Hoffen auf Pfingsten
Konstruktive Diskussion bei Regierungstreffen mit Religionsvertretern
Seit Beginn des Lockdowns Mitte März finden in den Luxemburger Kirchen, Synagogen und Moscheen keine öffentlichen Gottesdienste statt. Wichtige religiöse Feste wie Ostern, die Oktave und Christi Himmelfahrt bei den Katholiken, Pessach bei den Juden und das Zuckerfest zum gerade endenden muslimischen Fastenmonat Ramadan konnten nicht in der gewohnten Form stattfinden. Da jedoch in immer mehr europäischen Staaten – selbst im Corona-krisenland Italien – wieder Gottesdienste stattfinden, steigt der Druck auf die Regierung, bald auch erste Schritte eines religiösen Déconfinement zuzulassen.
Die benötigten Schutzkonzepte, um Gläubige wieder in die Gotteshäuser zu lassen, liegen mittlerweile von allen Kultusgemeinschaften vor. Doch eine staatliche Genehmigung der Papiere, von denen das Erzbistum seins schon am 6. Mai eingereicht hat, steht immer noch aus. Der Erzbischof von Luxemburg, Kardinal Jean-claude Hollerich, ließ daher zum Ende der Oktav-wallfahrt am vergangenen Sonntag ordentlich Dampf ab. Nach seiner Aussage, er glaube, „dass wir vollkommen egal sind – und das macht einen enttäuscht und wütend“– kam Bewegung in die Angelegenheit.
„Konstruktives Gespräch“Gestern hatte Premier- und Kultusminister Xavier Bettel (DP) knapp ein Dutzend Vertreter der konventionierten Religionsgemeinschaften zu einem anderthalbstündigen Gespräch ins Staatsministerium eingeladen.
Anwesend waren jüdische, muslimische, orthodoxe, protestantische, evangelische und katholische Repräsentanten. Bettels Sprecherin sagte anschließend, das Gespräch sei in konstruktiver Atmosphäre verlaufen. Anfang der Woche werde es einen konkreten Fahrplan geben.
Als einziger der Religionsvertreter gab Weihbischof Leo Wagener anschließend ein kurzes Statement ab. Die Versammlung sei „in einem guten Geist“und konstruktiv abgelaufen, bestätigte er. Es sei noch kein konkretes Datum für die Zulassung öffentlicher Gottesdienste genannt worden. „Wir warten sehnsüchtig darauf, dass wir wieder anfangen können, haben aber Verständnis für den Premier“, sagte Wagener. Dieser müsse sich noch mit den Experten des Gesundheitsministeriums absprechen.
Der Regierungschef habe in der Runde einige sinnvolle Präzisionen zu den Schutzkonzepten der Religionsgemeinschaften gegeben. Alle Pläne sähen das Tragen von einer Maske und weitere Schutzmaßnahmen vor. „Es liegt in der Verantwortung der einzelnen Kulte,
dafür zu sorgen, dass sie auch eingehalten werden“, hob der Kirchenmann hervor.
Der Premier habe signalisiert, dass er das Deconfinement im religiösen Bereich um den 1. Juni herum für möglich halte. Das hohe jüdische Wochenfest Schawuot, das ab 50 Tage nach Pessach, also vom 28. bis 30. Mai begangen wird, wäre dann schon vorbei. Der Pfingstmontag fällt hingegen auf den 1. Juni. „Wir gehen voll Vertrauen in die nächste Woche hinein“, sagte Wagener. Und: „Wir haben viel Hoffnung, dass es in eine gute Richtung geht.“
Maskenpflicht in den Messen
Eine Garantie für Messen bereits zu Pfingsten gibt es also nicht. Doch wenn der staatliche Segen für das katholische Schutzkonzept Anfang kommender Woche erfolge, dann sei er optimistisch, sagt Wagener. Denn in vielen Pfarreien liefen bereits die Vorbereitungen.
Das Schutzkonzept ist noch nicht öffentlich. Doch im „Luxemburger Wort“hatte der Weihbischof bereits ein paar Eckpunkte vorgestellt. Die Zahl der Plätze werde drastisch reduziert sein, denn zu jeder Zeit müssten Abstandsregeln von zwei Metern eingehalten werden können. Dies gelte auch für freiwillige Sänger. „Sitzplätze sind genau zu markieren“, verriet Wagener. Angedacht ist auch eine Maskenpflicht beim Ein- und Austreten. Und ganz wichtig: „Die Teilnehmer müssen sich zum Gottesdienst telefonisch anmelden, um zu verhindern, dass sie keinen Platz bekommen“,erklärte Wagener.
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Wir warten sehnsüchtig darauf, dass wir wieder anfangen können, haben aber Verständnis für den Premier. Weihbischof Leo Wagener