Hilfen von fast einer Milliarde
Regierung legt Zwischenbilanz der Covid-19-fördermaßnahmen für die Wirtschaft vor
Bis heute hat die Generaldirektion für den Mittelstand im Rahmen der verschiedenen direkten und nicht rückzahlbaren Finanzhilfemaßnahmen 82,4 Millionen Euro an kleine und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige ausgezahlt, teilte gestern Lex Delles, Minister für den Mittelstand, mit, der zusammen mit Wirtschaftsminister Franz Fayot ein Zwischenfazit der Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen vorlegte, die von der Corona-krise betroffen sind. Am 25. März hatte die Regierung fast 40 Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft gestartet.
Der rückzahlbare Vorschuss in Höhe von bis zu 500 000 Euro, um die vorübergehenden finanziellen Schwierigkeiten von Betrieben zu beheben, wurde bislang 820 Unternehmen gewährt, was einem Gesamtbetrag von 43,7 Millionen Euro entspricht, davon 37,7 Millionen Euro von der Generaldirektion für kleine und mittlere Unternehmen. Wie viele Unternehmen diese Hilfe beantragten und wie viele Anträge abgelehnt worden waren, wurde nicht bekannt gegeben.
Noch nie so viel Finanzhilfe ausgezahlt.
Lex Delles, Mittelstandsminister
Eine der wichtigsten Maßnahmen des Stabilisierungspakets ist auch nach Meinung von Handelsund Handwerkskammer die staatlich geförderte Kurzarbeit, die 80 Prozent der Löhne abdeckt. „Seit Beginn der Krise Mitte März haben fast 14 537 Unternehmen und ihre Beschäftigten von dieser Kurzarbeitsregelung profitiert, in deren Rahmen bereits 795,6 Millionen Euro in Form von Vorschüssen ausgezahlt wurden“, teilten die Minister mit.
Delles betonte: „Wir haben noch nie so viel Finanzhilfe ausgezahlt wie in dieser Krisenzeit. Diese Unterstützungsmaßnahmen
waren unverzichtbar und ermöglichten eine schnelle und wirksame Hilfe.“Es werde jedoch notwendig sein, Investitionen weiter zu fördern.
Wirtschaftsminister Franz Fayot erklärte, andere neuere Unterstützungsmaßnahmen, die im Rahmen des „Neistart Lëtzebuerg“-pakets beschlossen wurden, würden sich erst mittel- bis langfristig positiv auswirken.
Wichtigste Hilfe: Kurzarbeit
Romain Schmit, Generalsekretär der Handwerkskammer, bestätigt, dass die Regierung sinnvolle Maßnahmen getroffen habe und auch schnell Kompensationen für den Lockdown auf den Weg brachte – allerdings profitierten viele Betriebe nicht von den Hilfen. „Sie sind an zu viele Bedingungen geknüpft und zu viele Betriebe fallen deswegen durchs Raster und erhalten gar nichts“, so Schmit. Das sorge für eine gewisse Unzufriedenheit bei Unternehmen. So könnten beispielsweise Selbstständige (Einzelunternehmer) weder von „chômage partiel“noch von Ersatzgehalt profitieren.
Bei den staatlichen Garantien für Bankkredite stehe fest, so Schmit, dass solche Darlehen oft teurer sind, als wenn das Unternehmen einen solchen Kredit vor der Krise in Anspruch genommen hätte. Das können sich viele nicht leisten. „Das alles sorgt dafür, dass die Unternehmen alle auf der Bremse stehen“, so Schmit, „und niemand mehr investiert.“
Am wirkungsvollsten sei die Maßnahme mit der Kurzarbeit, weil das alle Unternehmen in Anspruch nehmen könnten, „und keines zu groß, zu klein ist, zu viele oder zu wenige Mitarbeiter hat wie bei manchen anderen Hilfsmaßnahmen“, erklärt Schmit.
Carlo Thelen, Generaldirektor der Handelskammer, weist darauf hin, dass die staatlichen Stützungsmaßnahmen verständlicherweise Schritt für Schritt gekommen seien, während Unternehmen aber vor allem langfristige Perspektiven bräuchten. „Die Hilfen waren zum Teil auch sehr komplex, die Kriterien manchmal unklar“, so der Handelskammerdirektor.
Der jüngst vorgestellte Plan zum „Neistart“sei darum positiv, denn er gebe Planungssicherheit.
Was die Möglichkeit von Krediten mit Staatsgarantie betrifft, so weiß auch Thelen, dass das für viele Firmen nicht attraktiv ist.
Die Handelskammer bietet darum ein eigenes Mittel mit der „mutualité de cautionnement“an, indem sie selbst als Bürge für ein Unternehmensdarlehen auftritt. „Das funktioniert ganz gut“, sagt Thelen. Bislang gab es dazu 477 Anträge von Unternehmen mit durchschnittlich 15 Mitarbeitern, 344 wurde bereits zugestimmt.