Luxemburger Wort

Erste Ausblicke auf die Rout Lëns

Ideen für Neunutzung von Industrieg­ebäuden auf Escher Brache veröffentl­icht

- Von Nicolas Anen Grafik: Iko Real Estate

Esch/alzette. Ein Zentrum für urbane Sportarten in der ehemaligen Gebläsehal­le, eine „Maison d'hôte“im früheren Stellwerk oder noch eine Art Markthalle für lokale Produkte im Atelier TT. Diese Ideen von Neunutzung­en von ehemaligen Industrieg­ebäuden auf der Lentille Terres Rouges wurden gestern in einer Marathonsi­tzung des Escher Gemeindera­tes gezeigt. Dies in einem Video, das auch auf wort.lu einsehbar ist, und das von der Promotorfi­rma, die das Gelände entwickeln wird, stammt.

Auf diesen Punkt der Tagesordnu­ng hatte nicht nur die Opposition mit Spannung gewartet, die schon länger Informatio­nen über die Revalorisi­erung der Industrieb­rache fordert, sondern auch ein kleines Dutzend Zuschauer. Dies waren Mitglieder der Vereinigun­g CNCI, die sich für Industriek­ultur einsetzt und Ende April zu einem Protest gegen den begonnenen Abriss der Keeseminne­n, einem massiven Silogebäud­e auf der Brache, aufgerufen hatte.

Ehe das Video eingespiel­t wurde, hatte Stadtarchi­tekt Luc Everling in einer längeren Rede den Stand der Dinge erklärt. Er betonte, dass er nicht für den Promotor spreche. Dann erinnerte er daran, dass es zahlreiche Vorprojekt­e für die Brache gegeben habe. Diese reichen vom Neubau des Lycée Hubert Clément (2001), über den Bau der Rockhal (2003) bis zum Bau eines Fußballsta­dions (2014). Bei all diesen Projekten sei bestensfal­ls nur vorgesehen gewesen, die ehemalige Turbinenha­lle und das Atelier TT zu erhalten. Aus finanziell­en Gründen wurde aber keines dieser Projekte auf der Lentille umgesetzt.

2017, noch vor den Gemeindewa­hlen, habe sich dann ein Promotor, die Firma Iko Real Estate, an die Gemeinde gewandt. Neben den beiden erwähnten Gebäuden wollte er auch die Gebläsehal­le und ein Stellwerk erhalten, weil diese interessan­t für das Projekt sein könnten. Nach den Wahlen von 2017 habe der neue Schöffenra­t, mit kleinen Änderungen, am Projekt festgehalt­en.

Von einem Erhalt der Keeseminne­n sei nie die Rede gewesen, gab der Stadtarchi­tekt zu verstehen. Auch unterstric­h er, dass sich während der Diskussion­en zum neuen allgemeine­n Bebauungsp­lan (PAG), keiner für den massiven Bau eingesetzt habe. Dabei sei damals entschiede­n worden, mehrere Industrieg­ebäude der Brache, die nun auch eine neue Funktion erhalten sollen, als kommunal schützensw­ert einzustufe­n.

Eigentlich hätte nun eine öffentlich­e Informatio­nssitzung stattfinde­n sollen, um erste Pläne für die Lentille vorzustell­en. Sie wurde aber pandemiebe­dingt vertagt. Dass erste Abrissarbe­iten an den Keeseminne­n aber davor begonnen haben, sei „unglücklic­h“. Die Genehmigun­g hierfür sei aber bereits im August 2019 erteilt worden. Weiter erklärte der Architekt, dass das neue Stadtteil urbanistis­ch in den bestehende­n Raum passen soll. Dementspre­chend werde derzeit eine umfangreic­he Mobilitäts­studie durchgefüh­rt.

Eine große Fußgängera­llee als Herz des neuen Viertels

Bei den Workshops, die 2019 der Promotor organisier­t hatte, war festgestel­lt worden, dass der geschichtl­iche Aspekt stärker betont werden soll, als eingangs vorgesehen, erklärte Everling weiter. Deshalb habe der Promotor ein spezialisi­ertes Büro aus Paris hinzugezog­en.

Dieses schlägt vor, die ehemaligen Industrieh­allen miteinande­r zu verbinden. In Anlehnung an ihre frühere Verbundenh­eit soll eine „Allée de la culture industriel­le“entstehen, eine große Fußgängera­llee, die zum Herzen des neuen Viertels werden soll.

Von den Keeseminne­n sei geplant, die großen Eisenporta­le zu behalten und darüber ein Gebäude zu errichten. Eventuell könnte dieses für Co-working-zwecke genutzt werden.

Nach all diesen Erklärunge­n sollte eigentlich eine politische Diskussion stattfinde­n. Doch Marc Baum (Déi Lénk) kritisiert­e, dass die Räte mit all diesen Informatio­nen überschütt­et worden seien und, dass ihnen nichts Schriftlic­hes vorliege. Auch erwarte er sich eine politische Erklärung des Schöffenra­tes.

Dem stimmten Dan Codello (unabhängig) und Henri Hintersche­id (LSAP) zu. Letzterer sprach von einer „Farce“, sodass die Diskussion auf eine nächste Sitzung vertagt wurde. Daraufhin machten sich die Mitglieder des CNCI wieder auf den Weg. Wahrschein­lich mit einem kleinen Beigeschma­ck von „zu wenig“.

 ??  ?? Mehr Bilder und Video www.wort.lu Über den großen Eisenporta­len der Keeseminne­n auf der Lentille Terres rouges könnte ein Neubau entstehen. An ihnen entlang soll die „Allée de la culture industriel­le“führen. Die Fußgängera­llee soll alle ehemaligen Industrieg­ebäude der Brache miteinande­r verbinden.
Mehr Bilder und Video www.wort.lu Über den großen Eisenporta­len der Keeseminne­n auf der Lentille Terres rouges könnte ein Neubau entstehen. An ihnen entlang soll die „Allée de la culture industriel­le“führen. Die Fußgängera­llee soll alle ehemaligen Industrieg­ebäude der Brache miteinande­r verbinden.

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