zur Kathedrale in diesem Jahr wegen der Coronapandemie abgesagt wurde.
Bereits während der ersten Oktavwoche fand das Oktavbrot seinen Einzug in das Alltagsleben von Einzelpersonen und Familien und stieß auch auf ein breites
Echo in Ordens- und Sprachengemeinschaften der Erzdiözese (Portugiesen, Franzosen, Italiener, Engländer und Polen). Sogar eine muslimische Familie aus dem Irak hat spontan beim „Oktavbrotbacken“mitgemacht. Es blieb meistens nicht nur beim Backen, sondern es wurde auch eine kleine Hausliturgie gefeiert, um das Brot danach zu teilen. Brot verbindet über alle kulturellen, konfessionellen und sprachlichen Barrieren hinweg. Gerade in Zeiten der Isolierung bringt das Teilen des Brotes Menschen zusammen.
Weitere Informationen zum Oktavbrot auf der Facebookseite Oktavbrout-le Pain de l’octave und unter www.octave.lu
* Die Autorin ist Vorsitzende der diözesanen Oktavkommission