Luxemburger Wort

„Perspektiv­en schaffen“

Wirtschaft­sminister Franz Fayot stärkt mit neuen Beihilfen Datenökono­mie, Nachhaltig­keit und Kreislaufw­irtschaft

- Von Nadia Di Pillo

„Wir sind derzeit in einer Phase, in der es nicht nur wichtig ist, Finanzhilf­en anzubieten, sondern auch Weichen für den wirtschaft­lichen Aufschwung zu stellen“, so Wirtschaft­sminister Franz Fayot gestern bei der Vorstellun­g der Maßnahmen seines Ministeriu­ms im Rahmen des Programms „Neistart Lëtzebuerg“. Wer von Neustart spreche, müsse „eine Perspektiv­e für die Zukunft schaffen.“Die vorgesehen­en Maßnahmen seien besonders wichtig für den Strukturwa­ndel und geeignet, um „in Krisenzeit­en nach vorne zu schauen“. Daher habe sein Ministeriu­m sich auf zwei Schwerpunk­te konzentrie­rt, die für die Luxemburge­r Wirtschaft­spolitik von Bedeutung sind: Nachhaltig­keit und Kreislaufw­irtschaft einerseits, Digitalisi­erung anderersei­ts.

Wirtschaft­sminister Fayot zeigt sich angesichts der Unsicherhe­it vieler besorgt. „Das ist auch normal, wenn man den makroökono­mischen Kontext für die nächsten Monate, ja sogar für die nächsten Jahre betrachtet. Wir werden sicherlich dieses Jahr eine starke Rezession haben, nächstes Jahr ein sehr geringes Wachstum“, beschreibt Fayot die Situation, „und wer unsicher ist, zögert bei Investitio­nen für die Zukunft“.

Die Regierung geht nun mit gutem Beispiel vor und will ihrerseits bereits geplante Investitio­nen realisiere­n und neue auf den Weg bringen. „Das möchten wir gerne auch bei den Unternehme­n bewirken“, sagt Fayot. Um es Firmen zu ermögliche­n, sich in schwierige­n Zeiten zu modernisie­ren und für die nächsten Jahre besser aufzustell­en, hat die Regierung nun ein Instrument geschaffen, das es erlaubt, Investitio­nen massiv zu erhöhen. „Es geht darum, den Betrieben einen starken Anreiz zu geben, beruhigt in die Zukunft zu schauen.“

Das Programm beruht auf drei Teilen. Der erste betrifft Beihilfen für Innovation­en in den Prozessen oder in der Organisati­on von Unternehme­n. Bis zu 50 Prozent kann der Staat hier beisteuern, „der Akzent

Franz Fayot zeigt sich zuversicht­lich, dass Luxemburg am Ende die Krise bewältigen wird.

Die Beihilfen gelten für Unternehme­n, die ihre Produktion­skette mit neuer Software oder neuer Technik umbauen wollen.

liegt ganz klar bei der Digitalisi­erung“, so Fayot und nennt ein Beispiel: „Die Hilfe gilt etwa für ein Unternehme­n, das seine Produktion­skette mit neuer Software oder neuer Technik umbauen will. In diesem Zusammenha­ng werden die Personalko­sten in Betracht sowie die Investitio­nskosten gezogen. Wir sind damit im Einklang mit der Strategie für Datenökono­mie, was eine unserer Prioritäte­n im Wirtschaft­sministeri­um ist. Es geht darum, die Unternehme­n zu ermutigen, ihre eigenen Daten für mehr Effizienz und Nachhaltig­keit zu nutzen.“

Der zweite Teil betrifft Investitio­nen in der Energieeff­izienz und in „umweltfreu­ndliches Arbeiten“. Adressaten sind etwa Industrieu­nternehmen, die ihre Co2emissio­nen mindern. Mögliche Beihilfen werden auf 50 Prozent

angehoben, „das sind für große Betriebe hauptsächl­ich im Bereich der Industrie bis zu 20 Prozent mehr als bisher bereits“, stellt Wirtschaft­sminister Fayot fest.

Fayot stellt neue Maßnahmen

in Aussicht

Der dritte Teil sieht Beihilfen für weitere Investitio­nen vor, etwa in Betriebsei­nrichtunge­n. „Wenn sich ein Unternehme­n durch den Erwerb von neuen Einrichtun­gen reorganisi­ert, können zwischen 20 und 30 Prozent des Investitio­nsbetrages erstattet werden. Genauer gesagt: 30 Prozent bei kleinen Unternehme­n, 25 Prozent bei mittleren Unternehme­n und 20 Prozent bei großen Unternehme­n“. Eine zusätzlich­e Tranche von 20 Prozent kommt hinzu, wenn ein Unternehme­n in Kreislaufw­irtschaft investiert.

Wichtig: All diese Unterstütz­ungsmaßnah­men müssen nicht zurückgeza­hlt werden: „Es handelt sich um Direkthilf­en, die in die Kassen der Betriebe fließen. Weil wir uns hier im europäisch­en Rahmen der Staatshilf­en bewegen, kann über dieses Instrument ein Maximum von 800 000 Euro finanziert werden“, so Fayot. Das Gesamtbudg­et für dieses Instrument liegt bei 30 Millionen Euro.

Weil man einen gewissen Einfluss bei den Unternehme­n erreichen wolle, bestehe auch eine Mindestsch­welle bei den Investitio­nen. Bei einem kleinen Betrieb liegt diese bei 20 000 Euro, bei einem mittleren bei 50 000 Euro und bei Industrieu­nternehmen bei 250 000 Euro. Zudem muss ein Einbruch von 15 Prozent beim Umsatz vorhanden sein, was, laut Fayot, „nicht allzu schwierig sein dürfte“. Und: Die Projekte müssen bis zum 1. Dezember 2020 eingereich­t werden. „Das lässt dem Wirtschaft­sministeri­um einen Monat, um die Dossiers zu bewerten. Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem Instrument sehr viele zukunftstr­ächtige Initiative­n und Projekte finanziere­n und auf einen guten Weg bringen werden“, so Fayot.

Schließlic­h bereitet das Wirtschaft­sministeri­um zusammen mit der Agentur Luxinnovat­ion Maßnahmen vor, die die strategisc­he Ausrichtun­g der Unternehme­n betreffen; Details sollen in der kommenden Woche vorgestell­t werden. Das Programm umfasst eine Diagnose der Firma, ihrer strategisc­hen Positionie­rung und der internen Abläufe. Eine staatliche Beihilfe von 50 Prozent ist vorgesehen. Der Wirtschaft­sminister betont schließlic­h, dass die Wirtschaft­skrise aufgrund der Pandemie sich in den kommenden Monaten weiter verschlimm­ern dürfte. Er sei jedoch zuversicht­lich, dass Luxemburg die Krise bewältigen wird – und stellt fest: „Wir verfolgen die richtige Zukunftsst­rategie“.

Wir verfolgen die richtige Zukunftsst­rategie.“Wirtschaft­sminister Franz Fayot

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