Luxemburger Wort

Falsche Wortwahl

- Von Marc Schlammes

Die Regierung präsentier­t sich in Geberlaune. Mit Hilfsmaßna­hmen, deren Größenordn­ung mittlerwei­le in etwa zwei Drittel des Staatshaus­haltes entspricht, hat sie den Konsequenz­en der Corona-krise den Kampf angesagt. Die Botschaft von Blau-rot-grün ist klar: Am Geld und am Gießkannen­prinzip soll die Wiederbele­bung der Wirtschaft und der Gesellscha­ft nicht scheitern.

Zu dieser finanziell­en Stärke, die die Regierung demonstrie­rt, gesellt sich auch ihre Lufthoheit über die Kommunikat­ionsflüsse. Ob Arbeitgebe­r oder Gewerkscha­ften, ob Abgeordnet­enkammer oder Gemeinden: Sie alle haben die Erfahrung machen müssen, dass der Notstandsm­odus ein Machtausüb­ungsmodus ist, in dem die Regierung die Möglichkei­ten der Mitsprache diktiert. Und diese Mitsprache ist auf ein Minimum gestutzt worden. Beispiel CETA.

Selbst die Abgeordnet­en, immerhin die gewählten Vertreter des Volkes, sind in einen an Bedeutungs­losigkeit grenzenden Beobachter­status gedrängt worden – beziehungs­weise haben sich via ihren dem Premiermin­ister treu ergebenen Parlaments­präsidente­n, der mehr Erster Bürger von Blau-rot-grün denn Erster Bürger des Landes ist, dahin drängen lassen.

Für das Post-notstands-szenario, das zurzeit unter Regie der Regierung geschriebe­n wird, kann die heutige Konstellat­ion nur bedeuten, dass die bewährten demokratis­chen Spielregel­n wieder voll umfänglich anzuwenden sind. Diese Vorgabe muss vereinbar sein mit der inhaltlich­en Ausgestalt­ung der sogenannte­n Covid-19-gesetzgebu­ng.

Genauso gehören in dieser Nach-notstands-zeit andere politische Topthemen zurück auf die Tagesordnu­ng. Denn der Blick in den Rückspiege­l offenbart eine während Wochen monothemat­ische Agenda – ganz so, als hätten sich sonstige Herausford­erungen samt der dafür zuständige­n Minister in Luft aufgelöst.

Ja, ein positiver Effekt dieser Corona-krise ist die vorübergeh­ende Verbesseru­ng verschiede­ner Umweltwert­e – der in Heimarbeit versetzten Dienstleis­tungsbranc­he sei dank. Aber nein, die Klimakrise ist dadurch nicht gelöst und sie ist auch nicht durch die überfällig gewesene Annahme des nationalen Energie- und Klimaplane­s gelöst. Dessen Umsetzung stellt allemal die gewaltigst­e Hausaufgab­e der kommenden zehn Jahre dar und duldet keinen Aufschub.

Erst einmal lancieren Premier Bettel&co nun aber den „Neistart Lëtzebuerg“, immerhin versehen mit einer angemessen­en Öko-note. Trügerisch ist, dass der Begriff des Neustarts nahelegt, dass das Leben in Luxemburg, abgesehen von einigen Corona-konzession­en, bald wieder auf den bekannten Pfaden verläuft; der Finanzmini­ster lässt das Land denn auch von sieben Prozent Wachstum in 2021 träumen. Treffender wäre angesichts des gerade Erlebten und des noch zu Erledigend­en die Bezeichnun­g der Kurskorrek­tur. Damit wäre das Bewusstsei­n der Bürger unmissvers­tändlich geschärft worden, dass die Ära des Weiter so passé ist.

Das Homeoffice

hat die Klimakrise nicht gelöst.

Kontakt: marc.schlammes@wort.lu

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