Kleine Plagegeister
In den kommenden Wochen haben Zecken, Eichenprozessionsspinner und Wespen Hochsaison
Luxemburg. Im Vergleich mit dem Amazonas oder dem australischen Outback ist Luxemburgs Flora und Fauna für den Menschen eigentlich relativ ungefährlich. Aber auch wenn es hierzulande keine giftigen Schlangen, Pflanzen oder Raubtiere gibt, die dem Menschen nach dem Leben trachten, birgt auch Luxemburgs Natur einige Gefahren für die Gesundheit.
Zu den Tieren, vor denen man sich besonders in Acht nehmen sollte, zählen die Zecke, die Larven des Eichenprozessionsspinners und verschiedene Wespenarten. Prognosen, ob sich die Tierpopulationen in diesem Jahr entwickeln und womöglich zur Plage werden können, lassen sich derzeit noch nicht machen, so die Naturschutzberaterin von natur & ëmwelt, Elisabeth Kirsch. Allerdings seien die Wetterbedingungen bisher ideal für die Entwicklung der Tiere gewesen. Die hohen Temperaturen und der wenige Niederschlag ermöglichen es den Tieren, sich früh zu entwickeln und fortzupflanzen.
Blutsaugende Spinnentiere
So hat etwa der Gemeine Holzbock, die mit Abstand häufigste Zeckenart in Mitteleuropa, in den Monaten Mai und Juni Hochsaison. Die Tiere mögen es warm und feucht, am liebsten um die 20 Grad. Allerdings werden sie bereits bei Temperaturen über acht Grad aktiv. Die Spinnentiere sitzen gerne auf niedrigen Sträuchern, Gräsern, Stauden oder Kräutern und klammern sich an Menschen oder Tiere. Ihr Lebensraum endet in der Regel in 1,5 Metern Höhe – befürchten, dass eine Zecke vom Baum fällt, muss man somit nicht.
Ein Zeckenbiss kann Krankheitserreger wie die Lyme-borreliose übertragen. Die Bakterien gelten als gefährlich, werden aber erst mehrere Stunden nach dem Biss übertragen. Nicht alle Zecken tragen den Erreger allerdings in sich. Die Krankheit hat zwei Entwicklungsphasen mit unterschiedlichen Symptomen. Diese sind unspezifisch, was es schwierig macht, die Krankheit zu diagnostizieren. Charakteristisch ist aber die sogenannte Wanderröte. Diese ringförmige Hautrötung kann einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenbiss rund um die Einstichstelle beobachtet werden. Allerdings tritt sie nicht bei allen Patienten auf. Im frühen Krankheitsstadium können neben der Röte aber auch grippeähnliche Symptome beobachtet werden.
Kommt es nicht zu einer Behandlung mit Antibiotika beziehungsweise schafft es der Körper nicht selbst, die Erreger abzuwehren, kann in einer zweiten Phase auch das Nervensystem angegriffen werden. Lähmungen, Empfindungsstörungen können die Folge sein. Deshalb ist bei jedem Zeckenstich Vorsicht geboten.
Nistet sich das Tier auf der Haut eines Menschen ein, sollte im besten Fall in den ersten zwölf Stunden reagiert und die Zecke mit einer Pinzette entfernt werden. Die Erreger übertragen sich nämlich erst nach mehreren Stunden. Bei
Komplikationen sollte ein Arzt konsultiert werden.
Um einen Zeckenbiss zu vermeiden, sollte bei Wanderungen in der Natur Unterholz und hohes Gras vermieden werden. Lange Kleidung sowie Strümpfe über der Hose bieten zusätzlichen Schutz. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte man sich und seine Kleidung gründlich untersuchen.
Gefährliche Haare
Der Mensch ist für den Eichenprozessionsspinner zwar keine Beute, dennoch können die Brennhaare seiner Raupen ihm gefährlich werden. In den vergangenen Jahren haben die Tiere sich hierzulande immer mehr verbreitet, weshalb Warnschilder an Spazierwegen im Wald oder in Parks längst keine Seltenheit sind.
In den Monaten April und Mai entwickeln die Raupen des Nachtfalters ihre giftigen Härchen. Sie enthalten ein Nesselgift, das zu allergischen Reaktionen bei Tieren und Menschen führen kann, die von Juckreiz über Atemnot bis hin zu einem allergischen Schock reichen können. Dafür müssen die Tiere nicht zwingend berührt werden, sie können nämlich auch durch die Luft getragen werden. Auch Tiere, besonders Hunde, können durch das Toxin an ihren
Schleimhäuten verletzt werden. Bei Kontakt soll die Stelle sofort ausgewaschen werden. Auch die Kleider sollen bei 60 Grad gewaschen werden. Zu erkennen sind die Insekten hauptsächlich an ihren Härchen. Zunächst erscheinen die bis zu dreieinhalb Zentimeter großen Larven bräunlich, mit dem Voranschreiten der Entwicklungsstadien werden sie leicht schwarz mit hellen Seitenstreifen und Härchen. Sie befinden sich meist in der Nähe ihrer markanten weißen, seidenen Gurtnester. Diese befinden sich vor allem an Eichenbäumen an gut besonnten Stellen, wie Waldränder oder entlang von Spazierwegen.
An Risikostellen finden regelmäßig Kontrollen statt. In den meisten Fällen werden die befallenen Bäume weiträumig abgesperrt. Falls dies nicht möglich ist, müssen die Nester von einer Spezialfirma entfernt werden. Sie werden dann abgesaugt und anschließend verbrannt.
Wespen als Nachbarn
Auch Wespen haben es eigentlich nicht auf den Menschen abgesehen, machen ihm aber immer wieder das Essen auf der Terrasse streitig. Konfliktpotenzial besteht aber eigentlich nur bei zwei der 15 heimischen sozialen Wespenarten – der Deutschen und der Gemeinen Wespe. Die Insekten gehören zu den sogenannten Kurzkopfwespen, sie machen sich meist erst im Laufe des Sommers bemerkbar, wenn ihre natürlichen Nahrungsquellen knapp werden. Dann haben sie es besonders auf Süßes und Fleisch abgesehen.
In der Nähe der Tiere sollten hektische Bewegungen vermieden werden, auch wegpusten sollte man sie nicht. Durch das Kohlenstoffdioxid im Atem werden die Insekten nämlich in Alarmbereitschaft versetzt und könnten zustechen. Kommt es trotz aller Vorsicht zu einem Stich, ist dies in der Regel zwar schmerzhaft, aber nicht dramatisch. Denn für Nicht-allergiker ist ein Stich unbedenklich.
Die Tiere nisten häufig in der Nähe von Menschen – die Völker zieht es in dunkle Hohlräume wie Rollladenkästen, Dachböden oder alte Mäuselöcher. Ein Wespennest im Garten ist noch lange kein Grund zur Sorge. Oft bringen kleinere Maßnahmen bereits eine Besserung. So hilft es meist schon, Fliegengitter in die Fenster zu hängen, oder aber die Flugbahn der Tiere mithilfe eines aufgehängten Tuchs zu verändern. Ratschläge, wie ein Miteinander mit den Tieren gelingen kann, erhalten Betroffene bei der Beratungsstelle von natur & ëmwelt. Die Berater der Vereinigung bieten auch Ortsbesichtigungen an.
Der nationale Rettungsdienst entfernt Nester indes nur noch, wenn sie eine unmittelbare Gefahr darstellen. Das mutwillige Töten von Wespen oder die Zerstörung der Nester ist sogar per Gesetz verboten. Denn die Tiere spielen nicht nur als Bestäuber eine wichtige Rolle in der Natur. Sie beseitigen etwa faules Obst und Tierreste, verwerten aber auch morsches Holz. So verhindern sie, dass sich Krankheitserreger und Schimmelpilze verbreiten.
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Die Bedingungen waren bislang für die Entwicklung der Tiere ideal. Elisabeth Kirsch, natur & ëmwelt