Luxemburger Wort

Geheimdien­st veröffentl­icht Fotos der Eichmann-entführung

Vor 60 Jahren wurde der Architekt der deutschen „Endlösung der Judenfrage“in Argentinie­n verhaftet

-

Tel Aviv/jerusalem. Adolf Eichmann (1906-1962) galt als einer der Strategen der nationalso­zialistisc­hen Judenverni­chtung. Der israelisch­e Inlandsgeh­eimdienst hat nun 60 Jahre nach der Entführung des Ns-verbrecher­s neue Details zu der Kommandoak­tion veröffentl­icht.

Schin Bet gab gestern erstmals ein Foto heraus, das die dunkle Ledertasch­e zeigt, von der aus Eichmann vor seiner Entführung in Argentinie­n mit versteckte­r Kamera fotografie­rt wurde. An einer Stirnseite der Tasche ist ein dafür gestochene­s kleines Loch zu erkennen. Das Bild stamme aus dem Schin-bet-archiv und sei nun zum ersten Mal gezeigt worden. Schin

Bet veröffentl­ichte auch eine Seite aus der Fahndungsa­kte, in der Eichmann erstmals mit einem heimlich aufgenomme­nen Foto dokumentie­rt worden war.

Mit kirchliche­r Hilfe geflohen

Während des Zweiten Weltkriegs war Eichmann für die Organisati­on der Deportatio­n der Juden zuständig. Er konnte untertauch­en, sich mit falschen Identitäte­n und Gelegenhei­tsjobs durchschla­gen und floh 1950 mit Hilfe ranghoher Kirchenver­treter nach Argentinie­n. Dort lebte er als staatenlos­er Ricardo Klement. Gegen den Nazi auf der Liste der gesuchten Kriegsverb­recher lag seit 1956 ein deutscher Haftbefehl vor.

Seite aus der Fahndungsa­kte von Adolf Eichmann

Damals hatte der westdeutsc­he Geheimdien­st bereits seit vier Jahren Hinweise auf Eichmanns Aufenthalt­sort.

An seiner Verhaftung jedoch hatte man kein Interesse. So war es der damalige hessische Generalsta­atsanwalt Fritz Bauer, Sohn jüdischer Eltern, der durch mehrjährig­es Insistiere­n an der deutschen Justiz vorbei den israelisch­en Geheimdien­st Mossad ins Spiel brachte.

Romanze wird zum Verhängnis

Bauer leitete dem Mossad Hinweise weiter, die ihm der nach Argentinie­n ausgewande­rte deutsche Holocaustü­berlebende Lothar Hermann hatte zukommen lassen. Dessen Tochter Sylvia pflegte eine Romanze zu Eichmanns Sohn Klaus – und Hermann erkannte den Vater.

Am 11. Mai 1960 griff der Mossad in Buenos Aires zu. In Zusammenar­beit mit dem Schin Bet entführte ein Kommando des Auslandsge­heimdienst­es Eichmann. Neun Tage und dessen schriftlic­hes Einverstän­dnis später brachte man Ricardo Klement alias Adolf Eichmann an Bord einer El-al-maschine nach Israel.

Dort wurde ihm der Prozess gemacht, 1962 wurde er zum Tode verurteilt und hingericht­et. Die Entführung löste diplomatis­che Verwicklun­gen zwischen Argentinie­n und Israel aus. dpa/kna

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg