Neuer Mann, neue Hoffnung
Dan Santos hat als neuer Nationaltrainer ambitionierte Pläne für Luxemburgs Frauenfußball
Dan Santos hat es sich reiflich überlegt. Er weiß, was auf ihn zukommt. Als neuer Frauennationaltrainer und Koordinator der weiblichen Flf-kader hat der 38-Jährige eine Herkulesaufgabe vor sich. „Ich habe viele Fragen gestellt und mir alle positiven wie negativen Aspekte angesehen. Dann habe ich eine Entscheidung getroffen und jetzt freue ich mich auf die Herausforderung“, sagt Santos. Er hat ehrgeizige Pläne. Die Chancen, dass er sie auch umsetzt, scheinen gut. Denn der neue Mann für den Frauenfußball bringt mehrere günstige Voraussetzungen mit.
„Seine Fachkenntnisse stehen ohnehin außer Frage. Aber ganz wichtig sind auch seine menschlichen Qualitäten“, urteilt Verbandspräsident Paul Philipp über den früheren Bgl-ligue-coach von RM Hamm Benfica, der zuletzt als Co-trainer der U19 und U21 bei der FLF gearbeitet hat. Der Nachfolger des Franzosen Samy Smaïli war Philipps Wunschkandidat. Santos kann offenbar auf großen Rückhalt der Flf-führung zählen – was der Luxemburger Frauenfußball gut gebrauchen kann.
Dessen Akteurinnen fühlten sich zuweilen ins Abseits gedrängt, auch wenn Philipp das so nicht stehen lassen will. „Der Frauenfußball war immer wichtig und er wird immer wichtiger“, sagt der Flf-präsident. Er hat Santos beauftragt, ein neues Konzept für die Frauen- und Mädchenkader zu erarbeiten, und ist bereit, ihn zu unterstützen.
Auch finanziell will die FLF laut Philipp mehr als bisher investieren. „Dan Santos bekommt den Trainerstab, mit dem er sein Konzept umsetzen kann“, so Philipp. „Die Mädchen beginnen früher mit dem Fußball, als das noch vor zehn, 15 Jahren der Fall war. Wichtig ist, dass wir ihnen die Gelegenheit geben, Fußball zu spielen und Fußball zu lernen.“
Wieder Training in Monnerich
Das Konzept von Santos sieht die Schaffung weiterer Auswahlkader auch für junge Mädchen ab etwa neun Jahren vor. Künftig soll es neben der A-mannschaft und der U16 auch eine U14 und eine U12 bei der FLF geben. Rund 160 Kandidatinnen – die Liste stammt noch von Smaïli – kommen für das Verbandstraining infrage. Santos will sich selbst ein Bild von allen machen und dann die Kader auf den Bedarf abstimmen.
Das Verbandstraining soll deutlich ausgeweitet werden. „Mehr Training, mehr Spiele“, fordert Santos, der großen Wert auf Ausbildung legt. Ziel sei, dass jede Alterskategorie zwei Mal pro Woche mit den Flf-coaches arbeitet. Im vergangenen Jahr hatte die Anationalmannschaft nach Angaben von Spielerinnen monatelang nicht zusammen trainiert. Zwischen November 2018 und Juni 2019 bestritt die Auswahl kein Länderspiel. Fünf statt bisher drei Trainer sollen sich um die Kader kümmern. Neue Co-trainerin und Nachfolgerin von Chantal Graas ist Ex-nationalspielerin Cristina Correia, zuletzt Coach in Rümelingen. Der Vertrag mit Torwarttrainer Jean-marie Noël wird laut Santos ausgeweitet. Für das Athletiktraining wurde Hochspringer und Personal Coach Kevin Rutare engagiert. Die FLF hat eine weitere Trainerstelle ausgeschrieben.
Außer in Koerich und Beggen sollen die Frauen erstmals seit Langem wieder am Flf-standort Monnerich trainieren. „Die Frauen sollen spüren, dass sie dazugehören. Sie gehörten immer dazu, aber es kam vielleicht nicht immer so rüber“, meint Philipp.
Santos kennt den Frauenfußball sehr gut, obwohl er bisher im Männersport gearbeitet hat. Er weiß, wo die Probleme liegen, weil er häufig in der hiesigen Meisterschaft
vor Ort war. Anders als sein Vorgänger hat Santos bereits vor seinem Amtsantritt alle Mannschaften der ersten Liga und mehrere der zweiten Liga in Aktion gesehen. Auch die besten Spielerinnen der Welt hat der Luxemburger beobachtet. Er war bei Wmspielen 2019 in Frankreich und der EM 2017 in den Niederlanden im Stadion. „Die Topteams wie die USA, Deutschland oder Frankreich sind im Vergleich zu Luxemburg eine andere Welt“, sagt er. Luxemburg belegt Platz 119 der Fifa-rangliste. Santos peilt zunächst einen Platz unter 100 an, mittelfristiges Ziel sind die Top 50.
Wann Luxemburg wieder an Em-qualifikationen teilnimmt, ist noch offen. Es gibt keine Vorqualifikation mehr. Derzeit treffen die kleinen Fußballnationen direkt auf die ganz großen und verlieren teilweise zweistellig. Laut Philipp diskutiert die UEFA nun ein System ähnlich der Nations League der Männer. Das käme den Luxemburgerinnen entgegen.
Seine Fachkenntnisse stehen außer
Frage. Aber ganz wichtig sind auch seine menschlichen Qualitäten.
Paul Philipp, Flf-präsident
Mehr Training, mehr Spiele
Dan Santos, Frauennationaltrainer
Kooperation und
Kommunikation
Aus Spielerinnen- und Trainerkreisen war zuletzt Unzufriedenheit über mangelnde Präsenz Smaïlis zu hören gewesen. Santos, den viele kennen, gilt auch deshalb als Hoffnungsträger. „Sehr positiv überrascht“äußerte sich Nationalmannschaftskapitänin Jessica Berscheid angesichts des neuen Konzepts: „Ich hoffe, dass vieles ein bisschen Fahrt aufnimmt und besser wird. Es gab einige Punkte, die wir ändern wollten.“Paul Wilwerding, langjähriger Vereinstrainer in Ell, begrüßt beispielsweise, „dass Dan Santos eine klare Vorstellung mitbringt, wie der Mädchen- und Frauenfußball aufgestellt werden soll“. Dass der Mädchenfußball in die Flf-fußballschule integriert werden soll, sei ein großer Schritt nach vorne. „Ich bin der Meinung, dass er die richtige Wahl ist“, findet Trainer-routinier Carlo Calmes (Wintger). „Ich bin sicher, dass er den Frauenfußball weiter voranbringt“, so Bettemburgs Coach Yves Block.
Santos braucht die Koopration der Clubs und setzt daher auf Kommunikation. „Zunächst möchte ich das Konzept den Vereinen und Trainern vorstellen, um sie alle ins Boot zu holen. Ich möchte, dass die Spielerinnen zu uns kommen, aber auch am Clubtraining teilnehmen können. Es soll eine Win-win-situation sein“, betont der Nationaltrainer. Er will sich mit aller Kraft für die Fußballfrauen engagieren. Aber er wird auch viel von ihnen verlangen: „Ich will meine Zeit nicht vergeuden. AW
32.' Guerreiro
78.' Hakimi
4.' Skov
19.' Bittencourt
7.' Havertz 58.' Havertz (Elfm.)
81.' S. Bender
52.', 55.' Hinteregger