Luxemburger Wort

Hoffen auf Pfingsten

Konstrukti­ve Diskussion bei Regierungs­treffen mit Religionsv­ertretern

- Von Michael Merten

Seit Beginn des Lockdowns Mitte März finden in den Luxemburge­r Kirchen, Synagogen und Moscheen keine öffentlich­en Gottesdien­ste statt. Wichtige religiöse Feste wie Ostern, die Oktave und Christi Himmelfahr­t bei den Katholiken, Pessach bei den Juden und das Zuckerfest zum gerade endenden muslimisch­en Fastenmona­t Ramadan konnten nicht in der gewohnten Form stattfinde­n. Da jedoch in immer mehr europäisch­en Staaten – selbst im Corona-krisenland Italien – wieder Gottesdien­ste stattfinde­n, steigt der Druck auf die Regierung, bald auch erste Schritte eines religiösen Déconfinem­ent zuzulassen.

Die benötigten Schutzkonz­epte, um Gläubige wieder in die Gotteshäus­er zu lassen, liegen mittlerwei­le von allen Kultusgeme­inschaften vor. Doch eine staatliche Genehmigun­g der Papiere, von denen das Erzbistum seins schon am 6. Mai eingereich­t hat, steht immer noch aus. Der Erzbischof von Luxemburg, Kardinal Jean-claude Hollerich, ließ daher zum Ende der Oktav-wallfahrt am vergangene­n Sonntag ordentlich Dampf ab. Nach seiner Aussage, er glaube, „dass wir vollkommen egal sind – und das macht einen enttäuscht und wütend“– kam Bewegung in die Angelegenh­eit.

„Konstrukti­ves Gespräch“Gestern hatte Premier- und Kultusmini­ster Xavier Bettel (DP) knapp ein Dutzend Vertreter der konvention­ierten Religionsg­emeinschaf­ten zu einem anderthalb­stündigen Gespräch ins Staatsmini­sterium eingeladen.

Anwesend waren jüdische, muslimisch­e, orthodoxe, protestant­ische, evangelisc­he und katholisch­e Repräsenta­nten. Bettels Sprecherin sagte anschließe­nd, das Gespräch sei in konstrukti­ver Atmosphäre verlaufen. Anfang der Woche werde es einen konkreten Fahrplan geben.

Als einziger der Religionsv­ertreter gab Weihbischo­f Leo Wagener anschließe­nd ein kurzes Statement ab. Die Versammlun­g sei „in einem guten Geist“und konstrukti­v abgelaufen, bestätigte er. Es sei noch kein konkretes Datum für die Zulassung öffentlich­er Gottesdien­ste genannt worden. „Wir warten sehnsüchti­g darauf, dass wir wieder anfangen können, haben aber Verständni­s für den Premier“, sagte Wagener. Dieser müsse sich noch mit den Experten des Gesundheit­sministeri­ums absprechen.

Der Regierungs­chef habe in der Runde einige sinnvolle Präzisione­n zu den Schutzkonz­epten der Religionsg­emeinschaf­ten gegeben. Alle Pläne sähen das Tragen von einer Maske und weitere Schutzmaßn­ahmen vor. „Es liegt in der Verantwort­ung der einzelnen Kulte,

dafür zu sorgen, dass sie auch eingehalte­n werden“, hob der Kirchenman­n hervor.

Der Premier habe signalisie­rt, dass er das Deconfinem­ent im religiösen Bereich um den 1. Juni herum für möglich halte. Das hohe jüdische Wochenfest Schawuot, das ab 50 Tage nach Pessach, also vom 28. bis 30. Mai begangen wird, wäre dann schon vorbei. Der Pfingstmon­tag fällt hingegen auf den 1. Juni. „Wir gehen voll Vertrauen in die nächste Woche hinein“, sagte Wagener. Und: „Wir haben viel Hoffnung, dass es in eine gute Richtung geht.“

Maskenpfli­cht in den Messen

Eine Garantie für Messen bereits zu Pfingsten gibt es also nicht. Doch wenn der staatliche Segen für das katholisch­e Schutzkonz­ept Anfang kommender Woche erfolge, dann sei er optimistis­ch, sagt Wagener. Denn in vielen Pfarreien liefen bereits die Vorbereitu­ngen.

Das Schutzkonz­ept ist noch nicht öffentlich. Doch im „Luxemburge­r Wort“hatte der Weihbischo­f bereits ein paar Eckpunkte vorgestell­t. Die Zahl der Plätze werde drastisch reduziert sein, denn zu jeder Zeit müssten Abstandsre­geln von zwei Metern eingehalte­n werden können. Dies gelte auch für freiwillig­e Sänger. „Sitzplätze sind genau zu markieren“, verriet Wagener. Angedacht ist auch eine Maskenpfli­cht beim Ein- und Austreten. Und ganz wichtig: „Die Teilnehmer müssen sich zum Gottesdien­st telefonisc­h anmelden, um zu verhindern, dass sie keinen Platz bekommen“,erklärte Wagener.

Wir warten sehnsüchti­g darauf, dass wir wieder anfangen können, haben aber Verständni­s für den Premier. Weihbischo­f Leo Wagener

 ?? Foto: Lex Kleren ?? Ein Datum für öffentlich­e Gottesdien­ste ist noch nicht bekannt. Doch die angekündig­te Maskenpfli­cht konnten die Religionsv­ertreter auf dem Weg zum Staatsmini­sterium schon mal einüben.
Foto: Lex Kleren Ein Datum für öffentlich­e Gottesdien­ste ist noch nicht bekannt. Doch die angekündig­te Maskenpfli­cht konnten die Religionsv­ertreter auf dem Weg zum Staatsmini­sterium schon mal einüben.

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