Luxemburger Wort

Aus Entwicklun­gsarbeit wird Nothilfe

Wie die von Partage.lu unterstütz­ten Hilfsorgan­isationen in Corona-zeiten ums Überleben kämpfen

- Von Michael Merten

Die Fastenzeit ist die wichtigste Zeit für die Fondation Partage Luxembourg/ Bridderlec­h Deelen. Denn dann läuft die jährliche Fastenakti­on, es gibt Veranstalt­ungen mit Gästen aus aller Welt, Kollekten in den Kirchen, Spendensam­mlungen. Mit dem Erlös unterstütz­t die Stiftung Hilfsorgan­isationen und Projekte in Afrika, Lateinamer­ika und Asien. Zehntausen­de Menschen bekommen etwa durch Schul- und Ausbildung­sprojekte die Chance auf einen Ausstieg aus der Armut.

Doch in der Fastenzeit 2020 war nichts, wie es in all den Jahren seit der Gründung 1966 jemals war – die startende Kampagne wurde ein Opfer des Corona-confinemen­ts. Veranstalt­ungen mussten abgesagt werden, Gottesdien­ste fanden nur noch ohne Besucher statt. Das Horrorszen­ario wäre ein völliger Spendenein­bruch gewesen. Doch im Juni kann Partage-geschäftsf­ührer Patrick Godar eine positive Bilanz ziehen: „Wir sind umgestiege­n auf Online-informatio­nen und liegen im Moment nicht wesentlich unter der Referenzpe­riode des letzten Jahres. Das heißt, die Leute waren sehr sensibel.“

Es sind also Spendengel­der da, um die Partnerorg­anisatione­n zu unterstütz­en. Doch die Corona-krise trifft die Länder des globalen Südens mit ansteigend­er Wucht. Wo in den vergangene­n Jahren Hilfe zur Selbsthilf­e im Vordergrun­d stand, geht es bei manchen Projektpar­tnern nun darum, dass die unterstütz­ten Menschen überhaupt überleben können. „Viele Partner haben Projekte zur Nahrungsmi­ttelversor­gung gestartet, und zum Teil müssen wir Gelder, die für Ausbildung­sprojekte vorgesehen waren, nun für die Ernährungs­hilfe umstellen“, sagt Godar.

Zum Teil bedeutet das: von Entwicklun­gsauf Nothilfe umsteigen. Doch wirft das die Partner nicht um Jahre zurück?

Patrik Godar und sein Team haben in den vergangene­n Wochen einen engen Austausch zu den Verantwort­lichen weltweit gepflegt. „Die sagen im Allgemeine­n: Wenn die Krise nicht zu lange dauert, können wir das noch irgendwie auffangen.“Noch seien die für 2020 geplanten Maßnahmen nicht komplett in Frage gestellt. Doch das könne sich ändern, wenn sich die Corona-pandemie zu einer regelrecht­en Katastroph­e auswachsen sollte.

Derzeit könne man das schlecht bewerten, da es in vielen Staaten aufgrund von fehlenden Testmöglic­hkeiten keine verlässlic­hen Informatio­nen gebe. „Aber wir wissen, dass die 54 Länder Afrikas zum größten Teil wirklich überhaupt nicht vorbereite­t sind.“Es fehle an der nötigen Infrastruk­tur. „Zum Teil gibt es ja nicht einmal Wasser, um sich die Hände zu waschen. Das ist eine tickende Zeitbombe“, ist Godar überzeugt. Daher gebe es derzeit verstärkt Anfragen, lokale Projekte zum Brunnenbau­en zu unterstütz­en und zu beschleuni­gen. Das Kooperatio­nsminister­ium, das Partage finanziell unterstütz­t, sei sehr kulant bei der Umstellung von Projektmit­teln. Schutzmask­en an die Partner verteilen will Partage.lu nicht. Stattdesse­n unterstütz­en die Luxemburge­r örtliche Initiative­n, die Masken nähen, was vor allem in Afrika gut funktionie­re. „Dann haben wir nämlich einen doppelten Effekt: Die Schneider bekommen ein kleines Einkommen und wir müssen nichts von außen importiere­n.“

Gelder, die für Projektrei­sen vorgesehen waren, werden nun für Notmaßnahm­en ausgegeben. Es sei absehbar, dass in diesem Jahr kaum Besuche vor Ort möglich seien. Es gebe hoch sensible Regionen, etwa Indio-gebiete am Amazonas, wo selbst regionale

Partnerorg­anisatione­n nicht mehr die Bevölkerun­g aufsuchten. „Das läuft dann alles über Funk, Telefon und andere Kanäle, ohne dass sie in die Reservate gehen.“Sorgen, dass es dadurch zur Veruntreuu­ng von Mitteln kommen könnte, hat Godar nicht. „Alle unsere Partner kennen wir seit 15, 20, 25 Jahren. Sie tun alles, um kontrollie­rbar zu bleiben.“

Eine solche langjährig­e Partnersch­aft besteht zu Marguerite Barankitse. Die heute 63-jährige Tutsi war Lehrerin, als es 1993 in ihrem Heimatland Burundi zu politische­n Unruhen und Massakern an Hunderttau­senden Angehörige­n der Tutsi kam. Daher gründete sie das Hilfswerk Maison Shalom und bot über ein Vierteljah­rhundert hinweg Tausenden Kindern ein Zuhause. 2015 brachen erneut politische Unruhen aus, mussten Tausende Menschen fliehen – auch die Menschenre­chtlerin selbst. Wie Zehntausen­de andere Burundier, von denen ein Großteil in Flüchtling­scamps an der Grenze leben muss, verschlug es sie ins Nachbarlan­d Ruanda, wo Maison Shalom nun vor allem in der Hauptstadt Kigali aktiv ist.

Das Virus vernichtet Existenzen

Zum Teil gibt es nicht einmal Wasser, um sich die Hände zu waschen. Partage-geschäftsf­ührer Patrick Godar

„Covid bringt leider viel, viel Destabilis­ation für meine Landsleute“, sagt Barankitse in einem Telefon-interview. Denn viele Flüchtling­e lebten von Tagelöhner­jobs, etwa in Bars, Restaurant­s, Märkten oder Friseurläd­en. „Diese Jobs, von denen sie leben konnten, haben sie jetzt verloren.“Eine soziale Absicherun­g gebe es für die Menschen nicht. Maison Shalom hilft in dieser Situation unkomplizi­ert, etwa indem den Menschen via Handy Geld überwiesen wird. Auch während des Confinemen­ts laufen Projekte zum Anbau etwa von Mais und Soja weiter. In den Flüchtling­scamps stellen Burundier zudem nun Masken her. Vier Mitarbeite­r von Maison Shalom haben eine Sondergene­hmigung und dürfen betreute Kinder aufsuchen. Trotz Corona geht auch Barankitse weiterhin nach draußen. „Wir sind eine große Familie“, sagt sie. „Eine Mutter riskiert ihr Leben für ihre Kinder. Ich konnte nicht zu Hause bleiben.“

Den Einsatz von Menschen wie Barankitse will Partage dauerhaft unterstütz­en. Doch mit Sorge blickt Godar in die Zukunft. Viele Fastenakti­onen machten sich mittelfris­tig große Existenzso­rgen. Es sei absehbar, dass künftig weniger Geld für Entwicklun­gshilfe zur Verfügung stehe und dass das Spendenauf­kommen sinken werde. Godar fürchtet: „Die Situation wird sich verschärfe­n.“

Pfarrei Clierf Saint-benoît clierf@cathol.lu https://cathol.lu/clierf

Clerf: Pfarrkirch­e: Sonntag, 9.30 Uhr, Hochamt, mit Anmeldung: Tel.

621 740 772 (Freitag-samstag: 9-11

Uhr). Abtei: Samstag, 10 Uhr, Messe (fra, lat). Sonntag, 10 Uhr, Messe (fra, lat); 17 Uhr, Vesper (lat).

Heinersche­id: Sonntag, 10.30 Uhr, Hochamt, mit Anmeldung: Tel.

621 740 772 (Freitag-samstag, 9-11

Uhr).

Marnach: Samstag, 18.30 Uhr, Vorabendme­sse, mit Anmeldung: Tel.

621 740 772 (Freitag-samstag, 9-11 Uhr).

Pfarrei Ëlwen-wäiswampic­h Saint-françois elwen-waiswampic­h@cathol.lu https://cathol.lu/elwen-waiswampic­h Huldingen: Samstag, 18.30 Uhr, Hochamt, fir d'kiermes mat Gräwerseeg­nung. Niederbess­lingen: Sonntag, 10.30 Uhr, Hochamt, fir d'kiermes mat Gräwerseeg­nung. Keng Härläichen-prozessiou­n.

Pfarrei Öewersauer Saint-pirmin oewersauer@cathol.lu https://cathol.lu/oewersauer

Eschdorf: Pfarrkirch­e: Sonntag, 10 Uhr, Hochamt, mit Anmeldung: Tel.

691 950 852 (Donnerstag-freitag: 911.30 Uhr).

Dahl: Samstag, 19.15 Uhr, Vorabendme­sse, mit Anmeldung: Tel.

691 950 852 (Donnerstag-freitag: 911.30 Uhr).

Harlingen: Samstag, 18 Uhr, Vorabendme­sse, mit Anmeldung: Tel.

691 950 852 (Donnerstag-freitag, 911.30 Uhr).

Heidersche­id: Sonntag, 11 Uhr, Hochamt, mit Anmeldung: Tel. 691 950 852 (Donnerstag-freitag: 9-11.30 Uhr).

Pfarrei Parc Our Saint-nicolas parc-our@cathol.lu https://cathol.lu/parc-our

Vianden: Pfarrkirch­e: Sonntag, 10.30 Uhr, Hochamt, mit Anmeldung: Tel. 83 41 13 (bis Freitag 12 Uhr): 18 Uhr, Messe, inscrição: tel. 83 41 13 (por). Bastendorf: Samstag, 19 Uhr, Vorabendme­sse, mit Anmeldung: Tel. 83 41 13 (bis Freitag 12 Uhr).

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Luxemburge­r Spender sind sensibel
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Fotos: Maison Shalom In der Maison Shalom im ruandische­n Kigali werden nun Schutzmask­en hergestell­t (ganz oben). Während des Confinemen­t wurden landwirtsc­haftliche Anbauproje­kte (unten) weiter betrieben. Auch Bauarbeite­n laufen, so gut es geht, weiter.

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