Anfang nach dem Ende
Bei der Escher Fola beginnt mit dem Abgang von Trainer Jeff Strasser eine neue Ära
Jeff Strasser und Fola, das passte einfach. Von 2010 bis 2020 – mit kurzer Unterbrechung – stand der ehemalige Nationalspieler bei den Eschern erst als Spielertrainer, dann ausschließlich als Coach in der Verantwortung. Strasser holte mit Fola zwei Meistertitel und belegte mit dem ältesten Verein des Landes auch in der vorzeitig abgebrochenen Saison 2019/2020 den ersten Platz. Doch wenn Strasser den Gaalgebierg das nächste Mal hinauffährt, wird er ein anderes Logo auf der Brust tragen. Der Hesperinger Holleschbierg ist Strassers neues Zuhause. „Wir hatten Jeff ein gutes Angebot unterbreitet, doch er traf die Entscheidung, einen anderen Weg zu gehen“, so Fola-vizepräsident Gilbert Goergen.
„Am vergangenen Sonntag hatten wir eine Videokonferenz mit Jeff, in der er sich von uns verabschiedet hat. Danach teilte uns Präsident Mauro Mariani mit, wer unser neuer Trainer wird“, erzählt Cédric Sacras. Der neue Trainer heißt Sébastien Grandjean. Er kennt die BGL Ligue, stand hierzulande erst bei Jeunesse in der Verantwortung, später bei F91, bevor er 2019 erneut beim Rekordmeister
Wir waren es gar nicht mehr gewohnt, einen neuen Trainer zu suchen. Fola-vizepräsident Gilbert Goergen
aushalf. Mit dem Kapitel Jeunesse hat der Belgier allerdings abgeschlossen, rot und weiß sind die neuen Farben des 49-Jährigen. „Ich bin mit offenen Armen empfangen worden und hatte schon Kontakt zu einigen Spielern. Ich bin nicht gekommen, um eine Revolution zu starten, schließlich ist Fola ein gut funktionierender Club. Ich denke aber, dass ich einige Elemente einbringen kann, um weiterhin erfolgreich zu sein.“
Mit dem neuen Coach ändert sich auch die Philosophie der Escher leicht. Vizepräsident Goergen hofft, dass es Grandjean gelingt, die Talente des Clubs zu fördern. „Wir leisten im Jugendbereich seit Jahren gute Arbeit. Es kann also nicht sein, dass diese Spieler keine Chance bekommen. Von Sébastien Grandjean wissen wir, dass er gerne mit Talenten zusammenarbeitet. Das war einer der Gründe, warum wir uns für ihn entschieden haben.“
Die Suche nach einem neuen Coach fiel Goergen und Co. alles andere als leicht. „Wir waren es gar nicht mehr gewohnt, einen neuen Trainer zu suchen.“
Corral vor Vertragsverlängerung
Mit der Verpflichtung des Trainers sind die Zukunftsplanungen längst nicht abgeschlossen. Auf die bislang präsentierten vier Neuzugänge (Bob Simon, Diogo Pimentel, Gilson Delgado und Jules Diallo) könnten weitere folgen.
Zunächst gilt die Aufmerksamkeit jedoch den eigenen Spielern. Während Moussa Seydi den Club verlassen wird, steht Ken Corral vor einer Vertragsverlängerung. „Ken möchte bei uns bleiben“, so Goergen. Der Senegalese Seydi kehrt am Wochenende zurück in seine Heimat. Er hatte in der vorzeitig beendeten Saison mit 13 Treffern einen großen Anteil daran, dass Fola den ersten Platz belegte.
Unter Grandjean soll die Offensivlast auf mehrere Schultern verteilt werden. Der Belgier möchte die bisherigen Stärken Folas mit seiner eigenen Philosophie verbinden. „Fola stand in den vergangenen Jahren defensiv sehr stabil. Ich lasse etwas offensiveren Fußball spielen, ohne die Abwehr
zu vernachlässigen. Im Fußball ist es jedoch immer schwieriger, das Spiel selbst zu gestalten.“
Aufgrund der starken Konkurrenz wird die nächste Saison für Fola nicht einfach. Dementsprechend zurückhaltend lautet die Zielsetzung: „Wir wollen einen Platz belegen, der zum Einzug in den Europapokal berechtigt“, so Grandjean.
Luft nach oben
Abwehrspieler Sacras ist zuversichtlich, dass Fola weiterhin oben mitspielen kann. „Vor der vergangenen Saison haben uns wichtige Spieler verlassen, doch wir sind als Mannschaft immer besser geworden.“In einigen Bereichen sieht der 23-Jährige noch Luft nach oben: „Im Spiel nach vorne fehlten uns manchmal die Automatismen. Gegen Topmannschaften waren wir mit unseren Konteraktionen sehr gefährlich, hatten gegen andere Teams aber Probleme, wenn wir in Ballbesitz waren.“
Mit dem neuen Trainer, davon ist Sacras überzeugt, können diese Schwächen behoben werden. Außerdem rechnet der Verteidiger damit, dass Grandjean für einen Motivationsschub sorgt. „Unter einem neuen Trainer muss sich jeder neu beweisen. Das wird sicherlich einen Einfluss auf die Trainingsintensität haben.“Er und seine Teamkollegen sind bereit, um mit neuem Trainer an alte Erfolge anzuknüpfen.