Luxemburger Wort

Auf neuen Wegen zu den Menschen

Das Oktavbrot ist eine alte, aber noch heute lebendige Tradition zur Wallfahrt

- Von Renée Schmit *

Mit etwas Nostalgie erinnere ich mich in diesen Krisentage­n des Öfteren an meine Kinderzeit, als der Vater es nie versäumte, ein Kreuz auf den Rücken des frischgeba­ckenen Brotlaibes zu ritzten, bevor es angeschnit­ten wurde. In jener Zeit hatte das Brot einen hohen Stellenwer­t. Man ging nicht leichtfert­ig damit um. Das Brot war auch ein Zeichen der Gastfreund­schaft, das auch unvorherge­sehenen Gästen gerne angeboten wurde.

Auf der Suche nach einem Symbol für die diesjährig­e Muttergott­esoktave, das die Herzen der Menschen berühren sollte, wurde die Idee eines „Oktavbrote­s“geboren. Brotbacken kann verschiede­ne Zugänge eröffnen. Es führt zu den Menschen und auch ins Herz der Evangelien. Dort wird das Reich Gottes mit einer Frau verglichen, die einen Sauerteig anrührt, um ihn dann unter den Teig

Eine alte Luxemburge­r Tradition: das Oktavbrot zu heben, damit das Ganze aufgeht (Mt 13,33).

Wer bereits einmal Brot gebacken hat, weiß, dass es eine gewisse Kenntnis und auch Zeit braucht. Beim diesjährig­en patentiert­en Oktavbrot besteht das Rezept aus Dinkelmehl, mit einer besonderen Zutat, nämlich mit Bohnenkrau­t (oder einem anderen herzhaften Gewürz).

Es geht nicht nur um die Backkunst

Hierbei geht es nicht nur um Backkunst. Vielmehr geht es darum, Maria nach Hause einzuladen, da die Wallfahrt zur Kathedrale in diesem Jahr wegen der Coronapand­emie abgesagt wurde.

Bereits während der ersten Oktavwoche fand das Oktavbrot seinen Einzug in das Alltagsleb­en von Einzelpers­onen und Familien und stieß auch auf ein breites

Echo in Ordens- und Sprachenge­meinschaft­en der Erzdiözese (Portugiese­n, Franzosen, Italiener, Engländer und Polen). Sogar eine muslimisch­e Familie aus dem Irak hat spontan beim „Oktavbrotb­acken“mitgemacht. Es blieb meistens nicht nur beim Backen, sondern es wurde auch eine kleine Hausliturg­ie gefeiert, um das Brot danach zu teilen. Brot verbindet über alle kulturelle­n, konfession­ellen und sprachlich­en Barrieren hinweg. Gerade in Zeiten der Isolierung bringt das Teilen des Brotes Menschen zusammen.

Weitere Informatio­nen zum Oktavbrot auf der Facebookse­ite Oktavbrout-le Pain de l’octave und unter www.octave.lu

* Die Autorin ist Vorsitzend­e der diözesanen Oktavkommi­ssion

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg