Theaterwelt rückt zusammen
Es geht um Gesundheit, aber auch um künstlerische Freiheit
Die Theaterbühnen wollen spielen, die Schauspieler, Tänzer und Zirkusartisten vor ihr Publikum. Das so schnell wie nur möglich. Sie dürfen es auch seit diesem Wochenende, können es aber beim besten Willen nicht. Theaterproduktionen, Tanzchoreografien, Kindertheater, Zirkusnummern, all das hat eine gewisse Anlaufzeit – Casting, Proben, Kostüme, Licht, Werbung. Auf die Schnelle lässt sich das nicht bewerkstelligen.
Die Theaterföderation meldet sich daher in einem Presseschreiben zu Wort, um hierauf aufmerksam zu machen. Ein Schnellstart sei nicht möglich, um so mehr da sich alle Kulturhäuser und Theaterbühnen erstmals die vorgeschrieben Gesundheitsbestimmungen anwenden müssten. Derzeit arbeite man noch an einem gemeinsamen Protokoll, um sowohl die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen wie auch die künstlerische Freiheit, die eine Bühnenproduktion brauche, auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Zwei Dinge sind den Künstlern und Veranstaltern dabei besonders wichtig: Die vorgegebenen Bestimmungen über die Probenarbeit und die Zahl der zugelassenen Zuschauer. Gefordert wird eine Lockerung der Vorschriften für die Proben und Aufführungen sobald die Epidemiekurve dies zulassen werde, um so sicherstellen zu können, dass die Künstler ihre Arbeit auch in voller künstlerischer Freiheit ausüben könnten. Derzeit werden zwei Meter Abstand zwischen den Schauspielern verlangt und es besteht auch die Maskenpflicht.
Die Theaterhäuser verlangen aber auch eine Anpassung der Anzahl der Zuschauer, die zugelassen sind, das am Beispiel der Aktivitäten im Horesca-sektor, aber auch in Bussen, Zügen und Flugzeugen. Nach jetzigen Vorgaben können allenfalls 20 Prozent der Kapazität der Häuser genutzt werden.
Die Theaterföderation hat zusammen mit dem Gesundheitsministerium eine Arbeitsgruppe auf die Beine gestellt, die ausgehend von den Bestimmungen in anderen Ländern an einem gemeinsamen Konzept arbeitet, wie Kulturveranstaltungen unter den bestmöglichen Bedingungen stattfinden können.
Solidarität unter Theaterhäusern
Die Theaterwelt will aber auch mehr als bisher zusammenrücken. Solidarität lautet daher das Schlagwort. So werden – wie aus einer Pressemitteilung des Grandthéâtre und des Kinneksbond Mamer hervorgeht – die Theater der Stadt Luxemburg und der Kinneksbond zur Herbstrentrée ihre jeweiligen Bühnen mit dem Kasemattentheater, dem Théâtre du Centaure und dem Théâtre Ouvert Luxembourg teilen. Gerade für die kleinen Häuser sind die Vorschriften der gesellschaftlichen Distanzierung, die voraussichtlich im September 2020 in Kraft treten werden, ein Ding der Unmöglichkeit. Die Einzelheiten dieser Zusammenarbeit sollen noch zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt werden.
Das Grand-théâtre und der Kinneksbond haben zudem Auftragsarbeiten an Stückeschreiber vergeben. Diese Arbeiten werden demnächst auf beiden Bühnen aufgeführt. Ferner geht an alle Akteure der darstellenden Kunst – Schauspiel, Zirkus, Tanz – der Aufruf, Produktionen auszuarbeiten, die sich außerhalb der Theaterhäuser aufführen lassen. Drei Themenfelder sind vorgegeben: „Discours sur l’état d’urgence“, „Hymne aux oubliés de la crise“, „Inventaires des belles choses“.