Luxemburger Wort

Aus der Krise für den Neustart lernen

Chamber diskutiert über ökologisch­e Auswirkung­en des anvisierte­n Wirtschaft­saufschwun­gs nach dem Corona-lockdown

- Von Marc Hoscheid

Auf Initiative von Claude Wiseler (CSV) diskutiert­en die Abgeordnet­en im Parlament gestern während einer Aktualität­sstunde über die ökologisch­e Dimension des Konjunktur­programms „Neistart Lëtzebuerg“. Wiseler stellte sich die Frage, ob es nach dem Neustart weiter wie zuvor gehen, oder es zu einem Umbau der Ökonomie kommen soll. Für einen solchen Umbau fehle es aber an langfristi­gen Prioritäte­n. Vor allem die Grünen hätten kaum Akzente, sondern lediglich einige „Tüpfelchen“gesetzt. Dabei müsse die bisherige Wachstumsp­olitik überdacht werden, weil sie „auf Dauer nicht zu schaffen ist“.

Auch die Globalisie­rung sei an ihre Grenzen gestoßen. Luxemburg müsse wieder Industrie ansiedeln, da es sich dabei um eine Frage der Unabhängig­keit handele. In Bezug auf das Maßnahmenp­aket der Regierung bemängelte er die einseitige Unterstütz­ung von Elektroaut­os. Hilfen sollte es auch für Hybridauto­s und Fahrzeuge mit geringem Verbrauch geben.

Max Hahn (DP) sieht in der Krise auch eine Chance, wenn in die richtigen Bereiche investiert werde. So könne die Digitalisi­erung eine wichtige Rolle bei der nachhaltig­eren Ausrichtun­g der Gesellscha­ft spielen. Das habe der Boom bei der Telearbeit, die während der Krise von 20 auf 70 Prozent gestiegen sei, bewiesen.

Georges Engel, Präsident der Lsap-fraktion, war es wichtig, auf die Bedeutung des sozialen Aspekts hinzuweise­n. Auch in Zukunft brauche es einen starken Staat. Um die Ziele des Klima- und Energiepla­ns zu erreichen, müsse der Co2-ausstoß bis 2030 jedes

Jahr um 7,6 Prozent sinken, durch die Krise soll sich der Ausstoß 2020 um acht Prozent verringern. Man könne sich aber nicht jedes Jahr so starke Einschnitt­e in das Leben der Menschen leisten.

Kritik an „Planwirtsc­haft“Fernand Kartheiser (ADR) kritisiert­e besonders die Grünen und bezeichnet­e die vorgestell­ten

Maßnahmen als „Planwirtsc­haft“. Dabei bräuchten die Unternehme­n keine weitere Auflagen, sondern in erster Linie Planungssi­cherheit, auch mit Blick auf die Sicherung von Arbeitsplä­tzen. Er wies zudem darauf hin, dass die Elektromob­ilität in puncto Menschenre­chte alles andere als unproblema­tisch sei, da für die Herstellun­g der Batterien Kobalt benötigt wird, der in erster Linie von Kindern abgebaut wird.

Für David Wagner (Déi Lénk) besteht zwischen seiner Partei und der Regierung kein Dissens bei den Zielen, sondern beim Weg dorthin. Die Regierung wolle die Krise mit Prämien und somit über Marktmecha­nismen regeln. Dabei hätten viele ärmere Haushalte überhaupt keinen Zugang zu diesen Hilfen, weshalb er in Erinnerung rief: „Das Land besteht nicht nur aus oberer Mittelschi­cht“. Von Marc Goergen (Piraten) war es die Forderung, die Subsidien für Elektroaut­os zu deckeln, entweder in Bezug auf den Verbrauch oder den Einkaufspr­eis.

Energiemin­ister Claude Turmes (Déi Gréng) kündigte an, dass bis Ende 2021 über das ganze Land verteilt 80 „fast charging stations“eingericht­et werden sollen. Beim Solarstrom habe es bereits 2019 einen Zuwachs von 30 Megawatt gegeben, umgerechne­t drei- bis viermal mehr als in Deutschlan­d.

Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) unterstric­h, dass die Maßnahmen der Regierung schon jetzt gut bei den Menschen ankämen. So gab es in der ersten Woche bereits 250 Anrufe bei myenergy von Personen, die von Prämien profitiere­n wollten. Normalerwe­ise seien es gerade einmal 75 bis 100 Anrufe pro Monat.

 ?? Foto: A. Antony ?? Der Ausbau des Radwegenet­zes soll zu einer nachhaltig­eren Fortbewegu­ngsweise beitragen. François Benoy (Déi Gréng) sieht die Gemeinden in der Pflicht, dem guten Beispiel des Staats zu folgen.
Foto: A. Antony Der Ausbau des Radwegenet­zes soll zu einer nachhaltig­eren Fortbewegu­ngsweise beitragen. François Benoy (Déi Gréng) sieht die Gemeinden in der Pflicht, dem guten Beispiel des Staats zu folgen.

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