Luxemburger Wort

Kommunen in Geldnot

Gemeinden geraten wegen finanziell­er Einbußen finanziell unter Druck

- Von Michèle Gantenbein

Den Gemeinden brechen durch die Corona-pandemie die Einnahmen weg. Anfang Mai ging Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP) für 2020 von einem Minus von 372 Millionen Euro und für 2021 von 150 Millionen Euro aus. Inzwischen steht für 2020 ein Minus von 420 Millionen Euro im Raum.

Nun möchte die Regierung aber, dass die Gemeinden trotz Mindereinn­ahmen weiter investiere­n, um die Wirtschaft anzukurbel­n. Ein Konjunktur­paket, wie es in anderen Bereichen existiert, will die Regierung allerdings nicht auf den Weg bringen. In einem Rundschrei­ben Anfang Mai zeichnete Innenminis­terin Taina Bofferding (LSAP) Wege auf, wie die Gemeinden die finanziell­e Durststrec­ke überbrücke­n können. Sie können auf ihre Reserven zurückgrei­fen, eine Anhebung ihrer Kreditlini­e im Intérieur beantragen, bei größeren Liquidität­sproblemen können sie auf eine Anleihe zurückgrei­fen. Eine andere Möglichkei­t sind Ausgleichs­zahlungen über den Fonds communal de péréquatio­n conjonctur­ale (FCPC). Das Intérieur bietet zudem eine Finanzbera­tung an.

„Erwarten Hilfe vom Staat“Doch das reicht vielen Gemeinden nicht. Vor allem kleine Kommunen riskieren, ins Straucheln zu geraten. Auch sie müssen Schulen und andere kommunale Infrastruk­turen bauen, haben aber mehr Mühe, die Kosten zu stemmen als große Gemeinden. Für fünf Gemeinden werde es richtig eng, 20 weitere würden wohl auf Anleihen zurückgrei­fen müssen, zitierte Emile Eicher Innenminis­terin

Taina Bofferding (LSAP) aus der gemeinsame­n Sitzung der Innenund Finanzkomm­ission diese Woche. Die von der Ministerin vorgeschla­genen Pisten gehen dem Syvicol-vorsitzend­en nicht weit genug. „Wir erwarten, dass der Staat den Gemeinden stärker unter die Arme greift, wie er es auch in anderen Bereichen macht“, erklärte Eicher gestern auf Nachfrage. Die Aussicht, die staatliche­n Subvention­en für kollektive Infrastruk­turen von 35 auf 40 Prozent zu erhöhen, sei nicht wirklich hilfreich, „zumal die Beträge gedeckelt und seit 15 Jahren nicht angepasst worden sind“.

Die größte Opposition­spartei fordert staatliche Kompensati­onszahlung­en, berechnet nach der Einwohnerz­ahl, wie es in einem Presseschr­eiben der CSV heißt.

Biancalana verteidigt Bofferding

Dan Biancalana, Lsap-abgeordnet­er und Bürgermeis­ter von Düdelingen, sieht zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigk­eit für ein Konjunktur­paket zur Unterstütz­ung der Gemeinden. Der Vorsitzend­e des Innenaussc­husses ist der

Ansicht, dass die in Aussicht gestellte Subvention­serhöhung gekoppelt an die oben aufgeführt­en Pisten ausreichen. Er verwies zudem auf die Gemeindefi­nanzreform, infolge derer 90 Millionen Euro mehr an die Gemeinden geflossen seien als vor der Reform. „Der Haushalt wird selten eins zu eins umgesetzt“, so Biancalana weiter. Die Gemeinden hätten also einen gewissen finanziell­en Spielraum. Wie sich die Lage der Gemeinden tatsächlic­h darstellt, werde man im Herbst sehen, wenn der Kassenstur­z gemacht wird.

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Foto: Shuttersto­ck Im Fonds de dotation globale des communes werden voraussich­tlich 420 Millionen Euro fehlen. Die Gemeinden werden den Gürtel wohl oder übel enger schnallen müssen.

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