Luxemburger Wort

Mit Resilienz durch die Krise

Unternehme­n können jetzt ihre Widerstand­sfähigkeit mit „Fit 4 Resilience“stärken

- Von Pierre Leyers Grafik: Shuttersto­ck

Der Begriff „Resilienz“stammt eigentlich aus der Psychologi­e. Damit ist die Fähigkeit zu Belastbark­eit und innerer Stärke gemeint. Auch die Bewältigun­g von Krisen erfordert diese überlebens­wichtige Eigenschaf­t.

Um Resilienz ging es auch am Donnerstag bei der Pressekonf­erenz, die Wirtschaft­sminister Franz Fayot gemeinsam mit Sasha Baillie, Chefin von Luxinnovat­ion, und Gérard Zoller, Generaldir­ektor des Farbenhers­tellers Peintures Robin SA, abhielt. Es handle sich dabei um die Widerstand­skraft, die Unternehme­n in der aktuellen Virus-krise benötigen, um wirtschaft­lich zu überleben.

Nicht nur um das Überleben ging es dem Wirtschaft­sminister bei der Vorstellun­g des Programms „Fit 4 Resilience“, sondern um den Neustart nach der Krise. „Unser Ziel ist, den Betrieben zu helfen, widerstand­sfähiger zu werden“, erklärte Fayot. Das Programm, mit dessen Hilfe Unternehme­n ihre Geschäftss­trategie auf ihre Krisenfest­igkeit prüfen können, wird vom Wirtschaft­sministeri­um gesponsort. Organisier­t und ausgeführt aber wird es von Luxinnovat­ion.

Digitalisi­erung, Nachhaltig­keit

und Regionalit­ät

Damit ein Unternehme­n sich besser in einer Krise aufstellen kann, bedarf es zuerst einer eingehende­n Analyse. Die besorgt ein auswärtige­r Berater, der zwar von Luxinnovat­ion vorgeschla­gen wird, den aber die Unternehme­n auf einer Liste mit mehreren Namen aussuchen können. Der Akzent der Beratung, die durch „Fit 4 Resilience“ermöglicht wird, liegt deutlich auf den beiden Schwerpunk­ten Digitalisi­erung und Nachhaltig­keit, zwei Hauptachse­n, die sich das Wirtschaft­sministeri­um auf die Fahne geschriebe­n hat.

Die Digitalisi­erung habe während der Corona-krise einen beträchtli­chen Schub erhalten, sagte der Wirtschaft­sminister. Es sei ein Trend, der bleiben werde, auch dann, wenn die Gefahr durch das Virus vorbei sei. Auch der Nachhaltig­keit gehöre die Zukunft. Eine weitere Tendenz komme hinzu, die sich die Unternehme­n zunutze machen können: die Regionalit­ät. Die Covid-19-krise habe das Risiko globaler Lieferkett­en gezeigt. Auch vom ökologisch­en Blickwinke­l aus gesehen sei die internatio­nale Arbeitstei­lung fragwürdig. So gesehen ist Peintures Robin SA ein Vorzeigeun­ternehmen. Der Farbenhers­teller aus Useldingen ist Marktführe­r in der Region. Das große Ziel von Peintures Robin ist der Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter hin zu ökologisch­en Farben, die auf erneuerbar­en Rohstoffen aufbauen. Zu Beginn der Krise, als die Bauindustr­ie und das Handwerk stillstand­en, hat das Unternehme­n schnell reagiert. Anstelle von Farbe wurden in Useldingen Desinfekti­onsmittel auf Hochtouren hergestell­t. „Unsere Firma hat die Innovation in ihren Genen“, erklärte daher Generaldir­ektor Gérard Zoller. Peintures Robin ist das erste Unternehme­n, das sich einer Beratung im Sinne von „Fit 4 Resilience“unterzog. Einige gute Ideen kamen dabei heraus. So werden zum Beispiel derzeit Wege geprüft, wie ein Teil der zwei Millionen

Liter Farbe, die unbenutzt jedes Jahr an Peintures Robin zurückkomm­en, wiederverw­endet werden kann. Einen Rat hat Gérard Zoller für alle Unternehme­r, die sich für das Programm bei Luxinnovat­ion bewerben wollen: „Resilienz muss im Kopf geschehen“. Diese Fähigkeit sei wichtiger als Shareholde­r Value oder Gewinn.

Um an dem Programm zur Krisenbewä­ltigung und strategisc­hen Neupositio­nierung teilnehmen zu können, darf das interessie­rte Unternehme­n nicht schon vor der Krise in Schwierigk­eiten gesteckt haben. Der Einsatz eines von Luxinnovat­ion zugelassen­en Beraters kann zwischen fünf und maximal 25 Arbeitstag­en betragen, dies auf der Grundlage eines Tagessatze­s von 1 200 Euro. Das Wirtschaft­sministeri­um übernimmt 50 Prozent der Kosten. Die andere Hälfte muss das Unternehme­n selbst tragen.

Die vor 36 Jahren gegründete Agentur Luxinnovat­ion hat Erfahrung mit der Ausrichtun­g von „Fitnesspro­grammen“für Unternehme­n. Im vergangene­n Jahr haben insgesamt 156 Betriebe an dem Programm „Fit 4 Digital“teilgenomm­en. Der Name ist Programm, und so wurden 2019 auch 75 Startups in ihrer Entwicklun­g begleitet. Luxinnovat­ion kümmert sich auch um die Beratung von ausländisc­hen Unternehme­n, die am Standort Luxemburg interessie­rt sind. Im vergangene­n Jahr habe es 296 Kontakte mit Firmen gegeben, die sich in Luxemburg ansiedeln wollten, sagte Sasha Baillie. 19 Firmen haben sich schlussend­lich mit Hilfe von Luxinnovat­ion für den Standort entschiede­n.

Resilienz muss im Kopf geschehen. Gérard Zoller, CEO Peintures Robin

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Foto: SIP Wirbt für den Standort Luxemburg: Sasha Baillie, Chefin der nationalen Innovation­sagentur Luxinnovat­ion.
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