„Ich kann nicht ruhig herumsitzen“
Nationalspielerin Tina Welter liebt es, in ihrer Freizeit lange Wanderungen zu unternehmen
Handballerin Tina Welter hat viel Zeit, um ihrem Hobby Wandern nachzugehen. Das verrät die 27-Jährige, die seit der Saison 2019/2020 in der 1. Bundesliga bei Göppingen spielt, im Kreuzverhör. Welter, die aus Niederkerschen stammt, erklärt auch ihre Abneigung gegenüber Valentinstag und welches Bier sie bevorzugt.
Tina Welter, sind Sie ein Bauchoder ein Kopfmensch?
Ich denke sehr viel nach – vor allem, wenn etwas nicht so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich empfinde diesen Charakterzug nicht als negativ. Ich will immer aus Fehlern lernen – auch wenn ich mit meinem Team ein Spiel gewonnen habe. Als ich in Trier aktiv war, konnte das Team auf einen Mentaltrainer zurückgreifen. Das kann ich nur weiter empfehlen. Man sieht spezifische Situationen anders, wenn man sie mit einer neutralen Person besprechen kann.
Extrovertiert oder introvertiert?
Ich bin keine Person, die sich zu Hause versteckt und ruhig herumsitzen kann. Auf dem Handballplatz hängt es dann immer von der jeweiligen Situation ab. Ich motiviere meine Mannschaft gerne und halte mich verbal nicht zurück.
Ich bin nicht die große Romantikerin. Ich muss keinem an Valentinstag meine Liebe beweisen: Das mache ich das ganze Jahr über.
Silvester oder Valentinstag?
(lacht) Silvester. Ich bin nicht die große Romantikerin. Valentinstag ist nur erschaffen worden, damit der Handel Umsatz macht. Ich muss keinem Menschen an diesem präzisen Tag meine Liebe beweisen: Das mache ich das ganze Jahr über. Meine Frau ist eher eine Romantikerin. Wir kaufen uns aber keine Geschenke. Darauf haben wir uns geeinigt. Silvester ist ein schöner Tag, an dem man das Jahr Revue passieren lassen kann.
Ein Marsch von 20 km Länge mit der Armee oder 100 Liegestütze?
20 km mit der Armee. Das ist meine Welt. Es ist nicht so, dass ich keine Liegestütze beherrsche, aber die langen Wanderungen sind zu einem Hobby geworden. Dabei kann ich so richtig an meine Grenzen gehen. Ich bin immer gerne unterwegs. Die Grundausbildung in der Armee hat mir gut gefallen. Nach meiner Handballkarriere in etwa vier Jahren möchte ich eine berufliche Karriere bei der Armee einschlagen. Mein Vertrag läuft noch bis 2022. Diesen könnte ich bis 2025 verlängern.
Bofferding oder Battin?
Bofferding. Ich mag Battin überhaupt nicht. Generell trinke ich kein normales Bier, außer Bofferding. Ich bevorzuge Weizenbier.
Maultaschen oder Kniddelen?
Das ist eine sehr schwere Frage. Aber ich entscheide mich für Kniddelen – auch wenn ich die Maultaschen, die ich im Schwabenland essen kann, sehr gerne mag. Aber Kniddelen kann nichts übertreffen. Wenn ich nach Luxemburg komme, kocht mein Vater dieses Gericht immer für mich.
Selber kochen oder bestellen?
Selber kochen. Ich gehe drei Mal pro Woche auf den Markt frisches Obst und Gemüse einkaufen. Früher bin ich viel in Restaurants gegangen. Dies hat sich aber nun geändert. Ich setze mich viel mit dem Thema Ernährung auseinander und habe in diesem Bereich auch mein Studium abgeschlossen. Zwei Mal in der Woche essen meine Frau und ich vegetarisch. Die Netflix-dokumentation „The Game Changers“
hat mich sehr geprägt. Die Umstellung auf veganes Essen kommt für mich nicht infrage. Es ist nämlich auch so, dass ich gerne mal ein Stück Fleisch esse, vor allem jetzt in der Grillsaison. Ich bestelle eher weniger und Fast Food ist auch nicht mein Ding.
High Heels oder Sneaker?
Jeder, der mich gut kennt, weiß, dass ich lieber in Sneaker herumlaufe. Bei meiner Hochzeit (Ende Februar 2020 fand die standesamtliche Trauung mit Katrin Schneider statt, Anmerkung der Redaktion) habe ich natürlich eine Ausnahme gemacht. Im Sommer werden wir noch ein großes
Fest mit 90 Gästen feiern. Zu diesem Anlass werde ich dann auch High Heels anziehen.
Ohrringe oder keine Ohrringe?
Ich habe immer Ohrringe an, sogar vor einem Spiel. Ich ziehe diese erst kurz vor Anpfiff aus. Das ist bei mir zu einem Ritual geworden. Ich fühle mich nicht wohl ohne Ohrringe. Jahrelang trug ich immer dieselben, bis sie kaputt gingen. Das war bitter. Aber jetzt habe ich mir ein neues Paar zugelegt.
Kurze oder lange Haare?
Lang. Ich hatte eine Phase, in der ich sie wieder kurz schneiden wollte. Meine Frau hat aber gesagt, sie würde sich dann scheiden lassen. (lacht) Das war also keine Option.
Sparsam oder großzügig?
Ich bin sicherlich nicht geizig und zahle gerne eine Runde Getränke. Aber ich werfe das Geld nicht zum Fenster raus. Ich bin aktuell sicherlich sparsamer als vor drei Jahren, als ich viele Kleider gekauft habe.
Film oder Serie?
Ich bevorzuge Serien, auch wenn ich in letzter Zeit nicht so viel Fernsehen geschaut habe und lieber in der frischen Luft bin. Ich mag Serien mit vielen Staffeln. Zusammen mit meiner Frau habe ich zuletzt Prison Break geschaut.
Uwe Gensheimer oder Nikola Karabatic?
Ich bin immer ein Fan von Gensheimer gewesen, auch weil er die gleiche Position (Linksaußen, Anmerkung der Redaktion) wie ich spielt. Wie er sein Handgelenk beim Torwurf einsetzt, ist einfach einmalig. Ich habe ein von ihm unterschriebenes Trikot. Ich war auch schon einige Male bei Spielen der Rhein-neckar Löwen zu Gast. 2019 hatte ich Vipkarten und saß am Tisch von Andy Schmid (Schweizer Nationalspieler der Rhein-neckar Löwen, Anmerkung der Redaktion). Damals spielte Gensheimer leider noch in Paris. Aber ich denke, dass ich mir noch einmal Vipkarten gönne und ihn eventuell treffen kann.
Zwei Mal in der Woche essen meine Frau und ich vegetarisch. Es ist aber auch so, dass ich gerne mal ein Stück Fleisch esse.
Mit 33 Jahren bereits Trainer von Jeunesse Esch: Marcus Weiss hat dies geschafft. Doch der Deutsche bildet sich nichts darauf ein. Er will das Vertrauen der Verantwortlichen des Rekordmeisters rechtfertigen. In diesen Tagen führt er unzählige Telefonate, um die neue Saison so gut wie möglich vorzubereiten.
Erfahrung als Trainer hat Weiss bereits genügend gesammelt. Mit 14 Jahren trainierte er sein erstes Team, Sieben- und Achtjährige in Konz. Mit 22 Jahren coachte er als Spielertrainer in Oberemmel zum ersten Mal im Seniorenbereich. „Ich nehme bei Jeunesse meine 20. Saison als Trainer in Angriff. Es ist also Interpretationssache, ob ich es schnell nach oben geschafft habe“, betont Weiss mit einem Schmunzeln.
In Luxemburg konnte er sich schnell einen Namen machen. Er gewann als Jugendtrainer von Grevenmacher die Coupe des Cadets und die Coupe du Prince. Die Vereinsverantwortlichen beförderten ihn am Ende der Saison 2015/2016 zum Trainer der ersten Mannschaft. Er coachte mit 29 Jahren in der BGL Ligue. Den Abstieg in die Ehrenpromotion konnte er nicht verhindern. Nach einem Fehlstart in der zweithöchsten Klasse endete seine Zeit als Csg-trainer abrupt. Weiss blieb dem Osten des Landes treu. Er heuerte bei Mertert-wasserbillig an und stand vor einem Jahr mit dem Außenseiter aus der Ehrenpromotion sensationell im Halbfinale des Pokals.
In der abgelaufenen Saison trat Weiss, der den zweithöchsten Trainerschein besitzt (UEFA-ALIZENZ), etwas kürzer. Aus beruflichen Gründen wechselte er auf den Posten des Sportdirektors bei Mertert-wasserbillig. „Es hat mir in der vergangenen Saison gefehlt, als Trainer aktiv zu sein.“Doch seine gute Arbeit als Coach war nicht in Vergessenheit geraten. Jeunesse suchte für die neue Saison einen jungen, dynamischen Trainer. „Ein Glücksfall für mich“, betont Weiss.
Der Deutsche kann nun wieder mehr Zeit in den Fußball investieren. Er arbeitet mittlerweile als Erzieher mit dem Schwerpunkt Sport in einer Maison relais. Seine Arbeitszeiten sind gut mit dem Trainerjob bei Jeunesse vereinbar.
Nach einem Psychologie- und einem Fitnessökonomiestudium besitzt Weiss das theoretische Wissen, um die Spieler in mentaler und physischer Hinsicht nach vorne zu bringen.
Rangnick und Klopp als Vorbilder
Doch werden die Spieler ihm mit seinen 33 Jahren auch vertrauen? „Ich muss versuchen, die Spieler mit meiner Kompetenz zu überzeugen“, so der jüngste Coach der BGL Ligue. „Ich habe in Grevenmacher René Peters trainiert. Er war fünf Jahre älter als ich. Solch einen Spieler bekommst du nur hinter dich, wenn deine Arbeitsweise Sinn ergibt. Als Spielertrainer hatte ich mit Akteuren zu tun, die bis zu zwölf Jahre älter waren als ich. Ich musste diese ins Boot bekommen. So wurde mein Charakter geschult.“
Wird Weiss nach seinen Trainervorbildern gefragt, nennt er zunächst Ralf Rangnick. „Ich fand seine wissenschaftlichen Ansichten während der Trainerlehrgänge immer sehr interessant. Er hinterfragt viel. Ihm ist es gelungen, Hoffenheim
und Leipzig zu Topadressen im Fußball zu entwickeln.“Er bewundert aber auch Liverpool-trainer Jürgen Klopp und dessen Fähigkeit, Emotionen zu wecken.
Wie Klopp wird auch Weiss in Zukunft bei einem echten Traditionsverein arbeiten. Angst vor der Erwartungshaltung bei Jeunesse hat er nicht. „Natürlich ist es immer mit einem Risiko verbunden, wenn man einen Umbruch einleitet. Mir wurde allerdings in den Gesprächen mit den Verantwortlichen klar vermittelt, dass ich die Wunschlösung darstelle und der Trainer bin, den Jeunesse in der derzeitigen Situation benötigt.“Weiss freut sich auf den Verein und seine treuen Fans. „Ich habe unheimlich viel positives Feedback von den Anhängern erhalten. Sie finden es gut, dass ich auf die Jugend setzen will und den Verein wertschätze.“
Mit Co-trainer Dariusz Brzyski und Torwarttrainer Christoph Schesniak hat Weiss Assistenten an seiner Seite, die er bereits seit seiner Zeit in Grevenmacher kennt. Das Trainerteam muss eine neue, schlagkräftige Mannschaft aufbauen, nachdem wichtige Spieler wie Luca Duriatti (Titus Petingen) oder Johannes Steinbach (Rosport) den Verein verlassen haben. „Es kann immer mit Schwierigkeiten einhergehen, in einem Traditionsverein kleinere Brötchen zu backen. Dies habe ich in Grevenmacher erfahren müssen. Nach einer guten Vorbereitung entschieden sich die Verantwortlichen dazu, das Saisonziel zu ändern. Wir sollten plötzlich direkt den Wiederaufstieg in die BGL Ligue schaffen. Daran ist das Team zerbrochen.“
Mutige Spielweise angestrebt
Weiss hofft, dass bei „Jeunesse alle an einem Strang ziehen“. Er ist optimistisch, dass wieder Aufbruchstimmung erzeugt werden kann. „Mir wurde in den Vertragsgesprächen mitgeteilt, dass sich die Anhänger in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr richtig mit der Mannschaft identifizieren konnten. Dies wollen wir ändern.“Die Spieler sollen nicht nur mit ihrem kämpferischen Einsatz überzeugen. Auch mit einer mutigen Spielweise und konsequentem Pressing sollen Pluspunkte bei den Anhängern gesammelt werden. „Wenn ein Team Vollgas gibt und verliert, sind die Anhänger selten verärgert“, erklärt Weiss. „Dies habe ich bei Mertert-wasserbillig gemerkt.“
Ein konkretes Saisonziel wird zurzeit nicht ausgerufen. Weiss fällt es aufgrund der vielen Wechsel und der mit der Corona-pandemie einhergehenden finanziellen Unsicherheiten schwer, um einzuschätzen, wie stark einige Konkurrenten sein werden. Er verfolgt dennoch ein klares Ziel: „Ich will das Niveau meiner Mannschaft stetig verbessern. Dies ist mein Ansporn als Trainer.“Ein Trainer, dem die Zukunft gehört, will Jeunesse zurück in die Erfolgsspur führen. Diese Konstellation verspricht sehr spannend zu werden ...
Ich habe unheimlich viel positives Feedback von den Anhängern erhalten.