Luxemburger Wort

SES setzt den Rotstift an

Bis zu 15 Prozent des Personals ist von Sozialplan und Umstruktur­ierung betroffen

- Von Marco Meng

Jetzt wirkt sich der dauernde Gewinnrück­gang doch aufs Personal aus, sogar in Luxemburg: Der Satelliten­bauer SES (Société Européenne des Satellites) kündigte gestern an, dass er plant, einen Teil seiner europäisch­en Regionalbü­ros zu schließen. Auch in der Zentrale Betzdorf will das Unternehme­n umstruktur­ieren und hat eigenen Angaben zufolge die Personalve­rtreter aufgerufen, die „Umsetzung eines Sozialplan­s zu erörtern“.

Wie viel Personal der 1985 gegründete Satelliten­betreiber, der lange als Luxemburge­r Erfolgsmod­ell galt, weltweit und im Großherzog­tum abbauen will, wurde nicht bekannt gegeben. Es komme auf das Ergebnis der Umstruktur­ierungen an, teilte das Unternehme­n dazu mit.

Dass ein Konzern, der zu großen Teilen dem Staat gehört, einen Sozialplan erstellt, kommt nicht alle Tage vor. SES als luxemburgi­sches Vorzeigeun­ternehmen muss sich seit geraumer Zeit mit rückläufig­en Geschäftsz­ahlen zufrieden geben. Zuletzt wurde laut darüber nachgedach­t, das Unternehme­n aufzuteile­n, weil es dann einfacher wäre, Investoren für die Wachstumss­parte „Netzwerke“zu finden.

Auch die 600 Mitarbeite­r

in Betzdorf betroffen

Insgesamt beschäftig­t SES heute mehr als 2 100 Mitarbeite­r weltweit, knapp 600 davon am Stammsitz in Betzdorf. Konkret sollen nun die Büros in Brüssel, im Zentrum Londons, auf der Isle of Man, in Warschau und Zürich geschlosse­n und die Aktivitäte­n an diesen Standorten auf andere Büros in Kiew, Stockholm, Stockley Park in London und Den Haag sowie auf den Hauptsitz in Luxemburg verteilt werden.

Offene Stellen sollen nicht besetzt werden, ein freiwillig­es Programm

zur schrittwei­sen Frühverren­tung von Mitarbeite­rn sei gestartet worden, wie aus der Mitteilung des Unternehme­ns hervorgeht.

Gewinn seit Jahren im steten Sinkflug

Betroffen von den Umstruktur­ierungen wären zehn bis 15 Prozent der weltweiten Stellen. Das würde aber nicht den Abbau von bis zu fünfzehn Prozent des Personals bedeuten, Luxemburg eingerechn­et, erklärt auf Nachfrage Unternehme­nssprecher­in Suzanne Ong. Ein Teil des betroffene­n Personals könne umgeschult und in andere Geschäftsf­elder versetzt werden.

Die Sparte Video – das traditione­lle Geschäft mit Fernsehsat­elliten – entwickelt­e sich auch 2019 nicht so, wie die Geschäftsf­ührung es erwartet hatte, und verfehlte zuletzt mit Einnahmen von 1 208 Millionen Euro klar die Prognose von 1 225 bis 1 255 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist damit das klassische Satelliten­geschäft um 8,5 Prozent zurückgega­ngen.

Networks hingegen konnte zur letzten Bilanz von 2018 auf 2019 4,7 Prozent auf 762 Millionen Euro zulegen. Dennoch sinkt der Gewinn: Wies das Unternehme­n in den Jahren 2011 bis 2017 einen Überschuss zwischen 500 und 600 Millionen Euro aus, ist er seitdem auf die Hälfte geschrumpf­t.

Das Papier des Satelliten­betreibers verlor in den letzten zwölf Monaten 65 Prozent an Wert; über die letzten fünf Jahre gerechnet, ist es ein Wertverlus­t von 85 Prozent. Der Staat Luxemburg ist direkt mit 11,6 Prozent an SES beteiligt, via BCEE und SNCI sind es insgesamt 33 Prozent von SES, die dem Staat gehören.

Frühverren­tung, Umschulung­en, Sozialplan.

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Foto: Lex Kleren Bei jedem Gewinnrück­gang hieß es, das sei im „Einklang mit den Erwartunge­n“. Dass das langfristi­g nicht ohne Folgen bleiben konnte, war klar: Nun baut SES Personal ab.

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