Luxemburger Wort

Erholungsr­ally in Gefahr

China-sorgen und Jobverlust­e in den USA verdunkeln den Ausblick auf den Finanzmärk­ten

- Von Walter Pfaeffle (New York)

Nach dem heutigen Memorialda­y-feiertag sehen sich die Investoren an der Wall Street mit gegenläufi­gen Einflüssen konfrontie­rt. Auf der einen Seite weckt die Lockerung der Corona-maßnahmen in allen 50 Us-bundesstaa­ten Hoffnungen auf einen wirtschaft­lichen Aufschwung. Anderersei­ts könnte der zeitweise in Vergessenh­eit geratene Konflikt zwischen den USA und China das Marktgesch­ehen belasten.

Der Chef der Notenbank Federal Reserve (FED), Jerome Powell, wollte sich nicht festlegen. In einem Interview am vorvergang­enen Sonntag hatte er davor gewarnt, die Pandemie könnte dem amerikanis­chen Wohlstand „bleibenden Schaden“zufügen. Anderersei­ts habe die FED noch nicht alles getan, was sie tun könnte, um die Wirtschaft zu stützen. Die Anleger entschiede­n sich für den positiven Teil seiner Äußerungen. Die drei führenden Indizes gingen mit einem Plus von jeweils mehr als drei Prozent aus der Woche. Der Dowjones-index für 30 Top-aktien stieg auf 24 455 Punkte (+3,3 Prozent), der S&P-500 schloss auf 2 955 ab (+3,2 Prozent) und der technologi­eschwere Nasdaq brachte es auf den Stand von 9 325. Die Kursgewinn­e dürften auch auf den Optimismus zurückzufü­hren sein, dass die Firma Moderna Therapeuti­c noch vor Jahresschl­uss einen wirksamen Impfstoff gegen das Covit-19-virus auf den Markt bringen wird. Zur positiven Stimmung hat nicht zuletzt die Lockerung der Beschränku­ngen in allen 50 Bundesstaa­ten beigetrage­n. Dies deutet darauf hin, dass sich das Leben in den USA langsam zu normalisie­ren beginnt. Dann wären da noch die aggressive­n Zinssenkun­gen der Notenbank auf nahezu

Das Leben in den USA beginnt, sich zu normalisie­ren. null. Viele Investoren kommen infolgedes­sen zu dem Schluss, dass es zur Aktie keine Alternativ­e gebe.

Das ist die eine Seite. Die andere zeichnet ein weniger optimistis­ches Bild. Im Mittelpunk­t steht die Besorgnis der Anleger über den Wachstumse­inbruch in China. Die zweitgrößt­e Wirtschaft­smacht traute sich vorige Woche nicht einmal, ein Wachstumsz­iel für 2020 auszugeben. Das ließ die Rohstoff- und Metallprei­se drastisch sinken. Hinzu kommen erneute Spannungen zwischen China und den USA, die in den vergangene­n Monaten eine Menge Volatilitä­t verursacht hatten. Und in den USA verlieren immer mehr Amerikaner ihren Job: In der am letzten Donnerstag beendeten Berichtswo­che haben 2,4 Millionen Menschen Arbeitslos­enunterstü­tzung beantragt. Hierdurch geraten die in der neuen Handelswoc­he anstehende­n Konjunktur­daten

in den Blick der Investoren. Am Dienstag steht der Vertrauens­index der Denkfabrik Conference Board für Mai auf der Agenda. Man rechnet mit keiner spürbaren Veränderun­g gegenüber April. Und am Donnerstag folgen gleich drei wichtige Kennzahlen. Zum Auftakt kommt aus Washington die zweite Schätzung des Bruttoinla­ndprodukte­s im ersten Quartal. Volkswirte erwarten einen aufs Gesamtjahr bezogenen Rückgang um 4,8 Prozent. Das würde keine Veränderun­g gegenüber der ersten Schätzung bedeuten. Ebenfalls Donnerstag sind die Auftragsei­ngänge bei langlebige­n Wirtschaft­sgütern im April fällig. Erwartet wird ein Rückgang von 15 Prozent nach 15,3 Prozent Minus im März. Schließlic­h dürfte noch die Zahl der Antragstel­ler für Arbeitslos­enhilfe in der auslaufend­en Berichtswo­che für Spannung sorgen.

Immer mehr Amerikaner verlieren ihren Job.

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