Grüner Neustart
Erste Klima- und Wirtschaftsmaßnahme: energieeffizientere Gebäude
Nachdem die Corona-krise die Klimakrise überschattet hatte, soll nun der wirtschaftliche Neustart klimafreundlich und nachhaltig vonstatten gehen. Gleich am Anfang der Pressekonferenz beschrieb Energieminister Claude Turmes (Déi Gréng) gestern seine Hoffnung: „Wir müssen die Dynamik von Solidarität und Vorsichtsgedanken, die uns bei der Eindämmung der Corona-infektionen geholfen hat, mitnehmen, um unsere Wirtschaft klimafreundlicher zu gestalten und den Klimawandel aufzuhalten.“
Als Umweltministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng) und Energieminister Claude Turmes Ende letzten Jahres den Nationalen Energie- und Klimaplan (PNEC) vorgestellt hatten, war einer der Hauptkritikpunkte, dass er zu allgemein und vage gehalten sei. Gestern stellten die beiden Minister nun die ersten konkreten Schritte vor, dies nachdem der Staatsrat den Plan am 20. Mai positiv begutachtet hatte.
Clever wohnen
Die Regierung möchte, dass Häuser und Wohnungen mithilfe staatlicher Zuschüsse Energie effizienter werden. „Gebäude machen zwölf Prozent unserer nationalen Treibhausgasemissionen aus“, sagte Dieschbourg. Um diesen Anteil zu verringern, wurden die Prime-house-beihilfen insgesamt um 50 Prozent angehoben. Sie beinhalten die Energieberatung, die bis zu einer Höhe von 3 300 Euro übernommen wird, während die Renovierung mit bis zu 30 000 Euro bezuschusst wird. Davon betroffen sind beispielsweise Isolation, thermische Dämmungen und neue Fenster.
Die staatlichen Zuschüsse für neue Heizungsanlagen wurden um 25 Prozent erhöht. So sollen mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizkessel durch Heizungsanlagen ersetzt werden, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Renovierungsaufträge müssen bis zum 31. März 2021 erteilt werden, über die Plattform guichet.lu können die Anträge für die Beihilfen eingereicht werden. Die Prämien für den Einbau von solarthermischen Anlagen oder eines Holzpelletkessels steigen um 25 Prozent auf 5 000 beziehungsweise 6 250 Euro. „Wir setzen auf Wärme, die auf erneuerbaren Energien basiert“, sagte die Umweltministerin.
Um die vorgestellte Maßnahme greifbar zu machen, erwähnte Dieschbourg ein Beispiel: „Bei der Renovierung eines 150 m2 großen Hauses, in dem die Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt wird, kann die Familie eine Beihilfe von maximal 65 000 Euro erhalten.“Dadurch steige der Wert des Hauses und die Energienebenkosten des Wohngebäudes würden auf Dauer sinken. „Natürlich können die Beihilfen einzeln beantragt werden“, fügte Dieschbourg hinzu. Es sei an der Zeit, zu handeln, so Energieminister Turmes: „10 000 Euro für eine Wärmepumpe und 6 000 Euro für eine Pelletheizung sind nicht von der Hand zu weisen.“Des Weiteren freue er sich auf die Anträge der Bürger. „Je mehr Leute mitmachen, desto besser ist das für die Umwelt und unsere Betriebe“, fügte er hinzu. Als Claude Turmes auf ein mögliches Verbot von Ölheizungen angesprochen wurde, antwortete der Minister: „Ich stelle mir aktuell eher vor, dass die Umrüstung auf freiwilliger Basis geschieht.“
Hand in Hand mit Betrieben
Auf die Frage eines Journalisten, warum die Zuschüsse zeitlich so eng begrenzt sind, antwortete er, dass die Maßnahme nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern auch die Handwerker unterstützen soll. „Jetzt ist der Moment! Es war noch nie so attraktiv, in Klimaschutz zu investieren und gleichzeitig den lokalen Betrieben zu helfen“, so Turmes. Am Ende schätzt die Regierung die zusätzlichen Kosten auf 20 bis 25 Millionen Euro für die zeitlich befristeten Prämien. „Und wir fahren auch mit zinslosen Klimakrediten fort“, sagte die Umweltministerin, dies soll den Bewohnern des Landes helfen, Investitionen in diesem Bereich zu tätigen. Von den rund 250 000 Wohngebäuden in Luxemburg sind etwa 200 000 mehr als zehn Jahre alt und können renoviert werden.
Während der Pressekonferenz deuteten die Minister an, dass dies nur die erste einer Vielzahl von Maßnahmen sei, die Klimaschutz und wirtschaftliche Relance verbinden. Daraufhin kam die Frage, ob der ursprüngliche Plan, die Akzisen auf Kraftstoffe in Luxemburg zu erhöhen, beibehalten werde. Das Großherzogtum könne seine Klimaziele durch den Corona-bedingten Einbruch der Erdölverkäufe möglicherweise erreichen, so Claude Turmes. „Sollte dies nicht gelingen, wird die voriges Jahr angekündigte Erhöhung der Mineralölsteuer zum Eindämmen des Tanktourismus von der Regierung analysiert und umgesetzt.“
Es war noch nie so attraktiv, in Klimaschutz zu investieren und gleichzeitig den lokalen Betrieben zu helfen.
Claude Turmes