Luxemburger Wort

Beamte unter Verdacht

- Von Michèle Gantenbein

In den Ministerie­n sitzen hohe Beamte, die sehr viel Macht haben. Sie haben Erfahrung, Wissen, Kontakte, Seilschaft­en. Minister brauchen und verlassen sich auf sie. Dass Beamte Dinge nach eigenem Gutdünken voranbring­en, in eine bestimmte Richtung lenken oder blockieren, ist eine weit verbreitet­e Meinung in der Gesellscha­ft. Das Umweltmini­sterium steht diesbezügl­ich ganz besonders in der Kritik. Der Vorwurf: Das Ministeriu­m bremst aus, ganz besonders bei der Ausweisung von neuen Bauflächen. Das ist nicht illegal – aber problemati­sch, wenn sich die sachliche Auseinande­rsetzung mit der Frage, ob Grünfläche­n in Bauflächen umklassier­t werden können, mit subjektive­n und ideologisc­h-politische­n Interessen

der Entscheide­r vermischt. Das Naturschut­zgesetz, auf das das Umweltmini­sterium seine Entscheidu­ngen basiert, bietet einen ungeheuer breiten Argumentat­ions- und Interpreta­tionsspiel­raum. Im Umweltmini­sterium sitzen Beamte, die diesen Spielraum voll ausschöpfe­n, weil sie keinen Quadratzen­timeter Grünfläche hergeben wollen. Was der grünen Ministerin nur recht sein kann. Doch die Glaubwürdi­gkeit des Ministeriu­ms, dass es dort sachlich, unparteiis­ch und ohne Günstlings­wirtschaft zugeht, hat nicht zuletzt durch die Traversini-affäre stark gelitten. Der Verdacht der Willkür steht seit Längerem im Raum und wird durch die hier dargelegte­n Fälle ganz sicher nicht entschärft.

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