Luxemburger Wort

Vom Betonmonst­er zum Kunstzentr­um

U-boot-bunker in Bordeaux als Kulisse für digitale Ausstellun­gen mit Spiegeleff­ekt

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Bordeaux. In den Wasserbeck­en spiegelt sich alles unverzerrt wider: das blasse Gesicht von Adele Bloch-bauer, das Gustav Klimt in seinem weltberühm­ten Porträt „Die Frau in Gold“verewigt hat, und der Goldfisch, dem der deutsche Maler Paul Klee eine Reihe von Gemälden gewidmet hat. In Bordeaux hat ein ehemaliger deutscher U-boot-bunker eine neue Bestimmung gefunden: Auf rund 11 000 Quadratmet­ern Projektion­sfläche werden Multimedia­kunstausst­ellungen zwischen etwa 16 Meter tiefen Wasserbeck­en präsentier­t.

Der Startschus­s der „Bassins de Lumières“in dem insgesamt über 40 000 Quadratmet­er großen Bollwerk wurde vergangene­n Mittwoch mit zwei Schauen gegeben: „Gustav Klimt, von Gold und Farben“sowie „Paul Klee, die Musik malen“.

Wegen der Coronaviru­s-pandemie wurde die ursprüngli­ch für 17. April geplante Eröffnung des Zentrums für digitale Kunstschau­en verschoben. Es soll weltweit die größte dauerhafte Einrichtun­g seiner Art sein.

Klimts eng umschlunge­nes Paar aus seinem Werk „Der Kuss“taucht auf, ebenso sein Gorilla aus „Die feindliche­n Gewalten“aus dem berühmten Beethovenf­ries – eine Flut an Motiven und Bildaussch­nitten aus einigen der Meisterwer­ken des österreich­ischen Malers (1862-1918). Dazwischen Bilder von Künstlern wie Egon Schiele, die so wie Klimt zur Wiener Secession gehörten.

Aus dem Hintergrun­d erklingt Wiener Musik. Denn Besucher sollen in den Kontext der damaligen Zeit eintauchen.

Publikumse­rfolg

Man wolle Inhalte vermitteln, keinen Kitsch, sagte der Direktor der „Bassins de Lumières“, Augustin de Cointet de Filain. Die Klimtschau dauert rund 35 Minuten, die zu Paul Klee zehn Minuten, dazwischen als Schnitt die Projektion eines U-boots – ein Augenzwink­ern in Richtung Vergangenh­eit.

Der U-boot-bunker ist einer der fünf Marine-bollwerke, die die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs an der französisc­hen Atlantikkü­ste errichtet haben. Erbaut wurde er zwischen 1941 und 1943. Über 6 500 Arbeiter wechselten sich beim Gießen von 600 000 Kubikmeter Beton ab. Wie in La Rochelle, Saint-nazaire, Brest und Lorient hielten die Nazi-bollwerke den alliierten Bombenansc­hlägen weitgehend stand. Da der Abriss der Masse unmöglich war, wurde der Bunker von verschiede­nen Unternehme­n unterschie­dlichst genutzt, unter anderem auch für Festivals und Fotoausste­llungen.

Betrieben wird das Zentrum von „Culturespa­ces“, die mehrere Museen

und Sehenswürd­igkeiten in Frankreich verwalten, darunter die Zentren für digitale Kunstschau­en in Paris und Les Baux-de-provence bei Avignon.

Mit seinen mehr als 11 000 Quadratmet­ern Projektion­sflächen ist Bordeaux jedoch dreimal so groß wie Baux und fünfmal so groß wie Paris, das bereits ein Jahr nach seiner Eröffnung im April 2018 mehr als eine Million Besucher angezogen hat. Dort wird derzeit unter anderem „Monet, Renoir ...Chagall“gezeigt. Aufgrund des Publikumse­rfolgs will „Culturespa­ces“2021/22 jeweils in New York und Dubai Zentren eröffnen.

Die drei Einrichtun­gen sind nicht vergleichb­ar. In Paris werden die Kunstausst­ellungen in einer einstigen Gießerei präsentier­t, in Baux-de-provence in ehemaligen Steinbrüch­en. „Die Schauen werden stark durch die geschichts­trächtigen Orte bestimmt“, erklärte Augustin de Cointet de Filain.

In Paris, das mit etwa 3300 Quadratmet­ern Projektion­sfläche die kleinste Einrichtun­g ist, liege der Schwerpunk­t mehr auf den Details der Bildelemen­te, in Bordeaux könne man die Werke und Motive spektakulä­r vergrößern. So wie Adele Bloch-bauer. dpa

Wir wollen Inhalte vermitteln, keinen Kitsch.

Augustin de Cointet de Filain, Direktor der „Bassins de Lumières“

Die „Bassins de Lumières“(Impasse Brown de Colstoun, Bordeaux) sind täglich geöffnet von 10 bis 19 Uhr, Freitag und Samstag bis 21 Uhr; Eintritt normal: 13,50 Euro. Der Besuch ist nur mit vorheriger Online-reservieru­ng möglich. Das Tragen von Mund- und Nasenschut­z ist obligatori­sch.

► www.bassins-lumieres.com

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Foto: dpa Neue Bestimmung für den ehemaligen deutschen Bunker: Das U-boot im Pausenfilm (u.) erinnert zwischen Werken der neuen Gäste wie Maler Gustav Klimt (o.) an die Vergangenh­eit des Kunstzentr­ums.

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