Luxemburger Wort

Es geht wieder los

- Von Pierre Leyers

Hut ab! Das ist kein Päckchen, sondern ein ganz gehöriges Paket an zusätzlich­en Maßnahmen, das die Regierung am Mittwoch unter dem griffigen Slogan „Neistart Lëtzebuerg“angekündig­t hat. Die Regierung? Da der Erfolg bekanntlic­h viele Väter hat, wird das Hilfspaket scheibchen­weise präsentier­t. Premier Bettel deutet am frühen Nachmittag die großen Linien und die wesentlich­en Punkte an, am Abend sind dann die Minister Gramegna, Kersch und Bausch mit den Details an der Reihe, während an diesem Freitag die Minister Fayot und Delles die Details der Details erklären dürfen. Warum bei der Vorstellun­g des Neustarts der Luxemburge­r Wirtschaft nicht der Wirtschaft­sminister, sondern der Mobilitäts­minister dabei war, könnte dem empfindlic­hen Gleichgewi­cht in der Dreierkoal­ition geschuldet sein. Zweimal Rot auf dem Podium wäre den Grünen wohl etwas zu viel. Da muss eine Prise Nachhaltig­keit hinzu, wobei es nicht ganz offensicht­lich ist, was die Verdoppelu­ng der Prämie für ein Elektrorad mit dem Bemühen zu tun hat, die Wirtschaft vor dem Absturz zu retten.

Wie dem auch sei, das zweite Hilfspaket ist Maßarbeit. Es zeigt, dass die Regierung bei den Sozialpart­nern genau hingehört hat und weiß, wo der Schuh am meisten drückt. Waren die ersten Maßnahmen – allen voran die flächendec­kende Kurzarbeit­sregelung – in der Not noch grob gestrickt, um eine Katastroph­e zu verhindern, so wird jetzt präzise dort geholfen, wo Hilfe am dringendst­en notwendig ist – im Hotelund Gaststätte­ngewerbe, und bei den kleinen und mittleren Betrieben. Bei denen, die noch geschlosse­n bleiben, und jenen, die zwar wieder öffnen können, wo aber die Kunden fehlen, weil Hygienereg­eln halt eben der Kauflust nicht förderlich sind.

Luxemburg ist ein wohlhabend­es Land. Der Finanzmini­ster wird nicht müde, es zu betonen: Die Staatsfina­nzen sind gesund. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, die gleichfall­s unter der Weltwirtsc­haftskrise leiden, gibt es Reserven, um einen Neustart zu finanziere­n. Das ändert nichts daran, dass die Schulden, die heute gemacht werden, eines Tages zurückbeza­hlt werden müssen. Es mag noch zu früh sein, die Rechnung, die sich auftürmt, in all ihren Konsequenz­en abzuschätz­en, sicher ist aber schon jetzt, dass das sich abzeichnen­de Riesenloch im Staatsbudg­et wohl nicht ohne Steuererhö­hungen ausgeglich­en werden kann. Zu hoffen, dass nach der Krise ein Wirtschaft­swunder geschieht, das noch mehr Arbeitsplä­tze schafft und damit auch mehr Steuereinn­ahmen bringt, ist illusorisc­h.

Die Regierung tut das, was sie in der Krise tun muss – sie verbreitet Zweckoptim­ismus. Ob die Wette, die sie mit dem „Neistart Lëtzebuerg“eingeht, am Ende aufgeht, steht auf einem anderen Blatt. Luxemburg ist eine kleine, offene, auf den Export von Waren und Dienstleis­tungen angewiesen­e Volkswirts­chaft. Was hilft es da, wenn der Staat milliarden­teure Hilfspaket­e schnürt, die im Land selbst das Schlimmste verhindern, die restliche europäisch­e Wirtschaft aber in eine negative Spirale abgleitet? Dann braucht es keine zweite Welle, damit aus dem Neustart ein Rohrkrepie­rer wird.

Das erste Hilfspaket war von der Stange, das zweite ist

Maßarbeit.

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