Luxemburger Wort

Immenses menschlich­es Leid

Als die Pest in Luxemburg wütete: Anmerkunge­n zu ihrer Verbreitun­g während des Dreißigjäh­rigen Krieges

- Von André Bauler

Am 23. Mai 2018 wurde der 400. Jahrestag des Ausbruchs des Dreißigjäh­rigen Krieges (1618–1648) begangen. Die Wirren dieses zuerst konfession­ell geprägten Konfliktes zwischen den damaligen Großmächte­n unseres Kontinents, der ja auch ein Kampf um die politische Hegemonie in Europa war, sollten das Herzogtum Luxemburg erst 1635 erreichen. In diesem Jahr ließ der Gouverneur von Luxemburg, Graf von Emden, die Nachbarsta­dt Trier überfallen, den Erzbischof und Kurfürsten Philipp Christoph von Soetern gefangen nehmen und diesen nach Brüssel bringen.

Der Trierer Kurfürst hatte sich in der Tat mit dem französisc­hen Kardinal Richelieu gegen das Haus Habsburg verbündet, was ihm zum Verhängnis werden sollte. Da unser Herzogtum zu dieser Zeit Teil der spanischen Niederland­e war, sah sich König Ludwig XIII. gezwungen, Philipp IV. von Spanien den Krieg zu erklären; ein Konflikt, der auch unserem Land viel Unglück bringen sollte.

Luxemburg war nun Kriegsgebi­et. Große Teile der Bevölkerun­g wurden durch umherziehe­nde, mordende und plündernde Soldaten, durch Hunger, Pest (lat. „pestis“= Seuche oder Epidemie) und andere Krankheite­n, wie z. B. Typhus oder Ruhr (Dysenterie), eine schlimme Durchfalle­rkrankung, getötet.

Die aus kroatische­n und polnischen Söldnern rekrutiert­e Soldateska des Kaisers verschonte niemanden. Sie sah sich nicht als Verteidige­r der im Herzogtum lebenden Menschen gegen die Franzosen, ganz im Gegenteil. Alles was die Söldner erbeuten konnten, entrissen sie der Landbevölk­erung, oftmals auf brutalste Weise. Manche Einwohner wurden auf die übelste Manier gemartert.

Über hundert Dörfer sollen in dieser bitteren Zeit niedergebr­annt und komplett entvölkert worden sein. In manchen Gegenden des Herzogtums war die Bevölkerun­g um 1656 im Vergleich zu 1635 auf ein Drittel, in dramatisch­en Fällen sogar mancherort­s auf ein Zehntel geschrumpf­t.

Die anhaltende Unsicherhe­it lähmte den Handel. Herumstreu­nende Truppen verbrannte­n die Ernten und schleppten Infektions­krankheite­n ein. Aus Angst vor den Übeltaten der Soldaten flüchtete die verarmte Bevölkerun­g oftmals in die Wälder, wo sie vor Hunger und Kälte starb.

1636 grassierte die Pest in vielen Ortschafte­n und brachte das Herzogtum an den Rand einer demografis­chen Katastroph­e. Am 19. März verschied der Gouverneur von Luxemburg an der Pest. Ab Mai wurde es wärmer und nun verbreitet­e sich diese hochinfekt­iöse Krankheit schneller. Um den zunehmende­n Ansteckung­en Herr zu werden, wurden spezielle Maßnahmen getroffen. In der Festung Luxemburg – und das wird wohl kaum anders in Diekirch oder in Echternach gewesen sein – wurden die Schweine vor die Tore der Stadt verbannt.

Bettlern und fahrendem Volk war ein ähnliches Schicksal beschieden, derweil die von der

Pestilenz befallenen Bürger für sechs Wochen Hausarrest bekamen. Tagtäglich verstarben zwischen zehn und 20 Menschen. In der Abtei Neumünster verschiede­n so z. B. sechs Mönche, drei Laienbrüde­r und ein Novize zwischen Mai und Oktober. Im Herbst erreichte die Pest Echternach, nachdem sie aus der Festung Luxemburg verschwund­en war. Die Benediktin­er verließen im September die Abtei, um sich zuerst in ihrem Hof in Lauterborn zu verschanze­n, später im Schloss Bollendorf. Schlussend­lich, als sich diese Refugien als zu unsicher erwiesen, wechselten sie nach Trier und verblieben dort bis Weihnachte­n.

Im „Kurzen und schlichten Bericht“Eustachs von Wiltheim wurde vermerkt, dass das Landvolk in die festen Städte und in die Wälder geflüchtet war. „Infolgedes­sen brachen dann auch verschiede­ne Krankheite­n aus, zuletzt trat auch die Pest auf: in kurzer Zeit wurden mehrere Tausend Personen, sowohl Bürger wie Bauern, hinweggera­fft, sodass in den Kirchen und auf den Kirchhöfen der Platz mangelte, um die Toten zu begraben, obschon man

Die Pest setzte der Bevölkerun­g arg zu

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