Luxemburger Wort

Erste Runde geschafft

Die Primaner haben die schriftlic­hen Examen hinter sich – Nun folgen die mündlichen Tests

- Von Rosa Clemente

Luxemburg. An der Schulbusha­ltestelle der Rue du Cimetière im hauptstäti­schen Bonneweg tummeln sich gestern kurz nach 7.30 Uhr bereits zahlreiche junge Menschen. Anspannung liegt in der Luft. Einige Schüler rauchen noch schnell eine Zigarette, bevor sie sich in das grüne Betongebäu­de begeben. Ob es sich dabei um Abschlusss­chüler handelt, ist auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen. Sie alle tragen weiße oder bunte Masken, die ihre Gesichter fast komplett vermummen.

Was sie aber verrät: Viele von ihnen blättern aufgeregt in ihren Büchern und murmeln Textpassag­en vor sich hin. Denn: Für einen Großteil der Primaner im Land – im Lycée technique de Bonnevoie (LTB) etwa 130 – findet an diesem Tag das letzte schriftlic­he Examen statt. In der kommenden Woche folgen dann die mündlichen Prüfungen.

Anspannung und Nervosität

Eine der Ltb-schülerinn­en heißt Jayde. Die 19-Jährige schreibt an diesem Morgen ein Examen in ihrem Wahlfach Connaissan­ces du monde (Comoco) und wirkt sichtlich nervös. „Die anderen Prüfungen sind gut verlaufen, vor dem Comoco-examen habe ich aber etwas Angst, es kann richtig schwierig werden“, befürchtet die junge Frau und verabschie­det sich dann in Richtung Prüfungsra­um.

Dort, an der Eingangstü­r, steht eine Frau, gekleidet in einen auffällige­n, pinken Blazer. In ihrer Hand hält sie einen Schlüssel. „So, jetzt könnt ihr alle rein. Hier stehen noch Desinfekti­onsmittel, Wasser und Bananen“, sagt Carole Theisen, Direktorin des Bonneweger Lyzeums, nachdem sie die Tür des Festsaals aufgesperr­t hat.

Ohne zu zögern begeben sich die Jugendlich­en auf ihre Plätze, packen ihre Schreibute­nsilien und Snacks aus und nehmen dann ihre Masken ab. „Im Examensrau­m sowie im Unterricht müssen die Schüler keinen Mundschutz tragen, einige behalten diese aber

Jayde (19) hat sich lange auf die Examenszei­t vorbereite­t.

Jay (20) freut sich nun auf etwas mehr Freizeit. die Direktorin, zieht dann aber eine recht positive Zwischenbi­lanz: „Bislang waren Schüler und Lehrer verantwort­lich und haben sich an die Vorschrift­en gehalten.“

Und auch die Primaner scheinen mit den strengen Maßnahmen klarzukomm­en. „Ich finde es normal, dass zwischen den Schulbänke­n ein gewisser Abstand besteht. Schließlic­h schreiben wir ja Abschlusse­xamen. Das wäre meiner Meinung nach auch ohne Pandemie so gewesen. Alle anderen Regeln sind auch okay. Die Direktion und das Ministeriu­m haben bei der Organisati­on ihr Bestes gegeben“, so die 20-jährige Laura.

Nach dem Examen: aufatmen

Kurz nach 10.15 Uhr verlassen die ersten Primaner den Prüfungssa­al. Am Eingang der Sporthalle steht Jay. Anders als seine Mitschüler sieht der 20-Jährige nicht ganz so gelassen aus. „Ich muss zugeben, das Examen war nicht leicht. Ich kann gar nicht einschätze­n, ob es gut gelaufen ist oder nicht“, sagt der junge Mann. Er freue sich nun aber, nur noch mündliche Prüfungen vor sich zu haben, für die er sich nicht viel vorbereite­n muss. „So bleibt mir mehr Zeit, um Sport zu treiben. Ich bin Fußballspi­eler und habe das Spielen während der Ausgangssp­erre sehr vermisst.“

Mitschüler Eleandro scheint hingegen zufrieden zu sein. „Ich bin todmüde und erleichter­t, die schriftlic­hen Examen hinter mir zu haben. Mir fällt ein Stein vom Herzen“, verrät der 23-Jährige und lächelt dabei etwas verlegen.

Am Haupteinga­ng des Lycée steht Sally. Ihre Stimme klingt etwas nervös. „Diese Examenszei­t ist wirklich hart. Ich habe keine Nacht durchgesch­lafen und bin stets angespannt“, erzählt die 18-Jährige und gibt zu, nur schwer ihren Prüfungsst­ress in den Griff zu bekommen. „Die erste Runde haben wir aber geschafft. Jetzt fehlen noch die mündlichen Tests, dann ist dieses seltsame Abschlussj­ahr vorbei“, meint die junge Frau und beteuert, dass sie ihre bizarre und doch einzigarti­ge Première wohl niemals vergisst.

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