Juristische Coronaaufarbeitung beginnt
Rom. In Italien nimmt die juristische Aufarbeitung der Coronakrise mit landesweit mehr als 34 000 Toten Fahrt auf. Die Staatsanwaltschaft der heftig betroffenen Stadt Bergamo befragte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Freitag in Rom rund drei Stunden. Wie italienische Nachrichtenagenturen berichteten, fand das Treffen an seinem Amtssitz Palazzo Chigi statt. Danach sollten Gesundheitsminister Roberto Speranza und Innenministerin Luciana Lamorgese als Zeugen zu den Abläufen am Anfang der Epidemie aussagen. Die Ermittler aus der Lombardei untersuchen mögliches Missmanagement der Krise.
Italien rätselt noch, was die Ausbreitung der Krankheit im wirtschaftlich starken Norden so beschleunigt hat. Bei der Untersuchung geht es besonders um die Frage, warum die Gemeinden Alzano Lombardo und Nembro in der Provinz Bergamo nicht zu Sperrzonen erklärt wurden. Das Gebiet entwickelte sich im März zu einer Hochburg der Pandemie. Die Bilder von Militärfahrzeugen, die mit Särgen von Corona-toten beladen waren, gingen um die Welt. Hinterbliebene haben rund 50 Anzeigen gegen unbekannt gestellt, weil sie Behördenfehler vermuten. Rom hatte am 8. März die Sperrung der Lombardei und einiger Städte in Venetien angeordnet. Kurz danach folgte der Lockdown-beschluss für ganz Italien. dpa
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François Benoy (Déi Gréng) ist Präsident der parlamentarischen Umweltkommission und Berichterstatter des Atomhaftungsgesetzes. Stéphanie Empain (Déi Gréng) ist außenpolitische Sprecherin der grünen Fraktion und Mitglied der parlamentarischen Umweltkommission.