Auch Langusten halten Abstand
Spezielle Hygienemaßnahmen, Social Distancing und Gesundheitstests – Wie Tiere Krankheiten aus dem Weg gehen
Wie die Menschen derzeit mit dem Corona-virus umgehen, ist kein Zufall: Man bedient sich dabei Erfolgsrezepten, die sich im Tierreich längst bewährt haben.
Viele Studien zeigen, wie wichtig den einzelnen Arten zunächst das Kontaktverbot ist, um Krankheitserreger gar nicht erst an sich herankommen zu lassen. Wie verbreitet das Abstandhalten unter Langusten ist, hat Donald Behringer von der Old-dominion-universität in Norfolk, Virginia, mit seinem Team herausgefunden. Lässt man gesunden, jungen Karibik-langusten die Wahl, allein oder mit anderen Artgenossen zusammenzuleben, so wählen 56 Prozent das Zusammenleben aus. Ganz anders verhalten sich die erkrankten Krebse.
„Durch unsere Unterwasserbeobachtungen fanden wir heraus, dass infizierte Langusten ihre Behausung nur sehr selten mit anderen Artgenossen teilten, weniger als sieben Prozent taten dies.“Der Grund: „Langusten, die mit dem Panulirus-argus-virus-1 infiziert sind, entwickeln nach sechs Wochen Krankheitssymptome und
Lieber einsam als krank: Die Karibik-languste geht zu kranken Artgenossen bewusst auf Distanz. verbreiten die Krankheit ihrerseits nach acht Wochen weiter“, so Behringer. „Die meisten der gesunden Langusten mieden die infizierten Langusten ab der vierten Woche nach deren Infektion, und die restlichen taten dies in der sechsten bis achten Woche.“
Behringer und seine Kollegen gehen davon aus, dass dieses Meidungsverhalten die Ausbreitung der Krankheit in der freien Wildbahn wahrscheinlich sehr wirkungsvoll verhindert.
Auf dem Prüfstand
Doch wie bemerken die Tiere überhaupt, dass ihre Artgenossen infiziert sind? Die Antwort: Sie testen sie auf Krankheiten. Zum einen sind dies optische Tests. Vielen kranken Tieren sieht man schon an, dass sie nicht gesund sind. Fische verlieren oftmals ihre Farbe oder klemmen die Flossen an. Viele Arten fahren ihre Aktivitäten herunter und sehen müde aus. Einige isolieren sich auch selbst von der Gruppe.
Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten, Erkrankungen festzustellen. Bestimmte Tiere sondern chemische Stoffe ab, die ihre Artgenossen wahrnehmen können. Einige Arten können Duftstoffe noch in erstaunlich geringer Konzentration registrieren. Der Seidenspinnerschmetterling etwa kann ein einzelnes Duftmolekül riechen, trainierte Hunde manche Tumore sogar beim Menschen erschnüffeln.
Neben solchen Tests und dem Abstandhalten spielen aber auch Hygienemaßnahmen im Tierreich eine Rolle. Von sozialen Insekten wie Ameisen und Honigbienen ist bekannt, dass sie ihr Nest regelrecht desinfizieren und so Pathogene unschädlich machen. Auch Artgenossen, die Krankheitserregern ausgesetzt waren, werden nach Möglichkeit von diesen befreit und gepflegt. Bei den Ameisen achten beispielsweise die Helfer darauf, nicht selbst zu erkranken, und passen ihre Putz- und Pflegemaßnahmen entsprechend an, wie eine Forschergruppe um Sylvia Cremer vom Institute of Science and Technology Austria im österreichischen Klosterneuburg herausgefunden hat.
Die Forscher infizierten Gartenameisen mit parasitären Pilzsporen und beobachteten, wie die Nestmitglieder reagierten. Dabei zeigte sich, dass die Helferameisen den Patienten die Sporen mit ihren Mundwerkzeugen entfernten oder aus der Distanz Ameisensäure auf die Patienten sprühten. Welche der Methoden sie anwendeten, war abhängig davon, ob sie selber durch eine vorherige Immunisierung geschützt waren.