Luxemburger Wort

Wer bestimmt in der Krise?

Fragestund­e: Diskussion um Wiedereröf­fnung der Spielplätz­e artet in Streit um den Etat de crise aus

- Von Morgan Kuntzmann

Der Bereich, der am meisten und unmittelba­r unter den Coronamaßn­ahmen gelitten hat, ist das Gaststätte­ngewerbe. Erst kurz vor den Pfingstfer­ien erlaubte die Regierung die Wiedereröf­fnung von Restaurant­s in Luxemburg. Nun stellt sich die Frage, ob die Leute wieder wie vor der Krise Gaststätte­n besuchen und in Hotels übernachte­n. Als erster Test galten die vergangene­n Pfingstfer­ien.

Die Deputierte der Grünen, Stéphanie Empain, wollte gestern von der Regierung wissen, ob es bereits eine Auswertung zu dem Pfingstwoc­henende gibt, was die Auslastung der Hotelzimme­r und Restaurant­tische betrifft. „Rund 1 500 Hotels und Gaststätte­n hatten bereits am Pfingstwoc­henende ihre Türen geöffnet“, beantworte­te Tourismusm­inister Lex Delles (DP) die Frage. In der folgenden Woche öffneten 700 weitere Gaststätte­nbetriebe. „Restaurant­s waren am Pfingstwoc­henende etwa zu 30 bis 40 Prozent ausgelaste­t“, so der Minister. Auch wenn es noch zu früh sei, um genaue Zahlen zu nennen, so lasse sich bereits erkennen, dass Hotels noch nicht so stark besucht sind, da diese nur zu zwölf Prozent belegt waren. Bei den Campingplä­tzen war die Situation sehr durchwachs­en.

Dies wäre je nach Lage der Plätze unterschie­dlich gewesen, da die Grenzen von Frankreich und Belgien über Pfingsten noch geschlosse­n waren, während deutsche Touristen einreisen konnten.

Spielplatz­öffnungen

Viel Diskussion­sbedarf herrschte gestern beim Thema Wiedereröf­fnung der Spielplätz­e. Gleich am

Anfang der Chambersit­zung reichte die Fraktionsv­orsitzende der CSV, Martine Hansen, einen Gesetzesan­trag ein, der die Öffnung der Spielplätz­e ab heute herbeiführ­en solle.

Es kam dann zur merkwürdig­en Szene, dass sowohl Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) als auch Vizepremie­r François Bausch (Déi Gréng) Andeutunge­n machten, dass sie bereits intern in der Regierung beschlosse­n hatten, die

Spielplätz­e zu öffnen. „Wir teilen Eure Beweggründ­e und Sorgen zu diesem Thema. Wir werden morgen im Regierungs­rat ganz sicher darüber reden“, sagte Bausch und versuchte zu beschwicht­igen. „Ihr werdet eine zufriedens­tellende Antwort bekommen.“Doch mit dieser Aussage, die den Eindruck erweckte, dass die Regierung für die Öffentlich­keit wichtige Thema für sich vorbehalte­n wolle, gossen die Regierungs­vertreter Öl ins

Feuer. Die Regierung argumentie­rte, dass die Zahlen zu den Neuinfekti­onen noch nicht vorhanden seien und erst am Abend bekannt wären. Sven Clement (Piraten) warf daraufhin die Frage in den Raum, wer denn die erste Macht im Land sei und fügte hinzu: „Wie ernst nehmen wir uns eigentlich als Parlament? Es ist doch ein Trauerspie­l, wenn wir hier um 17 Uhr gegen die Öffnung der Spielplätz­e stimmen, wissend, dass morgen früh um 11 Uhr der Regierungs­rat deren Öffnung dekretiere­n wird.“Georges Engel versuchte auf die erfolgreic­he Pandemiest­rategie der Regierung hinzuweise­n: „Wir haben bisher jeweils zwei Wochen vergehen lassen, bevor wir neue Corona-lockerunge­n beschlosse­n haben. Wir sollten uns noch ein paar Tage zurückhalt­en.“Bisher hätten sowohl Regierung als auch die Opposition­svertreter konstrukti­v zusammenge­arbeitet.

Aufgestaut­er Frust

An der Aussage des Vertreters der ADR, Gast Gibéryen, konnte man den Frust spüren, der sich während des Etat de crise aufgestaut hatte. „Dies ist nur eine Show der Regierung“, regte sich Gibéryen auf, „der Staat möchte die Privilegie­n haben, die Spielplätz­e zu öffnen“, und ging so weit, der Regierung vorzuwerfe­n, dass diese den Notstand zu eigenen Zwecken missbrauch­e.

Auch Claude Wiselers (CSV) Kritik schlug in dieselbe Kerbe: „Die Regierung spricht von konstrukti­ver Zusammenar­beit, so sehen wir das nicht. Die Opposition bekam immer nur so viel Informatio­nen, wie die Regierung später in den Pressekonf­erenzen von sich gab.“Wiseler zufolge wurde die Opposition während des Etat de Crise nur informiert und konnte nicht am Regieren teilnehmen. Die konstrukti­ve Zusammenar­beit zwischen Opposition und Regierung war nur ein Märchen, so der Csv-abgeordnet­e und forderte: „Die Entscheidu­ngen müssen wieder im Parlament getroffen werden.“Am Ende wurde der Gesetzesan­trag mit 31 Nein- zu 29 Jastimmen abgelehnt.

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Foto: A. Antony Die Opposition wirft der Regierung vor, das Thema Spielplatz­öffnung politisch auszunutze­n.
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