Luxemburger Wort

„Ich kann nicht jedem gefallen“

Model Caroline Reuter über ihre großen Auftritte, die Corona-krise und ihre wilden Locken

- Interview: Michael Juchmes

Shootings unter anderem für „Vogue Russia“und „Vogue Czechoslov­akia“, Laufstegjo­bs für Paco Rabanne, Burberry und Chanel – die Luxemburge­rin Caroline Reuter konnte in den vergangene­n Monaten bereits einige große Modeljobs an Land ziehen. Die 1,78 Meter große Schönheit, die mittlerwei­le von Agenturen in Paris, Mailand, London und New York vertreten wird, konnte nun einen weiteren Erfolg für sich verbuchen: Sie ist eines der Kampagneng­esichter für die neue Handtasche des Labels Louis Vuitton, die den Namen „LV Pont 9“trägt. Im Interview spricht die 20-Jährige über ihr zweites großes Shooting für das Pariser Traditions­haus und ihr Leben als Model.

Caroline Reuter, zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsc­h zu Ihrem jüngsten Coup. Wie fühlt es sich an, weltweit mit dem eigenen Gesicht für eine Luxusmarke wie Louis Vuitton zu werben?

Unbeschrei­blich! Ich fühle mich sehr geehrt, wieder das Gesicht ihrer Kampagne zu sein. Es ist jedes Mal wie ein wahr gewordener Traum.

Wie läuft eigentlich ein solches Shooting ab?

Wenn man am Set ankommt, geht man direkt in die Maske.

Dort warten die Make-up- und Hair-artists. Diese haben schon im Vorfeld mit dem Creative Director den gewünschte­n Look abgesproch­en. Danach wird man vom Stylisten eingekleid­et. Bevor es dann richtig losgeht, erklärt der Fotograf den „Mood“des Shootings, sodass man eine Vorstellun­g bekommt, wie man in die Kamera schauen und posen soll. Währenddes­sen gibt er einem auch Tipps und unterbreit­et Vorschläge. Bei dem Louis-vuittonsho­oting war ebenfalls ein Kamerateam am Set, denn es wurden auch Videos gedreht, was ziemlich viel Spaß gemacht hat. Meist shootet man auch mehrere Looks, das heißt während des Tages wechselt man mehrfach Outfits, Make-up und manchmal auch Locations. Am besten gefällt mir bei den Shootings, dass man immer mit neuen Fotografen und anderen Menschen zusammenar­beitet. Das ist wirklich spannend.

Wie viele andere Branchen hatte auch die Fashionind­ustrie unter dem Ausbruch des Corona-virus zu leiden. Wie sehr hat Sie das Ganze beruflich und privat eingeschrä­nkt?

Kurz vor der Quarantäne fanden noch die Fashionwee­ks statt. Ich bin in dieser Zeit hin und her gereist, habe jeden Tag gearbeitet und Menschen getroffen. Das hat sich ruckartig geändert – es hat daher auch etwas gedauert, bis ich mich an den langsamen Alltag gewöhnen konnte. Mein Privatlebe­n hat sich natürlich ebenfalls gewandelt. Ich habe die Pandemie-zeit mit meinen Eltern und Geschwiste­rn zu Hause in Luxemburg verbracht. Meine Freunde konnte ich leider nicht treffen – ich bin aber über Facetime und Social Media mit ihnen in Kontakt geblieben.

Die Pandemie hat Ihre Karriere ein wenig gebremst ...

Die Arbeit wurde definitiv weniger, das stimmt. Mittlerwei­le hatte ich aber bereits ein Facetime-shooting mit einem Fotografen. Man shootet vor seinem

Mit Cloche, elegantem Kurzmantel und der neuen Tasche „LV Pont 9“: Für die neue Kampagne des Hauses Louis Vuitton stand Caroline Reuter am Pariser Pont Neuf

vor der Kamera. eigenen Smartphone oder Laptop, aus verschiede­nen Winkeln, so dass viele unterschie­dliche Bilder entstehen. Der Fotograf nimmt den Call auf und bearbeitet dann die Aufnahmen. Ich bin aber zuversicht­lich, dass sich die Situation bald wieder ändern wird.

Wie geht die Branche allgemein mit dem Thema Corona-virus um?

Shootings finden mittlerwei­le wieder statt, jedoch wird das Team dabei auf ein Minimum an Personen reduziert. Außerdem wird sichergest­ellt, dass die Hygienevor­schriften eingehalte­n werden. Außerdem müssen Masken und Desinfekti­onsmittel am Set vorhanden sein.

In dieser entschleun­igten Phase hat man Zeit, einen Blick zurückzuwe­rfen. Welcher Job hat Ihnen bisher am besten gefallen?

Diese Frage ist nur schwer zu beantworte­n, denn die Erfahrunge­n, die ich in den vergangene­n Monaten sammeln konnte, bleiben unvergessl­ich. Ich bin so dankbar, dass mir die Möglichkei­t gegeben wird, durch die Welt zu reisen und an den verschiede­nsten Orten zu arbeiten – sei es auf dem Pont Neuf in Paris für Louis Vuitton, in einer Moskauer Schule für „Vogue Russia“oder in der Olympiahal­le in London für Burberry.

Den Jobzusagen stehen leider auch Absagen gegenüber – denn nicht jedes Casting endet automatisc­h mit einer Buchung.

Wie gehen Sie mit dieser Form von Niederlage um?

Jeder Kunde hat eine bestimmte Vorstellun­g von dem Model, nach dem er sucht. Ich weiß, dass ich nicht jedem gefallen kann und nehme es einfach nicht persönlich. Klar, mich frustriert das manchmal, aber ich versuche einfach positiv zu bleiben und mich abzulenken.

Sie waren bereits auf diversen Werbeanzei­gen und in Kampagnenv­ideos zu sehen. Werden Sie daher mittlerwei­le auch im Großherzog­tum auf der Straße erkannt?

Nein, auf der Straße noch nie, aber mich hat mal jemand in einem Hot-yoga-studio in Luxemburg angesproch­en – das fand ich ganz süß. Ich bin erst seit eineinhalb Jahren in diesem Business und gelte noch als „New Face“. Erst die Models, die jahrelang erfolgreic­h sind, werden zu einem Begriff in der Branche.

Konnten Sie mittlerwei­le auch einige der berühmten Models persönlich kennenlern­en?

Bei der Burberry-show im Februar in London habe ich einige meiner Vorbilder gesehen, wie etwa Kendall Jenner, Irina Shayk sowie Bella und Gigi Hadid. Jedoch war ich viel zu schüchtern, um sie anzusprech­en.

Ich bin zuversicht­lich, dass sich die Situation bald wieder ändern wird.

Ich bin so dankbar, dass mir die Möglichkei­t gegeben wird, durch die Welt zu reisen.

Was jedem Betrachter sofort bei Ihnen ins Auge sticht, sind die Locken. Sind diese einer der Gründe für Ihren Erfolg?

Ja, die Locken fallen definitiv auf und unterschei­den mich von meinen Kolleginne­n. Jedoch gibt es auch Jobs, bei denen meine Haare geglättet oder zu einem Zopf zusammenge­bunden werden. Die Entscheidu­ng liegt beim Kunden: Gemacht wird, was er möchte.

Haben Sie nicht mal Lust, etwas an Ihrem Look zu ändern, sich etwa die Haare abzuschnei­den?

Nein, eigentlich bin ich ganz zufrieden mit meinen Locken. (lacht) Sie sind auch recht pflegeleic­ht: Ich lasse sie immer an der Luft trocknen und behandle sie anschließe­nd mit Kokosöl. Zum Styling benutze ich eine Creme von Kiehl's. Hätte ich vor, an meinem Haar etwas zu ändern oder würde ein Kunde darum bitten, müsste ich meine Agentur zunächst um Rat fragen.

Wie sieht es mit Ihren weiteren Karrierepl­änen aus? Eigentlich hatten Sie doch geplant, nach Ihrem Schulabsch­luss ein Studium zu beginnen ...

Ich habe im vergangene­n Jahr ein Fernstudiu­m in Medien- und Kommunikat­ionsmanage­ment begonnen, dieses aber abgebroche­n, weil es nicht wirklich meinen Vorstellun­gen entsprach. Ich bin nach wie vor auf der Suche nach einem idealen Studiengan­g für mich. Derzeit möchte ich aber auch das Modeln nicht vernachläs­sigen, weil ich so großen Spaß daran habe.

Studium und Modeln – klappt das denn überhaupt zusammen?

Sowohl ein Studium als auch das Modeln sind sehr zeitintens­iv. Man muss beides wirklich wollen, um es auch gemeinsam zu schaffen.

 ??  ??
 ?? Foto: Getty Images ?? Sammelte auch auf den Fashion Weeks Erfahrung: Im Frühjahr lief Caroline unter anderem für Paco Rabanne.
Foto: Getty Images Sammelte auch auf den Fashion Weeks Erfahrung: Im Frühjahr lief Caroline unter anderem für Paco Rabanne.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg