Blut, Schweiß und Tränen
Ein Dokumentarfilm über die Karriere von Fußballer Bastian Schweinsteiger
Die Spieler der Fußballmannschaft Chicago Fire liegen sich weinend in den Armen. Bastian Schweinsteiger hat gerade unter Tränen sein Karriereende bekannt gegeben. Bereits einige Monate später sitzen Filmproduzent Til Schweiger und Schweinsteiger gemeinsam am Esstisch, genießen ihre selbst gemachte Pasta und schwelgen bei Videos ihres ersten Aufeinandertreffens in Erinnerungen.
Dann wird es emotional: Sprung zurück ins Jahr 2012. Schweinsteiger hat im Finale der Champions League gegen den FC Chelsea gerade den entscheidenden Elfmeter verschossen und ist am Boden zerstört. „Der hat ausgeschaut wie der Tod“, kommentiert Exskifahrer Felix Neureuther die Reaktion seines besten Freundes.
In der Schweiger-produktion „Schw31ns7eiger: Memories – Von Anfang bis Legende“, die seit vergangenem Freitag auf Amazon Prime zu sehen ist, sprechen viele bekannte Personen über den ehemaligen Spieler. Erinnerungen sind das Stichwort des zweistündigen Dokumentarfilms. „Das Wichtigste sind Erinnerungen, das ist das Schönste, was man haben kann“, so Schweinsteiger. „Man lebt von Erinnerungen.“
Bereits der Titel lässt dies erahnen. Schweinsteigers Rückennummern 7 und 31 sind im Namen beinhaltet. Die 31 ist die Rückennummer, die er bei seinen Vereinen – Bayern München, Manchester United und Chicago Fire – trug. Die Sieben zierte sein Trikot bei der deutschen Nationalmannschaft.
Doch bevor sich Schweinsteiger auf die Fußballerkarriere konzentrierte, war er als Kind ein begeisterter Skifahrer. Bei Abfahrten tat er so, als wäre er Marc Girardelli. Der ehemalige Luxemburger Ausnahmesportler zählte zu seinen größten Vorbildern.
Im Gegensatz zu Girardelli wurde Schweinsteiger aber auf dem Fußballplatz berühmt. Dass er Großes vorhat, wurde bereits in einem seiner ersten Interviews bei Bayern München deutlich. Er beanspruchte die Position von Michael Ballack im Mittelfeld. Mit auffälligen Frisuren und einer Portion Frechheit machte er immer mehr auf sich aufmerksam. Aus dem jungen Talent wurde ein Führungsspieler, der Verantwortung übernahm. Eine Entwicklung, die ihn zur Symbolfigur werden ließ.
Schweinsteiger überzeugte während seiner kompletten Laufbahn vor allem mit seiner Kämpfermentalität. So trug er einen wesentlichen Teil zum Championsleague-sieg der Bayern 2013 und zum Wm-erfolg Deutschlands ein
Jahr später bei. Sein blutüberströmtes Gesicht beim Wm-finale bleibt bis heute jedem Fan in Erinnerung. Die Originalkommentare dieser großen Fußballspiele, die Stimmung in den Stadien und weinende Protagonisten bieten jede Menge emotionale Momente, die für Gänsehaut sorgen.
Die Doku zeigt Schweinsteiger allerdings nicht nur als Fußballer, sondern auch als einen sympathischen und gradlinigen Menschen. Die Kamera war beispielsweise bei der Hochzeit mit Ex-tennisspielerin Ana Ivanovic dabei. Das Tennisduell der beiden ehemaligen Spitzensportler ist besonders unterhaltsam.
Obwohl zwei Stunden zu kurz sind, um auf eine ganze Karriere zurückzublicken, werden die wichtigsten Meilensteine von Schweinsteigers Laufbahn noch einmal neu belichtet und von Personen, die ihn auf seiner Reise begleitet haben, kommentiert. Viel Zeit für Details bleibt dabei allerdings nicht. An einigen Stellen fehlt die nötige Tiefe. Die Schweinsteiger-doku beinhaltet nämlich Szenen, die man hätte ausbauen können.
Trotzdem ist der Film sehenswert. Und es ist schade, dass Schweinsteigers Karriere schon vorbei ist. Man hätte ihm gerne noch einige Jahre länger zugesehen.