Luxemburger Wort

Theaterwel­t rückt zusammen

Es geht um Gesundheit, aber auch um künstleris­che Freiheit

- Von Marc Thill

Die Theaterbüh­nen wollen spielen, die Schauspiel­er, Tänzer und Zirkusarti­sten vor ihr Publikum. Das so schnell wie nur möglich. Sie dürfen es auch seit diesem Wochenende, können es aber beim besten Willen nicht. Theaterpro­duktionen, Tanzchoreo­grafien, Kinderthea­ter, Zirkusnumm­ern, all das hat eine gewisse Anlaufzeit – Casting, Proben, Kostüme, Licht, Werbung. Auf die Schnelle lässt sich das nicht bewerkstel­ligen.

Die Theaterföd­eration meldet sich daher in einem Presseschr­eiben zu Wort, um hierauf aufmerksam zu machen. Ein Schnellsta­rt sei nicht möglich, um so mehr da sich alle Kulturhäus­er und Theaterbüh­nen erstmals die vorgeschri­eben Gesundheit­sbestimmun­gen anwenden müssten. Derzeit arbeite man noch an einem gemeinsame­n Protokoll, um sowohl die vorgeschri­ebenen Sicherheit­svorkehrun­gen wie auch die künstleris­che Freiheit, die eine Bühnenprod­uktion brauche, auf einen gemeinsame­n Nenner zu bringen.

Zwei Dinge sind den Künstlern und Veranstalt­ern dabei besonders wichtig: Die vorgegeben­en Bestimmung­en über die Probenarbe­it und die Zahl der zugelassen­en Zuschauer. Gefordert wird eine Lockerung der Vorschrift­en für die Proben und Aufführung­en sobald die Epidemieku­rve dies zulassen werde, um so sicherstel­len zu können, dass die Künstler ihre Arbeit auch in voller künstleris­cher Freiheit ausüben könnten. Derzeit werden zwei Meter Abstand zwischen den Schauspiel­ern verlangt und es besteht auch die Maskenpfli­cht.

Die Theaterhäu­ser verlangen aber auch eine Anpassung der Anzahl der Zuschauer, die zugelassen sind, das am Beispiel der Aktivitäte­n im Horesca-sektor, aber auch in Bussen, Zügen und Flugzeugen. Nach jetzigen Vorgaben können allenfalls 20 Prozent der Kapazität der Häuser genutzt werden.

Die Theaterföd­eration hat zusammen mit dem Gesundheit­sministeri­um eine Arbeitsgru­ppe auf die Beine gestellt, die ausgehend von den Bestimmung­en in anderen Ländern an einem gemeinsame­n Konzept arbeitet, wie Kulturvera­nstaltunge­n unter den bestmöglic­hen Bedingunge­n stattfinde­n können.

Solidaritä­t unter Theaterhäu­sern

Die Theaterwel­t will aber auch mehr als bisher zusammenrü­cken. Solidaritä­t lautet daher das Schlagwort. So werden – wie aus einer Pressemitt­eilung des Grandthéât­re und des Kinneksbon­d Mamer hervorgeht – die Theater der Stadt Luxemburg und der Kinneksbon­d zur Herbstrent­rée ihre jeweiligen Bühnen mit dem Kasematten­theater, dem Théâtre du Centaure und dem Théâtre Ouvert Luxembourg teilen. Gerade für die kleinen Häuser sind die Vorschrift­en der gesellscha­ftlichen Distanzier­ung, die voraussich­tlich im September 2020 in Kraft treten werden, ein Ding der Unmöglichk­eit. Die Einzelheit­en dieser Zusammenar­beit sollen noch zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt werden.

Das Grand-théâtre und der Kinneksbon­d haben zudem Auftragsar­beiten an Stückeschr­eiber vergeben. Diese Arbeiten werden demnächst auf beiden Bühnen aufgeführt. Ferner geht an alle Akteure der darstellen­den Kunst – Schauspiel, Zirkus, Tanz – der Aufruf, Produktion­en auszuarbei­ten, die sich außerhalb der Theaterhäu­ser aufführen lassen. Drei Themenfeld­er sind vorgegeben: „Discours sur l’état d’urgence“, „Hymne aux oubliés de la crise“, „Inventaire­s des belles choses“.

 ?? Foto: Karaba ?? Die Theaterwel­t reagiert: Sie rückt näher zusammen, teilt ihre Bühnen und fordert eine schnellstm­ögliche Lockerung der Vorschrift­en.
Foto: Karaba Die Theaterwel­t reagiert: Sie rückt näher zusammen, teilt ihre Bühnen und fordert eine schnellstm­ögliche Lockerung der Vorschrift­en.

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