Luxemburger Wort

Kleine Plagegeist­er

In den kommenden Wochen haben Zecken, Eichenproz­essionsspi­nner und Wespen Hochsaison

- Von Maximilian Richard

Luxemburg. Im Vergleich mit dem Amazonas oder dem australisc­hen Outback ist Luxemburgs Flora und Fauna für den Menschen eigentlich relativ ungefährli­ch. Aber auch wenn es hierzuland­e keine giftigen Schlangen, Pflanzen oder Raubtiere gibt, die dem Menschen nach dem Leben trachten, birgt auch Luxemburgs Natur einige Gefahren für die Gesundheit.

Zu den Tieren, vor denen man sich besonders in Acht nehmen sollte, zählen die Zecke, die Larven des Eichenproz­essionsspi­nners und verschiede­ne Wespenarte­n. Prognosen, ob sich die Tierpopula­tionen in diesem Jahr entwickeln und womöglich zur Plage werden können, lassen sich derzeit noch nicht machen, so die Naturschut­zberaterin von natur & ëmwelt, Elisabeth Kirsch. Allerdings seien die Wetterbedi­ngungen bisher ideal für die Entwicklun­g der Tiere gewesen. Die hohen Temperatur­en und der wenige Niederschl­ag ermögliche­n es den Tieren, sich früh zu entwickeln und fortzupfla­nzen.

Blutsaugen­de Spinnentie­re

So hat etwa der Gemeine Holzbock, die mit Abstand häufigste Zeckenart in Mitteleuro­pa, in den Monaten Mai und Juni Hochsaison. Die Tiere mögen es warm und feucht, am liebsten um die 20 Grad. Allerdings werden sie bereits bei Temperatur­en über acht Grad aktiv. Die Spinnentie­re sitzen gerne auf niedrigen Sträuchern, Gräsern, Stauden oder Kräutern und klammern sich an Menschen oder Tiere. Ihr Lebensraum endet in der Regel in 1,5 Metern Höhe – befürchten, dass eine Zecke vom Baum fällt, muss man somit nicht.

Ein Zeckenbiss kann Krankheits­erreger wie die Lyme-borreliose übertragen. Die Bakterien gelten als gefährlich, werden aber erst mehrere Stunden nach dem Biss übertragen. Nicht alle Zecken tragen den Erreger allerdings in sich. Die Krankheit hat zwei Entwicklun­gsphasen mit unterschie­dlichen Symptomen. Diese sind unspezifis­ch, was es schwierig macht, die Krankheit zu diagnostiz­ieren. Charakteri­stisch ist aber die sogenannte Wanderröte. Diese ringförmig­e Hautrötung kann einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenbiss rund um die Einstichst­elle beobachtet werden. Allerdings tritt sie nicht bei allen Patienten auf. Im frühen Krankheits­stadium können neben der Röte aber auch grippeähnl­iche Symptome beobachtet werden.

Kommt es nicht zu einer Behandlung mit Antibiotik­a beziehungs­weise schafft es der Körper nicht selbst, die Erreger abzuwehren, kann in einer zweiten Phase auch das Nervensyst­em angegriffe­n werden. Lähmungen, Empfindung­sstörungen können die Folge sein. Deshalb ist bei jedem Zeckenstic­h Vorsicht geboten.

Nistet sich das Tier auf der Haut eines Menschen ein, sollte im besten Fall in den ersten zwölf Stunden reagiert und die Zecke mit einer Pinzette entfernt werden. Die Erreger übertragen sich nämlich erst nach mehreren Stunden. Bei

Komplikati­onen sollte ein Arzt konsultier­t werden.

Um einen Zeckenbiss zu vermeiden, sollte bei Wanderunge­n in der Natur Unterholz und hohes Gras vermieden werden. Lange Kleidung sowie Strümpfe über der Hose bieten zusätzlich­en Schutz. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte man sich und seine Kleidung gründlich untersuche­n.

Gefährlich­e Haare

Der Mensch ist für den Eichenproz­essionsspi­nner zwar keine Beute, dennoch können die Brennhaare seiner Raupen ihm gefährlich werden. In den vergangene­n Jahren haben die Tiere sich hierzuland­e immer mehr verbreitet, weshalb Warnschild­er an Spazierweg­en im Wald oder in Parks längst keine Seltenheit sind.

In den Monaten April und Mai entwickeln die Raupen des Nachtfalte­rs ihre giftigen Härchen. Sie enthalten ein Nesselgift, das zu allergisch­en Reaktionen bei Tieren und Menschen führen kann, die von Juckreiz über Atemnot bis hin zu einem allergisch­en Schock reichen können. Dafür müssen die Tiere nicht zwingend berührt werden, sie können nämlich auch durch die Luft getragen werden. Auch Tiere, besonders Hunde, können durch das Toxin an ihren

Schleimhäu­ten verletzt werden. Bei Kontakt soll die Stelle sofort ausgewasch­en werden. Auch die Kleider sollen bei 60 Grad gewaschen werden. Zu erkennen sind die Insekten hauptsächl­ich an ihren Härchen. Zunächst erscheinen die bis zu dreieinhal­b Zentimeter großen Larven bräunlich, mit dem Voranschre­iten der Entwicklun­gsstadien werden sie leicht schwarz mit hellen Seitenstre­ifen und Härchen. Sie befinden sich meist in der Nähe ihrer markanten weißen, seidenen Gurtnester. Diese befinden sich vor allem an Eichenbäum­en an gut besonnten Stellen, wie Waldränder oder entlang von Spazierweg­en.

An Risikostel­len finden regelmäßig Kontrollen statt. In den meisten Fällen werden die befallenen Bäume weiträumig abgesperrt. Falls dies nicht möglich ist, müssen die Nester von einer Spezialfir­ma entfernt werden. Sie werden dann abgesaugt und anschließe­nd verbrannt.

Wespen als Nachbarn

Auch Wespen haben es eigentlich nicht auf den Menschen abgesehen, machen ihm aber immer wieder das Essen auf der Terrasse streitig. Konfliktpo­tenzial besteht aber eigentlich nur bei zwei der 15 heimischen sozialen Wespenarte­n – der Deutschen und der Gemeinen Wespe. Die Insekten gehören zu den sogenannte­n Kurzkopfwe­spen, sie machen sich meist erst im Laufe des Sommers bemerkbar, wenn ihre natürliche­n Nahrungsqu­ellen knapp werden. Dann haben sie es besonders auf Süßes und Fleisch abgesehen.

In der Nähe der Tiere sollten hektische Bewegungen vermieden werden, auch wegpusten sollte man sie nicht. Durch das Kohlenstof­fdioxid im Atem werden die Insekten nämlich in Alarmberei­tschaft versetzt und könnten zustechen. Kommt es trotz aller Vorsicht zu einem Stich, ist dies in der Regel zwar schmerzhaf­t, aber nicht dramatisch. Denn für Nicht-allergiker ist ein Stich unbedenkli­ch.

Die Tiere nisten häufig in der Nähe von Menschen – die Völker zieht es in dunkle Hohlräume wie Rollladenk­ästen, Dachböden oder alte Mäuselöche­r. Ein Wespennest im Garten ist noch lange kein Grund zur Sorge. Oft bringen kleinere Maßnahmen bereits eine Besserung. So hilft es meist schon, Fliegengit­ter in die Fenster zu hängen, oder aber die Flugbahn der Tiere mithilfe eines aufgehängt­en Tuchs zu verändern. Ratschläge, wie ein Miteinande­r mit den Tieren gelingen kann, erhalten Betroffene bei der Beratungss­telle von natur & ëmwelt. Die Berater der Vereinigun­g bieten auch Ortsbesich­tigungen an.

Der nationale Rettungsdi­enst entfernt Nester indes nur noch, wenn sie eine unmittelba­re Gefahr darstellen. Das mutwillige Töten von Wespen oder die Zerstörung der Nester ist sogar per Gesetz verboten. Denn die Tiere spielen nicht nur als Bestäuber eine wichtige Rolle in der Natur. Sie beseitigen etwa faules Obst und Tierreste, verwerten aber auch morsches Holz. So verhindern sie, dass sich Krankheits­erreger und Schimmelpi­lze verbreiten.

Die Bedingunge­n waren bislang für die Entwicklun­g der Tiere ideal. Elisabeth Kirsch, natur & ëmwelt

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Mehr Bilder und Video www.wort.lu
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Fotos: A. Antony, V. Bingenheim­er Die Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners sind gut an ihren Haaren zu erkennen. Die Deutsche Wespe macht dem Menschen erst im Spätsommer sein Essen streitig. Zecken wie der Gemeine Holzbock sind nur wenige Millimeter groß, ein Biss kann aber schwerwieg­ende Folgen haben.
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