Altes Eisen
Mit dem Alter ist das so eine Sache, stelle ich mit den Jahren fest. Im Laufe der Zeit habe ich irgendwie ein, sagen wir mal, distanziertes Verhältnis zu meinem eigenen Alter entwickelt. Ganz unbewusst, möchte ich betonen. Das merke ich verstärkt beim Fußball. Nicht beim Spielen, darüber bin ich mittlerweile hinweg – der Geist ist zwar noch willig, aber die Kreuzbänder schwach. Nein, ich meine vielmehr beim Fußballkucken. Dort ertappe ich mich regelmäßig dabei, dass ich mich frage, ob dieser oder jener Spieler in seinem Alter nicht so langsam ans Aufhören denken sollte. Immerhin gehört der doch schon zum alten Eisen, philosophiere ich, blende aber
Noch ist es nicht so, dass ich die Jahre an der Hand abzähle.
in diesen Momenten konstant aus, dass auch ich mittlerweile älter als alle Kicker auf dem Platz bin, ja, viele davon gar meine Söhne sein könnten. Dabei muss ich eingestehen, dass die Fähigkeit, das Alter von anderen Menschen einzuschätzen, noch nie eine Kernkompetenz von mir war. Ich wäre wahrlich ein schlechter Türsteher, würde ich doch, ohne einen Blick auf den Ausweis zu werfen, ganzen Schulklassen Einlass in den Nachtclub gewähren, während ältere Semester draußen bleiben müssten. Zumindest dürften diese sich dann geschmeichelt fühlen – im Zweifelsfall ist es halt immer besser, jemanden jünger als älter einzuschätzen. Wobei ich wieder bei meinem Verhältnis zu meinem eigenen Alter wäre. Noch ist es zwar nicht so weit, dass ich die Jahre einzeln an den Fingern abzählen muss, doch bisweilen muss ich schon ein paar Sekunden nachdenken, welches Jahr wir noch mal haben und wie lange mein Geburtsjahr zurückliegt. Doch bekanntlich ist man ja sowieso immer nur so alt, wie man sich fühlt. Dem kann ich nur beipflichten. Es ist denn auch egal, welches Jahr wir haben, sondern es zählt vielmehr, was man gestern getan hat – und wovon man sich heute erholen muss. Gilles