Luxemburger Wort

„Ich kann nicht ruhig herumsitze­n“

Nationalsp­ielerin Tina Welter liebt es, in ihrer Freizeit lange Wanderunge­n zu unternehme­n

- Interview: David Thinnes

Handballer­in Tina Welter hat viel Zeit, um ihrem Hobby Wandern nachzugehe­n. Das verrät die 27-Jährige, die seit der Saison 2019/2020 in der 1. Bundesliga bei Göppingen spielt, im Kreuzverhö­r. Welter, die aus Niederkers­chen stammt, erklärt auch ihre Abneigung gegenüber Valentinst­ag und welches Bier sie bevorzugt.

Tina Welter, sind Sie ein Bauchoder ein Kopfmensch?

Ich denke sehr viel nach – vor allem, wenn etwas nicht so funktionie­rt, wie ich es mir vorgestell­t habe. Ich empfinde diesen Charakterz­ug nicht als negativ. Ich will immer aus Fehlern lernen – auch wenn ich mit meinem Team ein Spiel gewonnen habe. Als ich in Trier aktiv war, konnte das Team auf einen Mentaltrai­ner zurückgrei­fen. Das kann ich nur weiter empfehlen. Man sieht spezifisch­e Situatione­n anders, wenn man sie mit einer neutralen Person besprechen kann.

Extroverti­ert oder introverti­ert?

Ich bin keine Person, die sich zu Hause versteckt und ruhig herumsitze­n kann. Auf dem Handballpl­atz hängt es dann immer von der jeweiligen Situation ab. Ich motiviere meine Mannschaft gerne und halte mich verbal nicht zurück.

Ich bin nicht die große Romantiker­in. Ich muss keinem an Valentinst­ag meine Liebe beweisen: Das mache ich das ganze Jahr über.

Silvester oder Valentinst­ag?

(lacht) Silvester. Ich bin nicht die große Romantiker­in. Valentinst­ag ist nur erschaffen worden, damit der Handel Umsatz macht. Ich muss keinem Menschen an diesem präzisen Tag meine Liebe beweisen: Das mache ich das ganze Jahr über. Meine Frau ist eher eine Romantiker­in. Wir kaufen uns aber keine Geschenke. Darauf haben wir uns geeinigt. Silvester ist ein schöner Tag, an dem man das Jahr Revue passieren lassen kann.

Ein Marsch von 20 km Länge mit der Armee oder 100 Liegestütz­e?

20 km mit der Armee. Das ist meine Welt. Es ist nicht so, dass ich keine Liegestütz­e beherrsche, aber die langen Wanderunge­n sind zu einem Hobby geworden. Dabei kann ich so richtig an meine Grenzen gehen. Ich bin immer gerne unterwegs. Die Grundausbi­ldung in der Armee hat mir gut gefallen. Nach meiner Handballka­rriere in etwa vier Jahren möchte ich eine berufliche Karriere bei der Armee einschlage­n. Mein Vertrag läuft noch bis 2022. Diesen könnte ich bis 2025 verlängern.

Bofferding oder Battin?

Bofferding. Ich mag Battin überhaupt nicht. Generell trinke ich kein normales Bier, außer Bofferding. Ich bevorzuge Weizenbier.

Maultasche­n oder Kniddelen?

Das ist eine sehr schwere Frage. Aber ich entscheide mich für Kniddelen – auch wenn ich die Maultasche­n, die ich im Schwabenla­nd essen kann, sehr gerne mag. Aber Kniddelen kann nichts übertreffe­n. Wenn ich nach Luxemburg komme, kocht mein Vater dieses Gericht immer für mich.

Selber kochen oder bestellen?

Selber kochen. Ich gehe drei Mal pro Woche auf den Markt frisches Obst und Gemüse einkaufen. Früher bin ich viel in Restaurant­s gegangen. Dies hat sich aber nun geändert. Ich setze mich viel mit dem Thema Ernährung auseinande­r und habe in diesem Bereich auch mein Studium abgeschlos­sen. Zwei Mal in der Woche essen meine Frau und ich vegetarisc­h. Die Netflix-dokumentat­ion „The Game Changers“

hat mich sehr geprägt. Die Umstellung auf veganes Essen kommt für mich nicht infrage. Es ist nämlich auch so, dass ich gerne mal ein Stück Fleisch esse, vor allem jetzt in der Grillsaiso­n. Ich bestelle eher weniger und Fast Food ist auch nicht mein Ding.

High Heels oder Sneaker?

Jeder, der mich gut kennt, weiß, dass ich lieber in Sneaker herumlaufe. Bei meiner Hochzeit (Ende Februar 2020 fand die standesamt­liche Trauung mit Katrin Schneider statt, Anmerkung der Redaktion) habe ich natürlich eine Ausnahme gemacht. Im Sommer werden wir noch ein großes

Fest mit 90 Gästen feiern. Zu diesem Anlass werde ich dann auch High Heels anziehen.

Ohrringe oder keine Ohrringe?

Ich habe immer Ohrringe an, sogar vor einem Spiel. Ich ziehe diese erst kurz vor Anpfiff aus. Das ist bei mir zu einem Ritual geworden. Ich fühle mich nicht wohl ohne Ohrringe. Jahrelang trug ich immer dieselben, bis sie kaputt gingen. Das war bitter. Aber jetzt habe ich mir ein neues Paar zugelegt.

Kurze oder lange Haare?

Lang. Ich hatte eine Phase, in der ich sie wieder kurz schneiden wollte. Meine Frau hat aber gesagt, sie würde sich dann scheiden lassen. (lacht) Das war also keine Option.

Sparsam oder großzügig?

Ich bin sicherlich nicht geizig und zahle gerne eine Runde Getränke. Aber ich werfe das Geld nicht zum Fenster raus. Ich bin aktuell sicherlich sparsamer als vor drei Jahren, als ich viele Kleider gekauft habe.

Film oder Serie?

Ich bevorzuge Serien, auch wenn ich in letzter Zeit nicht so viel Fernsehen geschaut habe und lieber in der frischen Luft bin. Ich mag Serien mit vielen Staffeln. Zusammen mit meiner Frau habe ich zuletzt Prison Break geschaut.

Uwe Gensheimer oder Nikola Karabatic?

Ich bin immer ein Fan von Gensheimer gewesen, auch weil er die gleiche Position (Linksaußen, Anmerkung der Redaktion) wie ich spielt. Wie er sein Handgelenk beim Torwurf einsetzt, ist einfach einmalig. Ich habe ein von ihm unterschri­ebenes Trikot. Ich war auch schon einige Male bei Spielen der Rhein-neckar Löwen zu Gast. 2019 hatte ich Vipkarten und saß am Tisch von Andy Schmid (Schweizer Nationalsp­ieler der Rhein-neckar Löwen, Anmerkung der Redaktion). Damals spielte Gensheimer leider noch in Paris. Aber ich denke, dass ich mir noch einmal Vipkarten gönne und ihn eventuell treffen kann.

Zwei Mal in der Woche essen meine Frau und ich vegetarisc­h. Es ist aber auch so, dass ich gerne mal ein Stück Fleisch esse.

Mit 33 Jahren bereits Trainer von Jeunesse Esch: Marcus Weiss hat dies geschafft. Doch der Deutsche bildet sich nichts darauf ein. Er will das Vertrauen der Verantwort­lichen des Rekordmeis­ters rechtferti­gen. In diesen Tagen führt er unzählige Telefonate, um die neue Saison so gut wie möglich vorzuberei­ten.

Erfahrung als Trainer hat Weiss bereits genügend gesammelt. Mit 14 Jahren trainierte er sein erstes Team, Sieben- und Achtjährig­e in Konz. Mit 22 Jahren coachte er als Spielertra­iner in Oberemmel zum ersten Mal im Seniorenbe­reich. „Ich nehme bei Jeunesse meine 20. Saison als Trainer in Angriff. Es ist also Interpreta­tionssache, ob ich es schnell nach oben geschafft habe“, betont Weiss mit einem Schmunzeln.

In Luxemburg konnte er sich schnell einen Namen machen. Er gewann als Jugendtrai­ner von Grevenmach­er die Coupe des Cadets und die Coupe du Prince. Die Vereinsver­antwortlic­hen beförderte­n ihn am Ende der Saison 2015/2016 zum Trainer der ersten Mannschaft. Er coachte mit 29 Jahren in der BGL Ligue. Den Abstieg in die Ehrenpromo­tion konnte er nicht verhindern. Nach einem Fehlstart in der zweithöchs­ten Klasse endete seine Zeit als Csg-trainer abrupt. Weiss blieb dem Osten des Landes treu. Er heuerte bei Mertert-wasserbill­ig an und stand vor einem Jahr mit dem Außenseite­r aus der Ehrenpromo­tion sensatione­ll im Halbfinale des Pokals.

In der abgelaufen­en Saison trat Weiss, der den zweithöchs­ten Trainersch­ein besitzt (UEFA-ALIZENZ), etwas kürzer. Aus berufliche­n Gründen wechselte er auf den Posten des Sportdirek­tors bei Mertert-wasserbill­ig. „Es hat mir in der vergangene­n Saison gefehlt, als Trainer aktiv zu sein.“Doch seine gute Arbeit als Coach war nicht in Vergessenh­eit geraten. Jeunesse suchte für die neue Saison einen jungen, dynamische­n Trainer. „Ein Glücksfall für mich“, betont Weiss.

Der Deutsche kann nun wieder mehr Zeit in den Fußball investiere­n. Er arbeitet mittlerwei­le als Erzieher mit dem Schwerpunk­t Sport in einer Maison relais. Seine Arbeitszei­ten sind gut mit dem Trainerjob bei Jeunesse vereinbar.

Nach einem Psychologi­e- und einem Fitnessöko­nomiestudi­um besitzt Weiss das theoretisc­he Wissen, um die Spieler in mentaler und physischer Hinsicht nach vorne zu bringen.

Rangnick und Klopp als Vorbilder

Doch werden die Spieler ihm mit seinen 33 Jahren auch vertrauen? „Ich muss versuchen, die Spieler mit meiner Kompetenz zu überzeugen“, so der jüngste Coach der BGL Ligue. „Ich habe in Grevenmach­er René Peters trainiert. Er war fünf Jahre älter als ich. Solch einen Spieler bekommst du nur hinter dich, wenn deine Arbeitswei­se Sinn ergibt. Als Spielertra­iner hatte ich mit Akteuren zu tun, die bis zu zwölf Jahre älter waren als ich. Ich musste diese ins Boot bekommen. So wurde mein Charakter geschult.“

Wird Weiss nach seinen Trainervor­bildern gefragt, nennt er zunächst Ralf Rangnick. „Ich fand seine wissenscha­ftlichen Ansichten während der Trainerleh­rgänge immer sehr interessan­t. Er hinterfrag­t viel. Ihm ist es gelungen, Hoffenheim

und Leipzig zu Topadresse­n im Fußball zu entwickeln.“Er bewundert aber auch Liverpool-trainer Jürgen Klopp und dessen Fähigkeit, Emotionen zu wecken.

Wie Klopp wird auch Weiss in Zukunft bei einem echten Traditions­verein arbeiten. Angst vor der Erwartungs­haltung bei Jeunesse hat er nicht. „Natürlich ist es immer mit einem Risiko verbunden, wenn man einen Umbruch einleitet. Mir wurde allerdings in den Gesprächen mit den Verantwort­lichen klar vermittelt, dass ich die Wunschlösu­ng darstelle und der Trainer bin, den Jeunesse in der derzeitige­n Situation benötigt.“Weiss freut sich auf den Verein und seine treuen Fans. „Ich habe unheimlich viel positives Feedback von den Anhängern erhalten. Sie finden es gut, dass ich auf die Jugend setzen will und den Verein wertschätz­e.“

Mit Co-trainer Dariusz Brzyski und Torwarttra­iner Christoph Schesniak hat Weiss Assistente­n an seiner Seite, die er bereits seit seiner Zeit in Grevenmach­er kennt. Das Trainertea­m muss eine neue, schlagkräf­tige Mannschaft aufbauen, nachdem wichtige Spieler wie Luca Duriatti (Titus Petingen) oder Johannes Steinbach (Rosport) den Verein verlassen haben. „Es kann immer mit Schwierigk­eiten einhergehe­n, in einem Traditions­verein kleinere Brötchen zu backen. Dies habe ich in Grevenmach­er erfahren müssen. Nach einer guten Vorbereitu­ng entschiede­n sich die Verantwort­lichen dazu, das Saisonziel zu ändern. Wir sollten plötzlich direkt den Wiederaufs­tieg in die BGL Ligue schaffen. Daran ist das Team zerbrochen.“

Mutige Spielweise angestrebt

Weiss hofft, dass bei „Jeunesse alle an einem Strang ziehen“. Er ist optimistis­ch, dass wieder Aufbruchst­immung erzeugt werden kann. „Mir wurde in den Vertragsge­sprächen mitgeteilt, dass sich die Anhänger in der jüngeren Vergangenh­eit nicht mehr richtig mit der Mannschaft identifizi­eren konnten. Dies wollen wir ändern.“Die Spieler sollen nicht nur mit ihrem kämpferisc­hen Einsatz überzeugen. Auch mit einer mutigen Spielweise und konsequent­em Pressing sollen Pluspunkte bei den Anhängern gesammelt werden. „Wenn ein Team Vollgas gibt und verliert, sind die Anhänger selten verärgert“, erklärt Weiss. „Dies habe ich bei Mertert-wasserbill­ig gemerkt.“

Ein konkretes Saisonziel wird zurzeit nicht ausgerufen. Weiss fällt es aufgrund der vielen Wechsel und der mit der Corona-pandemie einhergehe­nden finanziell­en Unsicherhe­iten schwer, um einzuschät­zen, wie stark einige Konkurrent­en sein werden. Er verfolgt dennoch ein klares Ziel: „Ich will das Niveau meiner Mannschaft stetig verbessern. Dies ist mein Ansporn als Trainer.“Ein Trainer, dem die Zukunft gehört, will Jeunesse zurück in die Erfolgsspu­r führen. Diese Konstellat­ion verspricht sehr spannend zu werden ...

Ich habe unheimlich viel positives Feedback von den Anhängern erhalten.

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Foto: Michael Schmidt Tina Welter will noch einige Jahre in der 1. Bundesliga auflaufen.

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