Wunderkerzen und Disziplin
„Bazaar“feiert die Öffnung und betont gesellschaftliche Verantwortung
Luxemburg. „Die Gäste freuen sich nicht nur über die Eröffnung“, sagt Gabriel Boisante, Inhaber des Restaurants „Bazaar“, und lacht, „sie sind glücklich. Man merkt, dass sie richtig gierig danach waren.“Ihm und den 41 Mitarbeitern geht es genauso. Neun befinden sich noch in Kurzarbeit. „Wirtschaftlich gesehen, hätten mehr in Kurzarbeit bleiben können, aber wir wollen Service bieten. Essen und trinken kann man auch zu Hause. Das Drumherum ist entscheidend“, sagt Boisante.
Bei Instagram sieht man, dass „Bazaar“das Drumherum beherrscht. Viele Gäste haben in dem sozialen Netzwerk Videos und Bilder von ihrem ersten Restaurantbesuch gepostet. Man sieht Wunderkerzen, strahlende Gäste – und über den Masken die lächelnden Augen der Kellner. „Die Masken sind schon unangenehm“, sagt Boisante, „aber wir haben viele getestet, um die besten zu finden.“Die Zeit vor der Eröffnung hat das Team auch für eine Sicherheitsschulung genutzt, um die Tische zu organisieren und die Karte zu überarbeiten. Darauf steht jetzt ein Qr-code. So zeigt das Smartphone das Angebot an. Das ist gut für die Hygiene und für die Umwelt. „Wir haben das schon vor Jahren probiert, aber die Kunden wollten sie nicht“, sagt Boisante. Schon damals wollte „Bazaar“innovativ und umweltfreundlich sein. „Jetzt passt die Karte in die
Zeit.“Die Krise habe auch das bewirkt: „Die Leute sind bereit für Neues, haben ein Bewusstsein für die Umwelt, für die Bedeutung von lokalen Produkten entwickelt.“Auch dieser Tendenz trägt das Menü Rechnung. Einige Preise haben sich daher geändert. Generell aber gibt es keine Preiserhöhung. „Das Bier kostet so viel wie vorher. Die Leute sollen nicht das Gefühl haben, dass sie jetzt für die Krise zahlen müssen.“
Für das erste Wochenende war „Bazaar“sofort ausgebucht. Draußen
auf der Terrasse am Knuedler können fast so viele Gäste Platz nehmen wie vor der Corona-krise. Drinnen verliert das Restaurant 30 Prozent der Plätze. „Momentan kann es nicht darum gehen, möglichst viel Umsatz zu machen. Die Gastronomie hat einen gesellschaftlichen Auftrag“, sagt Boisante. Sie muss zeigen, dass Gesundheit und Gemeinschaft vereinbar sind. „Wenn wir eine Perspektive haben wollen, müssen wir jetzt als Branche kollektiv Disziplin beweisen.“mab