Luxemburger Wort

Dringende Hilfe für die Schwächste­n

Mit „Neistart Lëtzeburg“unterstütz­t die Regierung den Horesca-sektor und kleine Betriebe

- Von Pierre Leyers

Wenn da nicht ein findiger Kommunikat­ionsberate­r am Werk ist: Mit dem Optimismus verheißend­en Motto „Neistart Lëtzebuerg“will die Regierung signalisie­ren, dass nach der schrittwei­sen Lockerung des Lockdowns ab sofort die Zeit beginnt, wo die Wirtschaft wieder durchstart­et. So formuliert­e Finanzmini­ster Pierre Gramegna die Botschaft, die durch das neue Motto vermittelt werden soll.

Bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz am Mittwochab­end mit Arbeitsmin­ister Dan Kersch und Mobilitäts­minister François Bausch – geschickt in Szene gesetzt mit dem Neustart-slogan im Hintergrun­d – gab Pierre Gramegna Details zu den neuen Stützungsm­aßnahmen bekannt, die die Regierung beschlosse­n hat.

Zu dem schon Ende März angekündig­ten umfassende­n Rettungspa­ket für die straucheln­de Wirtschaft in Höhe von über zehn Milliarden Euro sollen noch weitere 700 Millionen bis 800 Millionen Euro hinzukomme­n.

Gemeinsam mit einem bereits angelaufen­en Stabilität­sprogramm von 2,2 Milliarden Euro werde das Großherzog­tum im laufenden Jahr rund drei Milliarden Euro für Hilfen ausgeben, sagte Gramegna. Dies seien fünf Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s. Zum Vergleich: Belgien und Frankreich haben zwei Prozent ihres BIP in die Krisenbekä­mpfung investiert, Deutschlan­d 4,6 Prozent. Die nächsten zwei Jahre werde es kein Wachstum geben, betont Pierre Gramegna. Deshalb sei jetzt die Zeit, um zu handeln.

Dass die Wirtschaft einen Neustart braucht, daran besteht kein

Zweifel. Laut rezenter Statecprog­nose wird das Bruttoinla­ndsprodukt in diesem Jahr um sechs Prozent schrumpfen – der größte Rückgang seit Ende des Zweiten Weltkriegs – und das ist noch optimistis­ch.

Oberste Priorität: Arbeitsplä­tze erhalten

Bei ihrem Plan zur Wiederbele­bung der Wirtschaft habe sich die Regierung drei Prioritäte­n gesetzt, sagte Gramegna. Vor allem gelte es, Arbeitsplä­tze zu erhalten. Zudem solle allen Wirtschaft­ssektoren, besonders aber den Krisenanfä­lligsten, unter die Arme gegriffen werden. Übergreife­nd müsse das gesamte Hilfspaket dazu dienen, die wirtschaft­liche Ausrichtun­g nachhaltig­er zu gestalten.

Für den arg gebeutelte­n Hotel-, Restaurant- und Gaststätte­nsektor ist ein Spezialfon­ds („Fonds de relance et de solidarité des entreprise­s“) geschaffen worden. Auch

Fitnessstu­dios, die ebenfalls noch geschlosse­n sind, können Hilfen aus diesem Fonds beanspruch­en. Sobald die Betriebe im Horescasek­tor wieder aufmachen und Gäste empfangen, können sie die Summe von 1 250 Euro für jeden ihrer Beschäftig­ten beanspruch­en.

Um den Einzelhand­el zu unterstütz­en, der trotz Wiedereröf­fnung noch Schwierigk­eiten hat, wieder in die Gänge zu kommen, stehen 1 250 Euro pro Mitarbeite­rin und Mitarbeite­r zur Verfügung, das jeweils für die Monate Juni, Juli und August.

325 000 Beschäftig­te in Luxemburg in Kurzarbeit

Obwohl die Arbeitsmar­ktverwaltu­ng am selben Tag beunruhige­nde Zahlen für den Monat April bekannt gegeben hat – mit 20 253 bei der ADEM eingegange­nen Anträgen reicht die Arbeitslos­igkeit mit derzeit 6,9 Prozent an den Höchststan­d von 7,2 Prozent im Jahr 2014 heran – ließ sich Arbeitsmin­ister

Kersch seinen Optimismus nicht vermiesen. Die große Welle der Arbeitslos­igkeit sei durch die Kurzarbeit­szeit verhindert worden, betonte Kersch.

Insgesamt 725 Millionen Euro seien bislang in die Bezahlung der Kurzarbeit geflossen. 32 000 stattgegeb­ene Anträge auf Kurzarbeit lägen vor, womit 325 000 Gehälter abgesicher­t werden konnten. Bis zum 31. Dezember 2020 soll die Kurzzeitar­beitsregel­ung gelten, wobei allerdings ab Juli das System vor der Krise, wobei die Betriebe die Summen für die Gehälter vorstrecke­n müssen, wieder eingeführt werden soll.

„Um Menschen in Arbeit zu halten, muss Arbeit da sein“, betonte Vizepremie­r und Mobilitäts­minister François Bausch. Mit einer antizyklis­chen Investitio­nspolitik wolle die Regierung die Wirtschaft stimuliere­n. An öffentlich­en Ausgaben werde weder dieses noch nächstes Jahr gespart, auch wenn die Einnahmen parallel dazu sinken dürften.

Allein in den Ausbau des Schienenne­tzes werde Luxemburg in diesem Jahr 384 Millionen Euro und im kommenden Jahr 424 Millionen Euro investiere­n, kündigte er an. Mit einer Investitio­n von 600 Euro pro Einwohner in das umweltfreu­ndliche Schienenne­tz liege Luxemburg europaweit an der Spitze.

Mittels zahlreiche­r neuer Prämien solle der private Konsum in eine nachhaltig­e Richtung gelenkt werden, wobei auch die Betriebe daran verdienen dürften. Die Prämie „Prime House“zur energiesch­onenden Sanierung wird somit um 50 Prozent erhöht, während auch die Prämien zur umweltfreu­ndlichen Umrüstung der Heizung um 25 Prozent steigen.

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Foto: SIP Vor dem Motto des Aufschwung­s präsentier­en sich die Minister Bausch, Kersch und Gramegna (v.l.).
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