Spionagesatelliten zur Murmeltierforschung
Berlin. Forscher haben mit Hilfe von Bildern alter Spionagesatelliten die Lebensweise von Murmeltieren in der kasachischen Steppe in Zentralasien untersucht. Das dort heimische Steppenmurmeltier passe sich seit mehr als 50 Jahren den landwirtschaftlichen Veränderungen in seinem Lebensraum an, fand das internationale Forscherteam um die Geografin Catalina Munteanu von der Humboldt-universität in Berlin heraus. Die Wissenschaftler zeigten damit, wie Tiere auf Eingriffe der Menschen in die Natur reagierten. In Gebieten, die dauerhaft und am längsten als Ackerland genutzt wurden, nahm die Dichte der Murmeltier-bauten seit den 1960erjahren am deutlichsten ab. „Das kann auf lange Sicht zu einem echten Problem für die Murmeltierpopulation werden“, sagt Munteanu. Die Forscher untersuchten mehr als 12 500 solcher Lebensstätten im Norden der Ex-sowjetrepublik Kasachstan, die auf den Bildern zu erkennen waren. Sie verglichen die Bilder aus Zeiten des Kalten Krieges mit aktuellen Aufnahmen von Google Earth. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass heute rund 14 Prozent weniger dieser Erdlöcher existieren. Das Satellitenprogramm mit dem Namen Corona wurde von den USA im Kalten Krieg eingesetzt, um die Sowjetunion, China und andere Länder vom Orbit aus mit speziellen Kameras beobachten zu können. Zwischen 1959 und 1972 wurde damit etwa die Verlegung von Langstreckenraketen entdeckt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden die bis dahin hoch geheimen Akten freigegeben und können von Wissenschaftlern für ihre Forschung genutzt werden. Die Erkenntnisse seien wichtig, um aktuelle Veränderungen in der Natur für die biologische Vielfalt langfristig besser einschätzen zu können. dpa