Luxemburger Wort

Steine des Anstoßes

Gemeinde Contern sperrt Feldwege für Autofahrer mit Betonklötz­en – und sorgt damit für Polemik

- Von Jeff Wiltzius

Contern. Eigentlich ist es eine gut gemeinte Idee der Gemeinde Contern, doch sie hat in den vergangene­n Tagen für Unmut gesorgt. Damit nämlich Autofahrer die Feldwege auf Gemeindegr­und nicht mehr als schnelle Abkürzung nutzen und damit Spaziergän­ger sowie Radfahrer gefährden, installier­te die Gemeindeve­rwaltung vor wenigen Tagen kurzerhand kleine, farbige Betonklötz­e in der Mitte der Feldwege. Diese Steine sind gerade so hoch, dass ein landwirtsc­haftliches Fahrzeug darüberfah­ren kann, für alle anderen bleiben die Wege versperrt.

Davon sind die Anrainer sowie auch die Radfahrer aber nur wenig begeistert, waren doch die Steine anfangs nicht gut zu erkennen – es fehlten Warnschild­er sowie Markierung­en am Boden.

Viele Kritikpunk­te

„Solche Steinblöck­e stellen eine ernst zu nehmende Gefahr für Fahrradfah­rer dar“, betont die Präsidenti­n der Vereinigun­g Provëlo, Monique Goldschmit, im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“. „Werden diese nicht richtig markiert, sind bei schwierige­n Wetterbedi­ngungen oder in der Dämmerung die kleinen Klötze aus Sicht der Radfahrer nur schwer zu erkennen – und gerade in Gruppen können die sehr schnell übersehen werden.“Eine ähnliche Konstrukti­on habe auf einem Feldweg in Kirchberg bereits für einen gefährlich­en Fahrradunf­all gesorgt: „Gerade die scharfen Kanten an den Betonblöck­en können bei einem Aufprall heftige Verletzung­en verursache­n“, so Goldschmit.

Auch weitere kritische Stimmen wurden laut: So sei der Weg für Landbesitz­er zu ihren Feldern nun blockiert. Zudem sei mit diesen einbetonie­rten Klötzen die schnelle Zufahrt für die Rettungsdi­enste im Ernstfall nicht mehr ohne Weiteres möglich. Die Steinkader seien für die Rettungsfa­hrzeuge zu hoch – und damit unpassierb­ar, hieß es weiter.

Die Bürgermeis­terin von Contern, Marion Zovilé-braquet, versucht, zu beschwicht­igen: „Uns war bewusst, dass diese Klötze eine Gefahr darstellen könnten. Daher gab es zeitgleich verschiede­ne Lösungsans­ätze.“So haben die Betonsperr­en mittlerwei­le kleine Leuchten, Warnschild­er und Straßenmar­kierungen wurden installier­t. Einige Steine mussten aber nachträgli­ch versetzt werden, denn diese lagen an ungünstige­n Stellen: „Das wurde uns aber erst bewusst, nachdem wir diese platziert hatten“, so Zovilé-braquet.

Es sei aber wichtig gewesen, die „Feldwegaut­obahnen“zu sperren: „Es war dramatisch. Stoßstange an Stoßstange rasten dort die Autofahrer über die Feldwege. Uns wurde über viele gefährlich­e Situatione­n mit Spaziergän­gern berichtet“, betont die Bürgermeis­terin. Alternativ­en kamen allerdings nicht infrage: „Aufklappba­re Absperrung­en wie an anderen Stellen wurden öfters demoliert. Es musste also eine dauerhafte und stabile Lösung sein.“

Zovilé-braquet bestreitet allerdings die Behauptung­en, die Sperren seien nicht mit den Bauern sowie dem Corps grand-ducal d'incendie et de secours abgesproch­en worden. So habe die Gemeinde von vornherein mehrere Gespräche geführt: „Die Zufahrt für die Rettungsfa­hrzeuge ist gesichert. Auch die Bauern erreichen ohne Weiteres ihre Felder – nur müssen sie vielleicht einen kleinen Umweg fahren.“

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Foto: Lex Kleren Auf mehreren Feldwegen in der Gemeinde Contern wurden farbige Betonklötz­e installier­t.

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