Luxemburger Wort

Düstere Aussichten

Bericht des „Institute for Economics and Peace“: Wirtschaft­liche Folgen der Pandemie bedrohen Frieden

-

London. Die ökonomisch­en Auswirkung­en der Corona-virus-pandemie könnten negative Folgen für den Frieden in vielen Ländern haben. Das geht aus dem gestern in London veröffentl­ichten „Global Peace Index“hervor. Die Studie der Denkfabrik „Institute for Economics and Peace“(IEP) bewertet jedes Jahr die Lage in mehr als 160 Ländern der Welt anhand von Kriterien wie beispielsw­eise Krieg, Terrorismu­s, Polizeigew­alt und Waffenexpo­rten. In diesem Jahr ergänzten die Experten den Bericht zudem um eine Analyse der möglichen Folgen der Coronaviru­s-pandemie auf den Frieden in der Welt.

Zweiteilun­g der Länder

Insgesamt verzeichne­te das IEP weltweit einen Rückgang friedliche­r Verhältnis­se in neun von zwölf der vergangene­n Jahren. Das gilt auch für 2019. „Die Welt ist erheblich weniger friedlich, als sie 2008 war“, hieß es in dem Bericht. Dabei sei aber eine Zweiteilun­g zu beobachten in Gruppen von je 80 Ländern. Bei der einen Gruppe verbessert­e sich die Situation, bei der anderen wurde es schlechter. Während die Todesfälle durch Terrorismu­s und die Intensität von Konflikten abnehmen, gibt es immer mehr gewaltsame Ausschreit­ungen.

Die Corona-virus-pandemie dürfte die Situation weiter verschlimm­ern, schätzen die Experten.

„Das IEP identifizi­ert die wirtschaft­lichen Auswirkung­en von Lockdowns als erhebliche Bedrohung für den Frieden“, heißt es in dem Bericht. Es müsse mit Kürzungen bei Entwicklun­gshilfe und bei der Finanzieru­ng von Unfriedens­missionen gerechnet werden. Das könne anfällige und von Konflikten betroffene Länder wie Liberia, Afghanista­n und Südsudan weiter destabilis­ieren. Zudem seien Staaten wie Brasilien, Pakistan und Argentinie­n durch wirtschaft­liche Turbulenze­n einem erhöhten Risiko durch politische Instabilit­ät, Unruhen und Gewalt ausgesetzt.

Der einzig positive Effekt der Corona-virus-pandemie sei möglicherw­eise, dass Stellvertr­eterkriege schwierige­r zu finanziere­n sein könnten, so die Experten. Es bleibe aber abzusehen, ob sich das Engagement Saudi-arabiens im Jemen oder Russlands in Syrien verringere.

Das dem Index zufolge friedlichs­te Land der Welt ist Island. Dahinter folgen Neuseeland und Portugal. Die Schweiz ist unveränder­t auf dem zehnten Platz und Österreich wie im vergangene­n Jahr auf Platz vier. Deutschlan­d stieg auf dem Ranking der friedlichs­ten Länder um sechs Plätze nach oben seit dem vergangene­n Jahr und steht nun an 16. Stelle. Belgien belegt Platz 17 und Frankreich Platz 66. Die USA rangieren an 121. Stelle. An letzter Stelle steht

Afghanista­n. Luxemburg wird im „Global Peace Index“nicht aufgeführt.

Auch weltweit ist die Zahl der Toten durch terroristi­sche Angriffe rückläufig. Waren es 2015 noch etwa 33 500, starben im vergangene­n Jahr noch 8 000 Menschen durch Terrorismu­s. In 100 Ländern gingen zudem die Militäraus­gaben im Verhältnis zum Bruttoinla­ndsprodukt zurück, in 133 Staaten sank der Anteil der Militärang­ehörigen gemessen an der Gesamtbevö­lkerung.

Eine Zunahme war bei Unruhen zu beobachten. Im Jahr 2019 waren fast 60 Prozent aller Länder von gewaltsame­n Protesten betroffen. Die Iep-experten beobachten hier einen Langzeittr­end: Die Zahl der Ausschreit­ungen weltweit hat sich demnach in den vergangene­n zehn Jahren beinahe verdreifac­ht.

Die ökonomisch­en Kosten von Gewalt und Konflikten im Jahr 2019 bezifferte das Institut weltweit auf 14,5 Billionen Us-dollar (umgerechne­t rund 12,8 Billionen Euro). dpa ►

economicsa­ndpeace.org

 ?? Foto: AFP ?? Wie 2019 belegt Afghanista­n auch dieses Jahr den letzten Platz des „Global Peace Index“.
Foto: AFP Wie 2019 belegt Afghanista­n auch dieses Jahr den letzten Platz des „Global Peace Index“.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg