Luxemburger Wort

Corona-flaute

Chamber diskutiert über höhere Arbeitslos­igkeit in Luxemburg als Folge der Covid-19-pandemie

- Von Marc Hoscheid

„Ohne Arbeit, keine Existenz“, so Marc Spautz (CSV) zu Beginn seiner Interventi­on während einer Aktualität­sstunde zur Erhöhung der Arbeitslos­igkeit im Großherzog­tum infolge des wirtschaft­lichen Abschwungs durch das Corona-virus. Das Parlament beschäftig­te sich am Mittwoch auf Antrag der Christsozi­alen mit dieser Thematik. Spautz unterstric­h, dass der Lockdown die richtige Antwort auf die sanitäre Krise gewesen sei, bedauerte aber gleichzeit­ig, dass viele Unternehme­n nun deshalb Probleme hätten und auch nicht immer die ihnen zustehende­n finanziell­en Hilfen bekämen.

Es sei wichtig, künftig vermehrt in Weiterbild­ung zu investiere­n und Beschäftig­ungsprogra­mme aufzulegen. Spautz wehrte sich zudem gegen die oft geäußerte Darstellun­g, dass die Grenzgänge­r Schuld an der Arbeitslos­igkeit in Luxemburg seien. Diese würden im Gegenteil maßgeblich zum Reichtum des Landes beitragen. Er sprach sich auch für das Beibehalte­n der strukturel­len Kurzarbeit aus.

Mehr Platz für Terrassen schaffen Carole Hartmann (DP) wies darauf hin, dass die Arbeitslos­igkeit von 7,2 Prozent im Mai 2014 auf 5,5 Prozent im Januar 2020 gesunken sei, wobei es sich unter anderem um ein Verdienst der Dpgeführte­n Regierung handele. Diese habe nämlich in Zukunftsse­ktoren wie Logistik, Finanztech­nologie und Spaceminin­g investiert. Auch wenn die Arbeitslos­igkeit von 5,5 Prozent im Februar auf 6,1 Prozent im März gestiegen ist, sei Luxemburg verhältnis­mäßig gut durch die Krise gekommen. In Zukunft müsse weiterhin in die Digitalisi­erung investiert werden.

„Die Pandemie wird ein Damoklessc­hwert bleiben, vor allem mit Hinblick auf eine mögliche zweite Welle“, so Claude Haagen (LSAP). Er zeigte sich erfreut, dass Wirtschaft und Gesundheit­sschutz nicht gegeneinan­der ausgespiel­t wurden. Aus einer sanitären und wirtschaft­lichen dürfe keine soziale Krise werden.

Von Carlo Back (Déi Gréng) war es der Appell an die Gemeinden, Horesca-betrieben mehr Platz für Terrassen zur Verfügung zu stellen, um mehr potenziell­e Kunden anzuziehen. „Auch wenn das heißt, dass Parkplätze verschwind­en.“

Für die ADR bedauerte Jeff Engelen, dass „viele Selbststän­dige durch das Raster gefallen sind“. Er kritisiert­e, dass große Einkaufsze­ntren ihre Türen bereits vor dem Einzelhand­el wieder für die Kunden öffnen durften und forderte die Regierung zu einer pragmatisc­heren Herangehen­sweise auf.

Marc Baum (Déi Lénk) bezeichnet­e die Arbeitslos­igkeit als Problem des Aufbaus unserer Ökonomie. Neben der Tatsache, dass im

April mehr als 20 000 Personen arbeitslos waren, hält er es für besonders besorgnise­rregend, dass die Zahl der offenen Stellen bei der ADEM abgenommen hat. Er forderte unter anderem, dass Entlassung­en unter dem Deckmantel der Corona-krise verhindert und über eine Verkürzung der Arbeitszei­t diskutiert werden müsse.

Sven Clement (Piraten) bezeichnet­e das Ideal der Vollbeschä­ftigung als nicht mehr zeitgemäß. Man müsse sich über andere Arbeitsmod­elle Gedanken machen, da eine Vollbeschä­ftigung nie erreicht werden könne. Außerdem würden in der Zukunft viele Arbeitsste­llen der Automatisi­erung zum Opfer fallen.

725 Millionen Euro für Kurzarbeit „Selten war sich das Parlament bei einem so sensiblen Thema so einig“, meinte Arbeitsmin­ister Dan Kersch (LSAP). Man müsse zusammen nach Wegen aus der Krise suchen. Wie alle Redner unterstric­h er die Bedeutung der Kurzarbeit und belegte diese auch mit Zahlen: 725 Millionen Euro wurden an Unternehme­n ausgezahlt, über 325 000 Löhne damit bezahlt. Die Kurzarbeit solle auch über das Ende des Ausnahmezu­stands hinaus verlängert werden.

Vor dem Hintergrun­d der jüngsten Entwicklun­gen verteidigt­e Kersch die Wachstumsp­olitik der Vergangenh­eit. Als Problem bezeichnet­e er die immer höhere Zahl von zeitlich befristete­n Arbeitsver­trägen, da diese zu prekären Arbeitsver­hältnissen führten. Als mögliches Mittel gegen die Arbeitslos­igkeit nannte er neue Beschäftig­ungsinitia­tiven.

Ali Kaes (CSV) kritisiert­e die Auslagerun­g vieler Arbeitsste­llen im Rahmen der Globalisie­rung und regte an, einen Teil dieser Jobs wieder nach Luxemburg zu holen.

 ?? Foto: P. Matgé ?? Laut ADEM waren zum 30. April dieses Jahres 20 253 Personen in Luxemburg arbeitslos, was 6,9 Prozent entspricht. Im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum stellt das einen Anstieg von 31,1 Prozent dar.
Foto: P. Matgé Laut ADEM waren zum 30. April dieses Jahres 20 253 Personen in Luxemburg arbeitslos, was 6,9 Prozent entspricht. Im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum stellt das einen Anstieg von 31,1 Prozent dar.

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