„Ich kann nicht jedem gefallen“
Model Caroline Reuter über ihre großen Auftritte, die Corona-krise und ihre wilden Locken
Shootings unter anderem für „Vogue Russia“und „Vogue Czechoslovakia“, Laufstegjobs für Paco Rabanne, Burberry und Chanel – die Luxemburgerin Caroline Reuter konnte in den vergangenen Monaten bereits einige große Modeljobs an Land ziehen. Die 1,78 Meter große Schönheit, die mittlerweile von Agenturen in Paris, Mailand, London und New York vertreten wird, konnte nun einen weiteren Erfolg für sich verbuchen: Sie ist eines der Kampagnengesichter für die neue Handtasche des Labels Louis Vuitton, die den Namen „LV Pont 9“trägt. Im Interview spricht die 20-Jährige über ihr zweites großes Shooting für das Pariser Traditionshaus und ihr Leben als Model.
Caroline Reuter, zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem jüngsten Coup. Wie fühlt es sich an, weltweit mit dem eigenen Gesicht für eine Luxusmarke wie Louis Vuitton zu werben?
Unbeschreiblich! Ich fühle mich sehr geehrt, wieder das Gesicht ihrer Kampagne zu sein. Es ist jedes Mal wie ein wahr gewordener Traum.
Wie läuft eigentlich ein solches Shooting ab?
Wenn man am Set ankommt, geht man direkt in die Maske.
Dort warten die Make-up- und Hair-artists. Diese haben schon im Vorfeld mit dem Creative Director den gewünschten Look abgesprochen. Danach wird man vom Stylisten eingekleidet. Bevor es dann richtig losgeht, erklärt der Fotograf den „Mood“des Shootings, sodass man eine Vorstellung bekommt, wie man in die Kamera schauen und posen soll. Währenddessen gibt er einem auch Tipps und unterbreitet Vorschläge. Bei dem Louis-vuittonshooting war ebenfalls ein Kamerateam am Set, denn es wurden auch Videos gedreht, was ziemlich viel Spaß gemacht hat. Meist shootet man auch mehrere Looks, das heißt während des Tages wechselt man mehrfach Outfits, Make-up und manchmal auch Locations. Am besten gefällt mir bei den Shootings, dass man immer mit neuen Fotografen und anderen Menschen zusammenarbeitet. Das ist wirklich spannend.
Wie viele andere Branchen hatte auch die Fashionindustrie unter dem Ausbruch des Corona-virus zu leiden. Wie sehr hat Sie das Ganze beruflich und privat eingeschränkt?
Kurz vor der Quarantäne fanden noch die Fashionweeks statt. Ich bin in dieser Zeit hin und her gereist, habe jeden Tag gearbeitet und Menschen getroffen. Das hat sich ruckartig geändert – es hat daher auch etwas gedauert, bis ich mich an den langsamen Alltag gewöhnen konnte. Mein Privatleben hat sich natürlich ebenfalls gewandelt. Ich habe die Pandemie-zeit mit meinen Eltern und Geschwistern zu Hause in Luxemburg verbracht. Meine Freunde konnte ich leider nicht treffen – ich bin aber über Facetime und Social Media mit ihnen in Kontakt geblieben.
Die Pandemie hat Ihre Karriere ein wenig gebremst ...
Die Arbeit wurde definitiv weniger, das stimmt. Mittlerweile hatte ich aber bereits ein Facetime-shooting mit einem Fotografen. Man shootet vor seinem
Mit Cloche, elegantem Kurzmantel und der neuen Tasche „LV Pont 9“: Für die neue Kampagne des Hauses Louis Vuitton stand Caroline Reuter am Pariser Pont Neuf
vor der Kamera. eigenen Smartphone oder Laptop, aus verschiedenen Winkeln, so dass viele unterschiedliche Bilder entstehen. Der Fotograf nimmt den Call auf und bearbeitet dann die Aufnahmen. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich die Situation bald wieder ändern wird.
Wie geht die Branche allgemein mit dem Thema Corona-virus um?
Shootings finden mittlerweile wieder statt, jedoch wird das Team dabei auf ein Minimum an Personen reduziert. Außerdem wird sichergestellt, dass die Hygienevorschriften eingehalten werden. Außerdem müssen Masken und Desinfektionsmittel am Set vorhanden sein.
In dieser entschleunigten Phase hat man Zeit, einen Blick zurückzuwerfen. Welcher Job hat Ihnen bisher am besten gefallen?
Diese Frage ist nur schwer zu beantworten, denn die Erfahrungen, die ich in den vergangenen Monaten sammeln konnte, bleiben unvergesslich. Ich bin so dankbar, dass mir die Möglichkeit gegeben wird, durch die Welt zu reisen und an den verschiedensten Orten zu arbeiten – sei es auf dem Pont Neuf in Paris für Louis Vuitton, in einer Moskauer Schule für „Vogue Russia“oder in der Olympiahalle in London für Burberry.
Den Jobzusagen stehen leider auch Absagen gegenüber – denn nicht jedes Casting endet automatisch mit einer Buchung.
Wie gehen Sie mit dieser Form von Niederlage um?
Jeder Kunde hat eine bestimmte Vorstellung von dem Model, nach dem er sucht. Ich weiß, dass ich nicht jedem gefallen kann und nehme es einfach nicht persönlich. Klar, mich frustriert das manchmal, aber ich versuche einfach positiv zu bleiben und mich abzulenken.
Sie waren bereits auf diversen Werbeanzeigen und in Kampagnenvideos zu sehen. Werden Sie daher mittlerweile auch im Großherzogtum auf der Straße erkannt?
Nein, auf der Straße noch nie, aber mich hat mal jemand in einem Hot-yoga-studio in Luxemburg angesprochen – das fand ich ganz süß. Ich bin erst seit eineinhalb Jahren in diesem Business und gelte noch als „New Face“. Erst die Models, die jahrelang erfolgreich sind, werden zu einem Begriff in der Branche.
Konnten Sie mittlerweile auch einige der berühmten Models persönlich kennenlernen?
Bei der Burberry-show im Februar in London habe ich einige meiner Vorbilder gesehen, wie etwa Kendall Jenner, Irina Shayk sowie Bella und Gigi Hadid. Jedoch war ich viel zu schüchtern, um sie anzusprechen.
Ich bin zuversichtlich, dass sich die Situation bald wieder ändern wird.
Ich bin so dankbar, dass mir die Möglichkeit gegeben wird, durch die Welt zu reisen.
Was jedem Betrachter sofort bei Ihnen ins Auge sticht, sind die Locken. Sind diese einer der Gründe für Ihren Erfolg?
Ja, die Locken fallen definitiv auf und unterscheiden mich von meinen Kolleginnen. Jedoch gibt es auch Jobs, bei denen meine Haare geglättet oder zu einem Zopf zusammengebunden werden. Die Entscheidung liegt beim Kunden: Gemacht wird, was er möchte.
Haben Sie nicht mal Lust, etwas an Ihrem Look zu ändern, sich etwa die Haare abzuschneiden?
Nein, eigentlich bin ich ganz zufrieden mit meinen Locken. (lacht) Sie sind auch recht pflegeleicht: Ich lasse sie immer an der Luft trocknen und behandle sie anschließend mit Kokosöl. Zum Styling benutze ich eine Creme von Kiehl's. Hätte ich vor, an meinem Haar etwas zu ändern oder würde ein Kunde darum bitten, müsste ich meine Agentur zunächst um Rat fragen.
Wie sieht es mit Ihren weiteren Karriereplänen aus? Eigentlich hatten Sie doch geplant, nach Ihrem Schulabschluss ein Studium zu beginnen ...
Ich habe im vergangenen Jahr ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement begonnen, dieses aber abgebrochen, weil es nicht wirklich meinen Vorstellungen entsprach. Ich bin nach wie vor auf der Suche nach einem idealen Studiengang für mich. Derzeit möchte ich aber auch das Modeln nicht vernachlässigen, weil ich so großen Spaß daran habe.
Studium und Modeln – klappt das denn überhaupt zusammen?
Sowohl ein Studium als auch das Modeln sind sehr zeitintensiv. Man muss beides wirklich wollen, um es auch gemeinsam zu schaffen.