Luxemburger Wort

Ein Becken nach Maß

Mangelhaft­e und fehlende Abwassersy­steme in Industriez­onen sollen aufgedeckt werden

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Gleich mehrere Vorfälle in Echternach, in Gasperich, aber auch in der Industriez­one Gaddersche­ier in Sassenheim sorgten in den vergangene­n neun Monaten für teils erhebliche Verschmutz­ungen des Drosbach, der Alzette und der Korn. In einer parlamenta­rischen Frage der Abgeordnet­en François Benoy und Marc Hansen (Déi Gréng) sprechen beide Politiker von insgesamt sechs Verschmutz­ungen. In allen Fällen waren unzureiche­nd funktionie­rende Rückhalteb­ecken oder fehlende Abwasser-sicherheit­ssysteme die Ursache.

Die beiden Abgeordnet­en wollen nun von den zuständige­n Ministern Carole Dieschbour­g (Umwelt), Taina Bofferding (Inneres) und Franz Fayot (Wirtschaft) Erklärunge­n zum Ist-zustand und zu den sich aufdrängen­den Konsequenz­en.

150 Kubikmeter Abwasser

Zuletzt wurde die Korn am 10. April dieses Jahres wegen eines aus ungeklärte­n Gründen geöffneten Schiebers mit rund 150 Kubikmeter­n Abwässern belastet. Die Brühe aus Holzpartik­el, Formaldehy­d, Ammoniumni­trat und anderen flüchtigen Chemikalie­n entwich aus einem Reinigungs­becken der Firma Kronospan, welche Holzpalett­en herstellt.

Der Dp-abgeordnet­e Gusty Graas stellt in einer weiteren parlamenta­rischen Frage fest, dass es hier bereits im Sommer 2019 zu einer Verschmutz­ung nach einem Großbrand kam. Damals wurde festgestel­lt, dass ein Rückhalteb­ecken undicht war. Trotz der damaligen Reparatur ist das Becken aber weiterhin porös und lässt Wasser absickern.

In diesem präzisen Fall verweisen Umwelt- und Wirtschaft­sministeri­um auch auf die Verantwort­ung des Unternehme­ns, welches den Schieber am Folgetag wieder schloss, ohne aber die zuständige­n Behörden über den Zwischenfa­ll zu informiere­n. Laut beiden Ministerie­n erfüllt das Rückhalteb­ecken ohnehin nur den Zweck, sauberes oder leicht belastetes Oberfläche­nwasser zu sammeln und dann an die Korn weiterzule­iten. Regelrecht­e Abwässer muss das Unternehme­n selbst fachgerech­t entsorgen oder aber in speziell dafür vorgesehen­en Becken lagern. Die Genehmigun­gsprozedur für das gesetzesko­nforme Ablassen von Abwässern wurde mittlerwei­le in die Wege geleitet. Zudem will Kronospan durch den Bau eines eigenen Absetzbeck­ens eine Vorbehandl­ung der Abwässer. Das Becken soll 2021 fertiggest­ellt werden.

Beide Ministerie­n verweisen zudem auf eine Arbeitsgru­ppe mit

Vertretern des Wasserwirt­schaftsamt­es, der Rettungsdi­enste CGDIS und des für die nationalen Industriez­onen zuständige­n Wirtschaft­sministeri­ums. Diese nimmt landesweit die Abwasser- und Rückhaltes­ysteme sämtlicher Aktivitäts­zonen, ob kommunal oder staatlich, unter die Lupe. Eine komplexe Aufgabe, denn in vielen gewachsene­n Industriez­onen müssen die Kanalsyste­me und die einzelnen Anschlüsse erst einmal kartografi­ert werden.

Mängel aufgedeckt

Verschiede­ne Missstände und Mängel wurden dabei bereits aufgedeckt, so die zuständige­n Minister in ihrer Antwort. Oft ist es technisch nicht möglich, zentralisi­erte Auffangbec­ken für die gesamte Industriez­one anzulegen. Zudem müsse man unterschei­den zwischen reinen Regenüberl­aufbecken und Sicherheit­sbecken, die im Notfall belastete Flüssigkei­ten oder Löschwasse­r auffangen können. Diese fallen in den Verantwort­ungsbereic­h der einzelnen Unternehme­n.

Das CGDIS lieferte dazu Informatio­nen, was die Sicherheit und eventuell benötigte Mengen an Löschwasse­r betrifft. Schließlic­h kam es immer wieder zu Problemen, wenn solches belastetes Wasser nach Bränden nicht aufgefange­n werden konnte und in den nächstbest­en Bach floss. Was die Zuständigk­eiten betrifft, so müssen je nach Art der Aktivitäts­zone das Wirtschaft­sministeri­um, die Gemeinden oder die Abwassersy­ndikate dafür Sorge tragen, dass die Infrastruk­turen bestehen und in Stand gehalten werden.

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Foto: AGE Fehlende oder unterdimen­sionierte Rückhalteb­ecken sind eine Gefahr für Bäche und Flüsse. Im Bild austretend­er Löschschau­m nach dem Brand bei Euro-composites im vergangene­n Oktober in Echternach.

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