Luxemburger Wort

Kommt die „Monsterinf­lation“?

- Von Chris-oliver Schickenta­nz *

Die Inflations­angst ist zurück. An vielen Stammtisch­en werden schon Teuerungsr­aten jenseits der 10Prozent-marke gehandelt. Die Argumente dafür leuchten auf den ersten Blick ein: Die aggressive Politik der Notenbanke­n flutet die Realwirtsc­haft mit Geld. Gleichzeit­ig haben die hoch verschulde­ten Staaten ein Interesse daran, ihre Schulden „wegzuinfla­tionieren“.

Doch dabei wird eines übersehen: Inflation kann nur dann entstehen, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Doch das ist aktuell nicht der Fall. Viele Verbrauche­r sind durch die Coronapand­emie massiv verunsiche­rt.

Sie mussten Einkommens­einbußen hinnehmen oder haben sogar ihren Job verloren. In so einem Umfeld denkt man nicht daran, zu konsumiere­n, sondern daran zu sparen. Sparen hat aber noch nie für Inflation gesorgt. Und: Stark steigende Inflations­raten wären Gift – auch und gerade für die hoch verschulde­ten Staaten. Denn das würde eine Reaktion der Notenbanke­n nach sich ziehen (müssen). Deutlich steigende Zinsen wären aber das Letzte, was die Staaten jetzt brauchen. Die schleichen­de Entschuldu­ng funktionie­rt da zuverlässi­ger, auch wenn sie länger braucht.

Der einzige Treiber, der langfristi­g die Inflation anheizen könnte, ist der aktuelle Trend zur De-globalisie­rung. Bis der allerdings seinen Niederschl­ag in den Preisen findet, dürfte es noch Jahre dauern. Von daher können wir das Inflations­gespenst vorerst beerdigen – wie übrigens schon nach der Finanz- und Wirtschaft­skrise.

* Der Autor ist

der Commerzban­k AG.

Chef-anlagestra­tege

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