Aus voller Kehle
Die M-block Fanatics unterstützen die Fußball-nationalmannschaft seit 25 Jahren mit Herz und Seele
In den 1990er-jahren erlebten die Fans der Luxemburger Nationalmannschaft eine aufregende Zeit. Der Höhepunkt fand im Jahr 1995 statt. Die damalige Em-qualifikation zählt bis heute zu den erfolgreichsten Zeiten der Flf-auswahl. Insgesamt zehn Punkte sammelte sie. Auf das 1:0 gegen Malta folgte ein weiterer Sieg gegen Tschechien. Der 1:0-Erfolg löste eine Euphorie im Luxemburger Fußball aus, wie man sie zuvor noch nie gesehen hatte. Nicht nur auf dem Feld war die Stimmung erstklassig, auch auf den Tribünen waren die Zuschauer elektrisiert. Eine Fangruppe stach besonders hervor: die M-block Fanatics 95.
Die Erfolge der Nationalmannschaft zogen vor allem junge Fußallbegeisterte ins Stadion, die sich zusammenschlossen und vor 25 Jahren die Fangruppe Mblock Fanatics gründeten. „Bereits vor den Em-qualifikationsspielen deutete sich die Gründung einer Fangemeinde an. Es waren hauptsächlich Jugendliche, die für mehr Stimmung im Stadion sorgen wollten“, erinnert sich Olivier Pozzacchio, ehemaliger Chef der Gruppe.
Es waren hauptsächlich Jugendliche, die für mehr Stimmung im Stadion sorgen wollten.
Olivier Pozzacchio
„Die Em-qualifikation 1995 beschleunigte das Ganze. Schnell hatten wir fast 500 Mitglieder. Diese Euphorie hielt bis ins Jahr 2000 an.“Da anschließend viele Mitglieder ins Ausland zogen, um zu studieren oder ins Berufsleben eintraten, wurde die Fangemeinde kleiner. Zudem nahm das generelle Interesse an der Nationalmannschaft wegen der fehlenden Erfolge ab. Pozzacchio feuerte die Nationalmannschaft bereits als Kind an, aktives Mitglied bei den M-block Fanatics wurde er allerdings erst in den späten 1990erjahren.
Als aktives Mitglied der Ultragruppierung geht man nicht nur ins Stadion. Das Erlebnis besteht aus mehr als nur dem Fußballspiel. „Wir produzieren Fahnen und Banner. Auch wenn wir jährlich nur fünf Heimspiele haben, nimmt die Vorbereitung auf jede Partie viel Zeit in Anspruch.“
Ein Großteil der Organisation übernimmt heutzutage Batty, das aktuelle Oberhaupt der Gruppierung: „Wir treffen uns regelmäßig, um unsere Fußballabende zu organisieren. Vor jedem Spiel versammeln wir uns in einem Café, oder im Sommer auf der Schueberfouer. Danach marschieren wir alle zusammen zum Stadion.“Zusätzlich übernimmt er die Reiseorganisation für Auswärtsspiele. Mit dem Flugzeug oder dem Bus geht es ins Ausland. „Gegen die Niederlande sind wir beispielsweise nach Rotterdam gereist. Wir haben die Busse und Tickets für unsere Mitglieder organisiert, zusätzlich haben wir einen Schal für jeden entworfen.“
Höhen und Tiefen
In der aufblühenden Zeit der Mblock Fanatics in den späten 1990er-jahren brachte man sogar für jedes Heimspiel das Fanmagazin „Huel Se!“heraus. „Es war eine Stadionzeitung, die wir selbst gestaltet und für 50 Franken verkauft haben. Damit finanzierten wir unsere Aktionen“, so Pozzacchio.
Mit Megafon, Bannern, Choreografien und Gesang feuert der sogenannte Capo, der Chef der Gruppierung, die Heimfans an und peitschte die Mannschaft nach vorne. Nach dem Heimspiel gegen Tschechien 1995 absolvierte die Flf-auswahl über 200 Spiele, in denen sie stets vom M-block unterstützt wurde.
Beide Mitglieder der Gruppe halten unterschiedliche Spiele in Erinnerung. Für Batty zählt das Unentschieden gegen Frankreich in Toulouse zu den besten Momenten im Stadion: „Für mich persönlich war das 0:0 in Frankreich wirklich emotional. Ich war an Krebs erkrankt. Das Spiel fand am Tag nach meiner letzten Chemotherapie statt. Ich musste mich nach dem Spiel zwei Wochen erholen, weil ich mich so verausgabt hatte.“
Olivier Pozzacchio ist dem M-block seit über 20 Jahren treu.
Pozzacchio hingegen denkt oft an die 0:4-Heimiederlage gegen Liechtenstein: „Nach dem Spiel haben wir eine Sitzblockade vor dem Ausgang gebildet. Wir haben auf die Spieler gewartet und sie mit unserem Unmut wegen der schlechten Leistung konfrontiert.“Eigentlich pflegt die Gruppe eine gute Beziehung zu den Spielern: „Wir bekommen viel Feedback von ihnen. Einige schreiben uns nach jedem Spiel, um sich für die Unterstützung zu bedanken“, so Batty.
Mittlerweile zählen nur noch etwa 20 Mitglieder zum Kern der M-block Fanatics. Sowohl Pozzacchio als auch Batty würden sich wünschen, dass in Zukunft wieder mehr Menschen den Weg ins Stadion
Batty ist das aktuelle Oberhaupt der Fangruppe.
finden. Sie wollen dafür sorgen, dass die Stimmung besser wird, am liebsten im eigenen Block, in dem nur Heimfans zugelassen sind.
Für die Auswärtstestspiele der Nationalmannschaft im März 2020 gegen Montenegro und Zypern waren bereits Reisen geplant. Flüge wurden gebucht und Hotels reserviert. Allerdings machte die Corona-pandemie den Fußballfans einen Strich durch die Rechnung. Nicht nur mussten beide Reisen storniert werden, auch die Jubiläumsparty zum 25. Geburtstag musste abgesagt werden. Zusammen mit befreundeten Fangruppierungen aus dem Ausland wollte man das 25-jährige Bestehen feiern.