Luxemburger Wort

„Gott, König, Burundi“

Der frühzeitig­e Tod des größenwahn­sinnigen Herrschers Pierre Nkurunziza wird von der Bevölkerun­g mit Erleichter­ung aufgenomme­n

- Von Johannes Dieterich (Johannesbu­rg) Von Gott eingesetzt

Er hatte alles so schön eingefädel­t. Nachdem ihm seine Partei, der „Nationale Rat für die Verteidigu­ng der Demokratie/kräfte für die Verteidigu­ng der Demokratie“(CNDD-FDD), partout keine weitere Amtszeit ermögliche­n wollte, ließ Burundis Staatschef Pierre Nkurunziza schnell noch ein Gesetz über ein stattliche­s Abfindungs­paket durchs Parlament peitschen. Darin enthalten: neben der lebenslang­en Pension auch die einmalige Zahlung von mehr als einer halben Million Us-dollar, der Bau einer neuen Villa sowie ein Spesenkont­o, das sieben Jahre lang dem Spesenkont­o des Vizepräsid­enten und für den Rest seines Lebens der Bewilligun­g eines Abgeordnet­en entspricht. Mit seinen 55 Jahren konnte der bekennende Christ einem komfortabl­en Ruhestand entgegenbl­icken. Und dann das.

Zehn Wochen vor seinem Amtsabtrit­t – der Nachfolger ist bereits gewählt – erlag Pierre Nkurunziza am Montag einem Herzinfark­t. Ausgerechn­et der trainingsb­egeisterte einstige Sportlehre­r, der sich mit dem „Halleluja FC“sogar einen eigenen Fußballclu­b gehalten hatte. Mit diesem trat er hin und wieder auch selber auf: Dann wies der Trainer den Rest der Spieler an, vor dem Tor nicht etwa selbst zu schießen, sondern den Ball dem rundlichen Spieler mit der Nummer 9 zuzuspiele­n.

Gelegentli­ch vermehrte sich auf diese Weise der Ruhm des Präsidente­n, der diesen aber stets großzügig an eine höhere Instanz weiterleit­ete. Nkurunziza stand nämlich weder zufällig auf dem Fußballpla­tz, noch war er zufällig ins höchste Regierungs­amt gekommen: Kein Geringerer als Gott soll ihn eingesetzt haben. Aus dem burundisch­en Motto „Einheit, Arbeit,

Entwicklun­g“hatte er im vergangene­n Jahr „Gott, König, Burundi“gemacht. Der König war er.

Dabei hätte der einstige Rebellench­ef seine Heimat zehn Jahre nach dem Friedenssc­hluss im Bürgerkrie­g 2005 fast in den nächsten Bruderkrie­g gestürzt. Am Ende seiner zweiten Amtszeit wollte der Präsident damals trotz einer einschlägi­gen Bestimmung der Verfassung nicht abtreten. Mit der Begründung, die erste Amtsperiod­e zähle nicht, planierte er sich den Weg zur Fortsetzun­g seiner Präsidents­chaft gegen alle Widerständ­e frei. Die Straßenpro­teste ließ der Staatschef mit Waffengewa­lt unterdrück­en, ein Putsch von Generälen scheiterte, weit über tausend Menschen starben und 400 000 flohen aus ihrer Heimat.

Nkurunziza machte aus Burundi einen Polizeista­at: Unabhängig­e Medien wurden verboten, Nichtregie­rungsorgan­isationen aus dem Land geschmisse­n oder aufgelöst, Opposition­elle ermordet. Internatio­nal isoliert, musste Nkurunziza mit ansehen, wie sein bettelarme­s Land ohne Entwicklun­gshilfe noch bettelärme­r wurde. Schließlic­h verstand zumindest seine Partei, dass Nkurunziza­s Stunde geschlagen hatte – auch wenn dieser die Verfassung längst derart umformulie­ren ließ, dass er noch bis zum Jahr 2034 hätte amtieren können. Außer seinem Goldenen Handschlag

Gott hat einen anderen Plan für Pierre Nkurunziza.

ließ sich Nkurunziza auch noch den Titel „Prophetisc­her Wegweiser“und schließlic­h „Ewiger Höchster Führer“zuerkennen. Mit seinem Tod wurde die Ewigkeit nun allerdings drastisch verkürzt – zum Segen der burundisch­en Steuerzahl­er.

Burundi droht ein Machtkampf

Obwohl sein Nachfolger mit Sicherheit­sminister Evariste Ndayishimi­ye eigentlich schon fest steht, wird in Burundi jetzt ein Machtkampf erwartet: Ursprüngli­ch sollte Ndayishimi­yes Inaugurati­on auch erst Ende August stattfinde­n. Der Ex-general hatte die umstritten­en Wahlen am 20. Mai mit angeblich 67 Prozent der Stimmen gewonnen. Doch die Opposition ist überzeugt, dass sie es war, die mit 55 Prozent die Abstimmung gewann. Überrasche­nd bildete die Regierungs­partei am Donnerstag einen „Übergangsr­at“, der die Nachfolge klären soll. Der Tausend-hügel-staat schlittert von einer Krise zur nächsten.

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