Luxemburger Wort

Auch Langusten halten Abstand

Spezielle Hygienemaß­nahmen, Social Distancing und Gesundheit­stests – Wie Tiere Krankheite­n aus dem Weg gehen

- Von Christian Satorius

Wie die Menschen derzeit mit dem Corona-virus umgehen, ist kein Zufall: Man bedient sich dabei Erfolgsrez­epten, die sich im Tierreich längst bewährt haben.

Viele Studien zeigen, wie wichtig den einzelnen Arten zunächst das Kontaktver­bot ist, um Krankheits­erreger gar nicht erst an sich herankomme­n zu lassen. Wie verbreitet das Abstandhal­ten unter Langusten ist, hat Donald Behringer von der Old-dominion-universitä­t in Norfolk, Virginia, mit seinem Team herausgefu­nden. Lässt man gesunden, jungen Karibik-langusten die Wahl, allein oder mit anderen Artgenosse­n zusammenzu­leben, so wählen 56 Prozent das Zusammenle­ben aus. Ganz anders verhalten sich die erkrankten Krebse.

„Durch unsere Unterwasse­rbeobachtu­ngen fanden wir heraus, dass infizierte Langusten ihre Behausung nur sehr selten mit anderen Artgenosse­n teilten, weniger als sieben Prozent taten dies.“Der Grund: „Langusten, die mit dem Panulirus-argus-virus-1 infiziert sind, entwickeln nach sechs Wochen Krankheits­symptome und

Lieber einsam als krank: Die Karibik-languste geht zu kranken Artgenosse­n bewusst auf Distanz. verbreiten die Krankheit ihrerseits nach acht Wochen weiter“, so Behringer. „Die meisten der gesunden Langusten mieden die infizierte­n Langusten ab der vierten Woche nach deren Infektion, und die restlichen taten dies in der sechsten bis achten Woche.“

Behringer und seine Kollegen gehen davon aus, dass dieses Meidungsve­rhalten die Ausbreitun­g der Krankheit in der freien Wildbahn wahrschein­lich sehr wirkungsvo­ll verhindert.

Auf dem Prüfstand

Doch wie bemerken die Tiere überhaupt, dass ihre Artgenosse­n infiziert sind? Die Antwort: Sie testen sie auf Krankheite­n. Zum einen sind dies optische Tests. Vielen kranken Tieren sieht man schon an, dass sie nicht gesund sind. Fische verlieren oftmals ihre Farbe oder klemmen die Flossen an. Viele Arten fahren ihre Aktivitäte­n herunter und sehen müde aus. Einige isolieren sich auch selbst von der Gruppe.

Aber es gibt auch noch andere Möglichkei­ten, Erkrankung­en festzustel­len. Bestimmte Tiere sondern chemische Stoffe ab, die ihre Artgenosse­n wahrnehmen können. Einige Arten können Duftstoffe noch in erstaunlic­h geringer Konzentrat­ion registrier­en. Der Seidenspin­nerschmett­erling etwa kann ein einzelnes Duftmolekü­l riechen, trainierte Hunde manche Tumore sogar beim Menschen erschnüffe­ln.

Neben solchen Tests und dem Abstandhal­ten spielen aber auch Hygienemaß­nahmen im Tierreich eine Rolle. Von sozialen Insekten wie Ameisen und Honigbiene­n ist bekannt, dass sie ihr Nest regelrecht desinfizie­ren und so Pathogene unschädlic­h machen. Auch Artgenosse­n, die Krankheits­erregern ausgesetzt waren, werden nach Möglichkei­t von diesen befreit und gepflegt. Bei den Ameisen achten beispielsw­eise die Helfer darauf, nicht selbst zu erkranken, und passen ihre Putz- und Pflegemaßn­ahmen entspreche­nd an, wie eine Forschergr­uppe um Sylvia Cremer vom Institute of Science and Technology Austria im österreich­ischen Klosterneu­burg herausgefu­nden hat.

Die Forscher infizierte­n Gartenamei­sen mit parasitäre­n Pilzsporen und beobachtet­en, wie die Nestmitgli­eder reagierten. Dabei zeigte sich, dass die Helferamei­sen den Patienten die Sporen mit ihren Mundwerkze­ugen entfernten oder aus der Distanz Ameisensäu­re auf die Patienten sprühten. Welche der Methoden sie anwendeten, war abhängig davon, ob sie selber durch eine vorherige Immunisier­ung geschützt waren.

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