Luxemburger Wort

Auf den Kopf gestellt

Wegen Covid-19: Parlament verabschie­det Schulgeset­zänderunge­n

- Von Michèle Gantenbein

Die Covid-krise hat den Schulallta­g auf den Kopf gestellt. Seit Anfang Mai läuft der Schulbetri­eb wieder, allerdings unter veränderte­n Bedingunge­n. Im Fondamenta­l waren die Anpassunge­n ganz besonders weitreiche­nd. Das Splitting der Schüler in zwei Gruppen erforderte die Bereitstel­lung von zusätzlich­em Personal und zusätzlich­en Räumlichke­iten.

Ob das Modell bis zum 15. Juli genau so weitergefü­hrt oder angepasst wird, will Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP) Ende nächster Woche bekannt geben, wie er gestern im Parlament erklärte. Wissend, dass die Umsetzung des jetzigen Schulmodel­ls die Gemeinden und Schulen Kraft und Nerven gekostet hat, versprach der Minister, dass die Anpassunge­n ohne großen Aufwand sein werden – sofern es denn welche geben wird.

Da dieses Jahr in den Schulen nichts so lief, wie es normalerwe­ise läuft, musste die Gesetzgebu­ng an die neue Situation angepasst werden. Gestern stimmte das Parlament über vier Gesetzesän­derungen ab, die nötig waren, damit die Schüler das Schuljahr korrekt abschließe­n können.

Orientieru­ng ins Secondaire

Die erste Gesetzesän­derung bezog sich unter anderem auf die Orientieru­ng am Ende der Grundschul­e. In diesem Jahr konnten die Schüler die Epreuves standardis­ées wegen der wochenlang­en Schulschli­eßung nicht zu Ende bringen. Deshalb findet die Orientieru­ng ohne die Tests und nur auf Basis der Schülerlei­stungen während des Zyklus 4 statt. Eine andere Änderung betrifft die Berufseins­teiger. Sie haben ein Jahr Zeit, ihre Nachweise für den Erste-hilfe- und den Rettungssc­hwimmerkur­s einzureich­en. Das gilt auch für den Beleg, dass sie unabhängig von ihrer Ausbildung Erfahrung mit Kindern oder Jugendlich­en gesammelt haben, zum Beispiel als Trainer oder Animateur.

Das zweite Gesetz, das gestern verabschie­det wurde, organisier­t den Unterricht und die Betreuung der Kinder in den A- und B-gruppen. „Gleichzeit­ig übernimmt der Staat die Verantwort­ung für das gesamte Personal, das während der Unterricht­sstunden und während der Betreuungs­stunden mit den Kindern arbeitet“, so Gilles Baum (DP), Berichters­tatter der vier Gesetzeste­xte.

Berufsausb­ildung

Die Gesetzeste­xte 3 und 4 befassten sich mit den Schülern in der Berufsausb­ildung. Wie im Secondaire und im Fondamenta­l haben auch sie einen Teil der Programme verpasst. Die Leistungsb­ewertung muss also angepasst werden. Die Schüler werden nur auf Modulen und Kompetenze­n bewertet, die im Unterricht behandelt wurden, das heißt, sie erhalten eine Dispens auf nicht behandelte­n Inhalten. Das gilt auch für Praktika, die abgesagt oder abgebroche­n wurden. Noten werden mit Hilfe einer Dreisatzre­chnung ermittelt. Csv-fraktionsc­hefin Martine Hansen forderte, das Rechnungsm­odell dürfe nicht zu einer Benachteil­igung der Schüler führen.

Auszubilde­nde, deren Lehrvertra­g krisenbedi­ngt aufgelöst oder gar nicht abgeschlos­sen wurde, haben bis zum Ende des Jahres

Zeit, einen neuen Ausbildung­svertrag abzuschlie­ßen. Normalerwe­ise haben Lehrlinge sechs Wochen Zeit hierfür.

Die vier Gesetzeste­xte wurden in nur 100 Minuten durchgewun­ken und von der Opposition größtentei­ls mitgetrage­n. Die Opposition­svertreter machten mehrfach darauf aufmerksam, dass ohnehin benachteil­igte Schüler nicht noch weiter benachteil­igt werden dürften. In diesem Zusammenha­ng forderten sie zusätzlich­e Hilfestell­ung und kostenlose Nachhilfe sowie eine Analyse der Schulprogr­amme, um zu verhindern, dass etwaige Wissenslüc­ken den Schülern im kommenden Schuljahr das Genick brechen. Eine diesbezügl­iche Motion der CSV wurde von allen Parteien angenommen. Auch Claude Meisch sprach sich für die Motion aus.

Cours d’appui und cours d’accueil Die ADR hob sich mit ihrer Position von den Opposition­sparteien ab. Ihr Sprecher Fernand Kartheiser erinnerte daran, dass man den Familien lieber die Wahl zwischen Schule und Homeschool­ing gelassen hätte. Er bemängelte auch, dass ausgerechn­et für benachteil­igte Kinder wichtige Kurse – cours d’appui und cours d’accueil – dem jetzigen Schulmodel­l in weiten Teilen zum Opfer gefallen seien. „Diese Dinge fehlen, insofern ist die Rentrée, die uns als Maßnahme der sozialen Gerechtigk­eit verkauft wurde, in der Realität eine Reduzierun­g von Möglichkei­ten vieler Kinder, Unterstütz­ung zu bekommen.“

Francine Closener (LSAP) meinte mit Blick auf das Infektions­geschehen, es sei richtig gewesen, vorsichtig zu sein. Und Djuna Bernard (Déi Gréng) hob die gute Zusammenar­beit zwischen Schule und Maisons relais hervor, die letzten Endes dafür gesorgt habe, dass die Rentrée gelingen konnte.

Der Staat übernimmt die Verantwort­ung für das gesamte Personal.

Gilles Baum (DP)

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Foto: Guy Jallay Die Schüler haben sich mittlerwei­le an die Gestes barrières in den Schulen gewöhnt.

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