Erholungsrally in Gefahr
China-sorgen und Jobverluste in den USA verdunkeln den Ausblick auf den Finanzmärkten
Nach dem heutigen Memorialday-feiertag sehen sich die Investoren an der Wall Street mit gegenläufigen Einflüssen konfrontiert. Auf der einen Seite weckt die Lockerung der Corona-maßnahmen in allen 50 Us-bundesstaaten Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Andererseits könnte der zeitweise in Vergessenheit geratene Konflikt zwischen den USA und China das Marktgeschehen belasten.
Der Chef der Notenbank Federal Reserve (FED), Jerome Powell, wollte sich nicht festlegen. In einem Interview am vorvergangenen Sonntag hatte er davor gewarnt, die Pandemie könnte dem amerikanischen Wohlstand „bleibenden Schaden“zufügen. Andererseits habe die FED noch nicht alles getan, was sie tun könnte, um die Wirtschaft zu stützen. Die Anleger entschieden sich für den positiven Teil seiner Äußerungen. Die drei führenden Indizes gingen mit einem Plus von jeweils mehr als drei Prozent aus der Woche. Der Dowjones-index für 30 Top-aktien stieg auf 24 455 Punkte (+3,3 Prozent), der S&P-500 schloss auf 2 955 ab (+3,2 Prozent) und der technologieschwere Nasdaq brachte es auf den Stand von 9 325. Die Kursgewinne dürften auch auf den Optimismus zurückzuführen sein, dass die Firma Moderna Therapeutic noch vor Jahresschluss einen wirksamen Impfstoff gegen das Covit-19-virus auf den Markt bringen wird. Zur positiven Stimmung hat nicht zuletzt die Lockerung der Beschränkungen in allen 50 Bundesstaaten beigetragen. Dies deutet darauf hin, dass sich das Leben in den USA langsam zu normalisieren beginnt. Dann wären da noch die aggressiven Zinssenkungen der Notenbank auf nahezu
Das Leben in den USA beginnt, sich zu normalisieren. null. Viele Investoren kommen infolgedessen zu dem Schluss, dass es zur Aktie keine Alternative gebe.
Das ist die eine Seite. Die andere zeichnet ein weniger optimistisches Bild. Im Mittelpunkt steht die Besorgnis der Anleger über den Wachstumseinbruch in China. Die zweitgrößte Wirtschaftsmacht traute sich vorige Woche nicht einmal, ein Wachstumsziel für 2020 auszugeben. Das ließ die Rohstoff- und Metallpreise drastisch sinken. Hinzu kommen erneute Spannungen zwischen China und den USA, die in den vergangenen Monaten eine Menge Volatilität verursacht hatten. Und in den USA verlieren immer mehr Amerikaner ihren Job: In der am letzten Donnerstag beendeten Berichtswoche haben 2,4 Millionen Menschen Arbeitslosenunterstützung beantragt. Hierdurch geraten die in der neuen Handelswoche anstehenden Konjunkturdaten
in den Blick der Investoren. Am Dienstag steht der Vertrauensindex der Denkfabrik Conference Board für Mai auf der Agenda. Man rechnet mit keiner spürbaren Veränderung gegenüber April. Und am Donnerstag folgen gleich drei wichtige Kennzahlen. Zum Auftakt kommt aus Washington die zweite Schätzung des Bruttoinlandproduktes im ersten Quartal. Volkswirte erwarten einen aufs Gesamtjahr bezogenen Rückgang um 4,8 Prozent. Das würde keine Veränderung gegenüber der ersten Schätzung bedeuten. Ebenfalls Donnerstag sind die Auftragseingänge bei langlebigen Wirtschaftsgütern im April fällig. Erwartet wird ein Rückgang von 15 Prozent nach 15,3 Prozent Minus im März. Schließlich dürfte noch die Zahl der Antragsteller für Arbeitslosenhilfe in der auslaufenden Berichtswoche für Spannung sorgen.
Immer mehr Amerikaner verlieren ihren Job.