Mehr als fünf Millionen Corona-infektionen weltweit
Die Dunkelziffer dürfte ein Vielfaches des offiziellen Werts betragen – erstmals mehr als 20 000 neue Fälle pro Tag in Brasilien
Washington/brasília. Seit dem Beginn der Corona-pandemie haben sich Us-wissenschaftlern zufolge weltweit mehr als fünf Millionen Menschen nachweislich mit dem neuartigen Virus infiziert. Das ging gestern aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Demnach starben bereits rund 328 000 Menschen nach einer Ansteckung mit dem Corona-virus. Knapp jede dritte Infektion wurde in den USA nachgewiesen.
Die Webseite der Hopkins-uni wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden die Zahlen zuletzt aber auch wieder nach unten korrigiert. Experten gehen in jedem Fall von einer hohen Dunkelziffer aus. Die registrierten Fälle steigen nach Angaben der WHO rasch. „In den vergangenen 24 Stunden wurden der WHO 106 000 neue Fälle gemeldet – so viel wie nie zuvor innerhalb eines Tages seit der Ausbruch begann“, sagte WHO-CHEF Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch. „Wir haben noch einen langen Weg zu gehen in dieser Pandemie.“
Ermutigende Signale aus Südkorea Tedros verwies aber auch auf positive Aspekte. Es sei beeindruckend zu sehen, wie Länder wie Südkorea auf den Erfahrungen des Ausbruchs der von anderen Coronaviren ausgelösten Krankheit Mers aufgebaut hätten – mit einer schnell eingesetzten Strategie, um etwa Infizierte zu finden, zu isolieren, zu testen und deren Kontakte zu verfolgen. Die WHO sei jedoch sehr besorgt über die steigenden Fallzahlen in Staaten mit geringen und mittleren Einkommen. Die WHO zählte gestern insgesamt über 4 860 000 Coronainfizierte und mehr als 320 000 Tote. Zum ersten Mal hat Brasilien fast 20 000 Neuinfektionen mit dem Corona-virus binnen 24 Stunden
registriert. Das Gesundheitsministerium in Brasília meldete am Mittwoch (Ortszeit) 19 951 neue Corona-infektionen und 888 Tote im Zusammenhang mit dem Virus. Am Dienstag hatte das Gesundheitsministerium erstmals über 1 000 Corona-tote mehr als am Vortag vermeldet. Nach dem Wochenende, wenn die Labors wieder in voller Besetzung arbeiten, steigen in Brasilien die Zahlen der Corona-nachweise
und der gemeldeten Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus gewöhnlich an.
Insgesamt sind in dem mit 210 Millionen Menschen einwohnerreichsten Land Lateinamerikas nach offiziellen Angaben bislang 18 859 Patienten im Zusammenhang mit dem Virus gestorben, 291 579 Personen haben sich nachweislich infiziert. Brasilien liegt nach den Daten von Johns Hopkins
bei der Zahl der Todesopfer damit weiter auf Platz sechs, bei der Zahl der Infizierten auf Platz drei der am schwersten betroffenen Länder – hinter den USA und Russland. Die Dunkelziffer dürfte unter anderem wegen fehlender Tests und noch nicht ausgewerteter Laborergebnisse weit höher liegen.
São Paulo, eine der größten Städte Lateinamerikas, bleibt mit 5 363 Toten – mehr als China – eine der am schwersten betroffenen brasilianischen Städte. Am Mittwoch begann ein „Mega-feiertag“bis zum kommenden Montag, für den der Stadtrat mehrere Feiertage aus anderen Monaten vorgezogen hatte.
Erfahrungsgemäß gelingt es an Wochenenden und Feiertagen mehr Bewohnern, sich an die Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu halten. Einem Bericht des Portals „G1“zufolge begann der Tag mit weniger Autoverkehr als sonst, aber geöffneten Läden und Leuten auf der Straße. dpa