Unterricht im Bus
International School nutzt innovatives Konzept für Umsetzung der Corona-bestimmungen
Differdingen. Am Anfang war es nur so eine Idee, Busse als Klassenräume zu nutzen. Schließlich hatten die Corona-bestimmungen in vielen Schulen zu Platzmangel geführt. Auf einmal wurden quasi doppelt so viele Klassenräume wie bisher benötigt.
Doch spitzfindige Unternehmer hatten sich bereits Gedanken gemacht. Eine deutsche Partnerfirma des Busunternehmens Saleslentz hatte Illustrationen von einem als Klassensaal umgebauten Bus veröffentlicht. Diese gefielen auch den Verantwortlichen von Sales-lentz. „Wir haben 26 Reisebusse, die niemand nutzen konnte“, erklärt Tom Janin von Sales-lentz. Auch das luxemburgische Busunternehmen veröffentlichte ähnliche Bilder im Internet. Diese waren von Lehrern der International School of Differdingen and Esch/alzette (EIDE) entdeckt worden. Da auch dort in der Schule Klassensäle fehlten und niemand das Problem zu beheben wusste, wurde auf die Idee von Unterrichtsbussen zurückgegriffen. Mit Erfolg, wie sich nach den ersten Wochen zeigt.
Eine mobile Lösung
„Vier solcher für den Anlass umgebauter Busse mietet die EIDE“, sagt Schuldirektor Gérard Zens. Zwei stehen auf dem Schulcampus in der Rue du Gaz und zwei im Schlossgarten bei der Miami University. Wichtig war es, dass die Busse im Schatten stehen. Wird es einmal etwas wärmer, kann auch die Standklimaanlage für Abkühlung sorgen. Zur Nutzung der herkömmlichen Klimaanlage muss der Motor laufen.
Der Klassensaal auf Rädern erweist sich indes als äußerst praktisch. Die Kinder haben ihren gewohnten Stuhl und ein Pult. Platz ist für bis zu zehn Schüler, obwohl die Klassen zurzeit nur aus sechs bestehen. Alle sind durch eine Plexiglasscheibe von ihrem Vordermann getrennt. Auf ihrem Stuhl können sie so ihre Hygienemaske abnehmen. „Der Unterricht verläuft ganz gut. Da nicht zu viele Kinder in einer Klasse sind, muss ich auch nicht zu laut reden“, unterstreicht Deutschlehrerin Andrea Borrega. Einzig das
Fehlen einer Tafel wird als Negativpunkt erachtet. Jedoch behelfen sich die Lehrer mit kleinen Schiefertafeln und Bildern.
Ein Konzept mit Zukunft
Trotz der positiven Rückmeldungen und der Popularität unter den Schülern hofft Gérard Zens, dass die Busse nach den Sommerferien nicht mehr benötigt werden. Ideen für deren Verwendung gibt es jedoch bereits. „Die Stiftung UP, die sich für Bildung im informellen Bereich einsetzt, hat Interesse an den Bussen angekündigt“, weiß
Tom Janin. Auch andere Konzepte wären denkbar: Ein Bus könnte etwa an einem Waldgebiet abgestellt werden. Dann könnte jeweils ein Teil des Unterrichts drinnen und ein Teil draußen stattfinden. Ein Bus soll auch in Zukunft zunächst als Klassensaal benutzbar bleiben, um zu sehen, ob das Konzept eine Zukunft hat. Ist dies nicht der Fall, kann der Bus in etwa vier Stunden wieder zum ganz normalen Reisebus umgebaut werden. Als fahrender Klassensaal darf er nämlich nicht genutzt werden.