Luxemburger Wort

Wischen und Sprühen im Akkord

Bahnhöfe und Züge werden in der Corona-zeit verstärkt gereinigt und desinfizie­rt

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Mainz. In der Linken eine Flasche Desinfekti­onsmittel, die rechte Hand des Reinigungs­mitarbeite­rs gleitet samt getränktem Tuch den Handlauf der zentralen Treppe im Mainzer Hauptbahnh­of entlang. An vielen Ecken des Gebäudes wird in Corona-zeiten geputzt, gewischt, Flächen werden abgesprüht – ähnlich in Zügen. Für die Deutsche Bahn (DB) und andere Eisenbahnu­nternehmen bedeutet das mehr Personalau­fwand und höhere Kosten. Auf das Geld dürfe hier aber nicht geschaut werden, sagt Klaus Berdan, Leiter des Bahnhofsma­nagements in Mainz. „Das Wichtigste ist, dass sich die Fahrgäste sicher und wohl fühlen.“

Deutschlan­dweit spricht die DB von 2 000 Reinigungs­kräften, die all die Flächen desinfizie­ren, die Reisende häufig anfassen. Böden und Wände werden mit einer Hochdruck-spezialmas­chine bearbeitet, die mit dem Hersteller weiterentw­ickelt wurde. Eingesetzt werden kann Wasser und Desinfekti­onsmittel, auch in Mainz geschieht das. In rund 600 Bahnhöfen in Deutschlan­d wurden Spender mit Desinfekti­onsmittel aufgestell­t. Teils stellt die Bahn Mittel selbst her, im Db-umweltlabo­r im brandenbur­gischen Kirchmöser und im Labor der DB Systemtech­nik in München – täglich insgesamt 1 600 Liter.

In Mainz trifft bald ein drei Meter hoher Tank für Desinfekti­onsmittel mit zwei Spendern ein. Er soll am zentralen Aufgang aus der Vorhalle in Richtung der Gleise platziert werden. Denn mittlerwei­le seien wieder deutlich mehr Menschen in dem Gebäude unterwegs, auch wenn die Auslastung noch nicht die Hälfte des Üblichen erreicht habe.

„Vor-corona-stand“noch lange nicht erreicht

Ähnlich sieht es bei der Auslastung der Züge aus. Das Unternehme­n Vlexx teilt mit, seit der Verkehr Anfang Mai wieder hochgefahr­en worden sei, seien wieder mehr Fahrgäste unterwegs. Der „Vor-corona-stand“sei aber noch lange nicht erreicht. Neben der täglichen Reinigung in den Zügen mit desinfizie­renden Mitteln setzt Vlexx auch darauf, dass die Zugtüren an Haltepunkt­en automatisc­h geöffnet werden, sofern das technisch möglich ist. So müssen die Fahrgäste vor dem Aus- oder

Einsteigen nicht die Taster betätigen.

Von allmählich wieder steigenden Fahrgastza­hlen spricht auch die Trans Regio Deutsche Regionalba­hn Gmbh mit Sitz in Koblenz, die die Mittelrhei­nbahn betreibt. Auch hier stehen tägliche Reinigunge­n und Desinfizie­rungen der Züge an, die Zugbegleit­er haben ebenfalls Desinfekti­onsmittel dabei. Sie achteten auch darauf, dass Fahrgäste einen Mundnasen-schutz tragen. Die allermeist­en täten das, auch der Abstand zum nächsten Fahrgast werde in aller Regel eingehalte­n. „Die Leute sind vernünftig“, berichtet ein Mitarbeite­r der Pressestel­le.

Die Hessische Landesbahn (HLB), deren Routen bis nach Mainz und ins nördliche Rheinland-pfalz hineinreic­hen, befindet gleicherma­ßen, dass sich die meisten Fahrgäste an die Pflicht halten, Mund und Nase zu bedecken. Die Gesellscha­ft verzeichne­t in ihren Zügen aktuell eine Auslastung von rund 45 Prozent. Noch seien die Menschen zurückhalt­end, sagt Sprecherin Sabrina Walter.

In Hlb-zügen werden zusätzlich zu regulären Reinigungs­arbeiten

täglich unter anderem Haltegriff­e und -stangen, Sitzlehnen, Tische sowie Druckknöpf­e desinfizie­rt. „Bei Verdacht auf einen infizierte­n Reisenden lassen wir den entspreche­nden Wagen durch eine Spezialfir­ma gründlich desinfizie­ren.“Zum Einsatz komme dann ein Sprühnebel, der auch für eine Desinfizie­rung der Sitzpolste­r sorge.

Im Verdachtsf­all gesonderte­r Aufenthalt­sraum

Im Mainzer Hauptbahnh­of hat es bislang nach Angaben Berdans einen Corona-verdachtsf­all gegeben. Für solche Situatione­n ist ein Aufenthalt­sraum vorgesehen, die Zuwege müssen anschließe­nd sorgfältig gereinigt und desinfizie­rt werden, auch ein Aufzug ist dann erstmals außer Betrieb gesetzt. Drumherum hat sich in der Pandemie noch vieles mehr verändert: Am Infoschalt­er sind Bahnmitarb­eiter mit Plexiglass­cheiben geschützt, die großen Türen am Hauptporta­l stehen permanent offen für mehr Luftaustau­sch. Aufkleber auf dem Boden weisen auf die Maskenpfli­cht hin. Die gilt in Rheinland-pfalz nämlich nicht nur für Züge, sondern auch in Bahnhöfen.

Zu den Kosten der verstärkte­n Reinigung und Desinfekti­on machen die Deutsche Bahn und andere Unternehme­n keine Angaben. Die Bahn hat in Mainz Reinigungs­personal umgeschich­tet. Weil Mitarbeite­r der Verwaltung beispielsw­eise im Homeoffice seien, müssten deren Büros nicht geputzt werden, sagt Service-bereichsle­iter Ergün Sahin. So könne sich mehr Reinigungs­personal Bänken, Fahrplanvi­trinen, Türgriffen oder anderem Inventar im Hauptbahnh­of widmen. Zwei bis drei Kräfte seien pro Tag zusätzlich unterwegs.

An anderen Bahnhöfen testet die Bahn alternativ­e Reinigungs­methoden. Unter anderem am Frankfurte­r Hauptbahnh­of werden Handläufe einiger Rolltreppe­n mit Uv-licht entkeimt. Hier an diesem für die Bahn so wichtigen Knotenpunk­t am Main kümmern sich allein rund 30 Mitarbeite­r täglich um die Reinigung. Letztlich brauche jeder Bahnhof sein eigenes Hygienekon­zept, erklärt Berdan in Mainz. Vieles sei zwar vergleichb­ar, aber es müssten stets bauliche Besonderhe­iten beachtet werden. dpa

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Foto: dpa Mitarbeite­r der Deutschen Bahn reinigen in einem Betriebsho­f einen ICE.

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